BMW 4er Gran Coupé: Zur Freude aller

Der Umstand der hohen Dichte an Coupés im Hause BMW ist nicht hoch genug zu bewerten. Macht man sich auf die Suche nach der mit starken Emotionen besetzten Gattung, wird man abseits der germanischen Premiumanbieter wenig bis gar nichts finden. Schuld daran sind wieder einmal die SUVs, weil sie jetzt ja auch auf Coupé machen. Echte Liebhaber erkennen den Marketinggag und wenden sich der klassischen Form zu. Und landen dabei früher oder später in den Armen von BMW. 

Dort warten vom X2 aufwärts zwar auch SUV-Coupés der feineren Art, aber eben auch jene Klassiker, wo man noch im Erdgeschoß Platz nimmt. Das 4er Gran Coupé ist der neueste Wurf. Freilich, wer es ganz genau nimmt, wird die zwei zusätzlichen Türen monieren. Wir sind solche Menschen nicht, schon gar nicht, wenn sich die Seitenansicht derart fesch und dynamisch gestaltet wie beim Gran Coupé. Es ist wohl die Schokoladenseite, noch vor dem kraftvollen Heck und der polarisierenden Front. Stichwort XXL-Niere.

Über Letztere wurde viel geschrieben. Zu viel unserer Ansicht nach, denn das Auto hinter der Niere ist ziemlich lässig. Wirklich fluffig wird es, und man muss das dazu sagen, erst mit einigen Extras. Welche das sind hängt vom individuellen Geschmack ab. Unser Testwagen traf quasi alle Geschmäcker. Er trug eine sportliche Zuspitzung in Form des M Sportpaketes mit sich, sprach aber auch Technikfans mit seinem Innovationspaket inklusive Laserlicht oder Head-up Display an. Komfortverwöhnte ergötzten sich an klimatisierten Ledersitzen, Standheizung oder Harman Kardon Sound System.

Die Bandbreite ist enorm und, was uns wirklich begeistert hat, alles ist mit dem Wesen des 4er Gran Coupé kompatibel. Zwar ist er vom Charakter her ein Sportler, und das im Sportpaket inkludierte adaptive M Fahrwerk sorgt für eine begeisternde Straßenlage, während die Sportbremse brachial verzögert und das 8-Gang Steptronic Sport Getriebe gewohnt fehlerfrei agiert. Die Komforteinstellung des Fahrwerks ist aber auch sehr stimmig, eingebettet in beheiztem Lederfauteuil mit Blick auf das lederbezogene Interieur, umsorgt von Assistenzsystemen.

Ganz ähnliches mag der 190 PS starke Diesel aus dem BMW Werk Steyr im 420d xDrive zu leisten. Via Mild-Hybrid-Technik erfuhr der Vierzylinder eine Aufwertung hin zu noch besseren Fahrleistungen bei noch geringerem Verbrauch. Der direkte Vergleich fällt ob des Mehrgewichtes zum Vorgänger schwer, in 7,6 Sekunden auf 100 m/h zu stürmen, dabei mit spontanem Ansprechverhalten zu begeistern und lediglich um die 6,3 Liter zu konsumieren braucht allerdings eh keinen Vergleich. Ist sowieso super.

Was ist sonst noch super? Platzverhältnisse, Verarbeitung und die Bedienung. Vor allem die Bedienung ist entwaffnend logisch. Man kennt das nicht anders bei BMW und freut sich ob der Pflege der Traditionen. Nicht aller Traditionen freilich, das Preisniveau ist und bleibt hoch, in Zahlen  85.868 Euro für unseren Testwagen.

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Text: Oliver Werberberger