Unser Mann in Hollywood

28.06.2017

Seit 2014 führt Christian Prangl den von seinem Vater aufgebauten Kranverleih höchst ambitioniert. Und schafft es, seine heimliche Leidenschaft ins Geschäft zu integrieren.

„Kommen Sie“, sagt Christian Prangl, „ich zeige Ihnen etwas.“ Er führt am imposanten Maschinenpark vorbei, in das neue Firmengebäude, durch das geschmackvolle Entree, einen Stiegenaufgang hinauf. An einem Treppenabsatz bleibt er stehen. „Können wir das Foto hier machen?“ An der Stirnwand prangt eine 6 x 3-Meter-Fototapete. Sie zeigt Bruce Willis vor einem Prangl Teleskopkran. Das Bild sei in Ungarn entstanden, erzählt Prangl. Bei den Dreharbeiten zu „Stirb langsam 5“ musste eine Kernszene genau vor dem Kran gedreht werden. Weil man den nicht so einfach wegschieben konnte, hatte der Regisseur die Idee, den Kran in die Szene einzubauen. Unschätzbaren Werbewert habe dieses Foto, für das er keinen Cent hatte zahlen müssen, freut sich Prangl. Immer wieder werde er zu solchen Hollywood-Einsätzen gerufen, zuletzt zu „Mission Impossible 5“, als sich Tom Cruise von der Wiener Staatsoper abseilte. Auch da spielte Prangls Teleskopkran eine tragende Rolle. Solch gute Beziehungen zu Hollywood kommen nicht von ungefähr. Als WU-Student machte der heute 43-jährige Sohn des Firmengründers ein Auslandssemester in Los ­Angeles. Er hatte immer ein Faible für Film und Fernsehen, gibt er zu. Seine Lieblingsvorlesung in LA: „Movie Marketing“, gehalten vom damaligen Marketingleiter der Sony Studios. Godzilla kam gerade heraus, „nicht sonderlich gut, aber großartig beworben“. Und Prangl, inzwischen selbst Statist in diversen Film-Produktionen, durfte sogar das Original-Drehbuch von „Men in Black“ lesen, „das hat mir wahnsinnig getaugt“. 

Filmriss

Gerade aus LA heimgekehrt, riss ihn die Brustkrebs-Diagnose seiner Mutter jäh aus seiner Traumwelt. „Ich habe mir ein Jahr genommen“, sagt er heute, „und nichts getan, als für meine Mutter da zu sein und Diplomarbeit zu schreiben. Weil arbeiten werde ich für den Rest meines Lebens.“ Titel seiner Diplomarbeit: „Spielfilmvermarktung“, 245 Seiten lang. Und ja, seiner Mutter gehe es wieder gut, danke der Nachfrage. 
Nach seinem WU-Abschluss stieg er im Jahr 2000 ins väterliche Business ein. Wie ging es ihm da, wenn sein Herz doch so an Hollywood hing? Lächelnd winkt Prangl ab. „Ich spiele ja auch Tennis und gehe deswegen nicht nach Wimbledon“, antwortet er. Aber ja, er habe sich überlegt, ins Filmbusiness einzusteigen. Und er habe sich dagegen entschieden. Weil er von seinem Vater „eine tolle Sache“ übernehmen durfte. Weil er es als seine Verantwortung sehe, dessen Lebenswerk fortzuführen. Weil ihn das stolz und zufrieden mache: „Ich hätte die Firma nicht übernehmen müssen“, sagt er, „aber ich wollte es.“ 

Zug um Zug ins Familienbusiness

Prangl junior begann im Jahr 2000 – wo sonst? – im Marketing. Dort lernte er das Geschäft kennen, in unmittelbarer Nähe zum Vater, und übernahm die Firma Stück für Stück: „Ich bin hineingewachsen.“ Mit seinem Vater war er sich einig, keine hart datierte Übergabe anzustreben. „Er war bis zuletzt immer dabei.“ Bis zu dessen Tod im Jahr 2014 hatte Christian Prangl bereits große Umstrukturierungen realisiert: die Hierarchien verschlankt, den Fuhrpark zentralisiert, die Auslastung optimiert: „Unsere Maschinen sind mobiles Vermögen. Sie sind für die laufenden Regionaleinsätze in den Niederlassungen stationiert, werden aber zentral verwaltet und bei Bedarf auch kreuz und quer durch Europa geschickt.“ Parallel investierte Prangl ständig in den Fuhrpark, etwa in einen neuen 1000-Tonnen-Kran. Den gäbe es in Europa nur siebenmal, sagt er voll Stolz. Man brauche ihn, um die gewaltigen Windräder aufzubauen oder um Instandhaltungsarbeiten in einer Raffinerie durchzuführen. Auch das wären spannende Themen, die er marketingtechnisch nützt. Als eines seiner Husarenstücke bezeichnet er die Umstellung der 510 Österreich-Mitarbeiter auf ein neues ERP-Auftragsabwicklungsprogramm. „Wir sind kein Großbetrieb, der dafür eine Zehn-Mann-Truppe abstellen kann. Das musste neben dem Tagesgeschäft laufen.“ Jetzt steht der Roll-out über CEE mit weiteren 130 Mitarbeitern bevor, „da kommen Sprach- und Grenzbarrieren dazu“. Leicht werde das nicht, aber in zwei Jahren soll alles erledigt sein. 

Heimathafen Wien

Genauso herausfordernd war die Übersiedlung der Zentrale von Brunn am Gebirge zurück nach Wien, nach Inzersdorf, die im Jänner abgeschlossen wurde. Die Asfinag musste dafür die Zu- und Abfahrtsstraßen erweitern, damit die überlangen Schwertransporte ungehindert in ihren Heimathafen einlaufen können. Prangl lobt die Unterstützung durch die Wirtschaftsagentur Wien und die zuständigen Magistratsabteilungen, stöhnt aber über die vielen Auflagen, die notwendig waren: „Für alles gibt es eine Regel, ein Gesetz, eine Vorschrift. Das erschwert das Arbeiten beträchtlich. Etwas weniger Reglementierung wäre schön.“ 51.000 Quadratmeter verbaute er für die neue Zentrale, knapp 41 Millionen Euro steckte er in Grundstück und Neubau: „Ich wollte eine Zentrale schaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen.“ Alle Büros sind rund um einen hellen Innenhof angeordnet, unterbrochen von großzügigen Sozialräumen: „Die Leute stehen jetzt wieder mehr auf und reden miteinander. Früher haben sie gemailt.“ Bei aller Mitarbeiterorientierung hält der Chef von einer kollektiven Du-Kultur nur wenig: „Ich bin mit allen per Sie. Mir ist die Meinung meiner Mitarbeiter wichtig, weil ich auch nicht die Weisheit mit dem Löffel gefressen habe, nur weil ich der Chef bin. Ich versuche, meine Leute einzubinden, wo es nur geht. Aber wir sind keine Kommune. Am Ende muss einer die Entscheidung treffen.“ 52 Jahre ist der Familienbetrieb jetzt alt. Die künftige Richtung liegt klar vor ihm: „keine zwanghafte Expansion, sondern das, was wir haben, gut und wirtschaftlich führen. In Zeiten wie diesen ist das Challenge genug.“ 
Dem Filmbusiness bleibt er dabei auf seine Art treu. In seinem aktuellen Kundenmagazin findet sich ein Interview mit Regisseur Stefan Ruzowitzky, der über seinen Führungsstil am Set spricht. Und eben wurde eine „Tatort“-Folge in Wien abgedreht. Mit dabei: Prangls Scheren-Arbeitsbühnen, an denen die Schweinwerfer montiert waren. Und wer weiß, vielleicht kommt ja bald wieder eine Hollywood-Produktion nach ­Europa. Christian Prangl wird zur Stelle sein.  

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