Managertalk. Peter Drössler, Bundesfachverband Werbung und Marktkommunikation

Mitte Juni war die Sensation perfekt: Peter Drössler, stellvertretender Vorsitzender der Grünen Wirtschaft, wurde zum Obmann des Bundesfachverbandes Werbung und Marktkommunikation gewählt. Die Farbenlehre wurde damit auf den Kopf gestellt.
Von Dagmar Haier d.haier@wirtschaftsverlag.at
Foto Richard TanzerMit welchem Ereignis wurde Ihnen klar: Ich werde Manager?
Für mich war schon immer das Finden von gemeinsamen Wegen, fand das „Dolmetschen“ zwischen verschiedenen Interessensgruppen faszinierend, daher ging mein Streben nach einer Tätigkeit im Kommunikationsbereich zunächst in Richtung Journalismus. So wie ich das dann bei verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen erlebt habe, dieses Hin- und Herspringen ohne Feedback, fast nur dann, wenn man einmal etwas schlecht gemacht hatte, bin ich dann auf die PR-Seite gewechselt, weil ich mehr Umsetzungsverantwortung haben wollte.
Mit welchem/r ManagerIn würden Sie gerne einen Tag verbringen?
Es würde mir großen Spaß machen, Brigitte Ederers Karriere aus ihrem Mund geschildert zu bekommen. Sie hat bis jetzt alle Aufgaben in ihrem Leben sehr gut gemacht und ist die erste Frau in Österreich, die es in diese Liga geschafft hat und anscheinend doch bodenständig geblieben ist.
Wie definieren sie Nachhaltigkeit?
9 von 10 Mal wird das Wort falsch verwendet! Maßnahmen so setzen, dass man die Grundlagen, auf die man diese aufbaut, dabei nicht ruiniert, also keinen Raubbau betreiben. Indianer haben übrigens bis zur siebten Generation vorausgedacht.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit Auto waschen für meinen Vater als Achtjähriger, also mit einer nicht sehr nachhaltigen Tätigkeit. Später mit Ferialjobs als Dachdecker oder im Stahlwerk.
Wie bereiten Sie sich auf wichtige Konferenzen/Verhandlungen vor?
Nicht mit Yoga-Übungen. Auf zwei Ebenen: erstens fachlich, indem ich alle relevanten Infos zusammensuche. Zweitens hat es mit Empathie zu tun. Das ist fast wichtiger: ich versuche mir vorher über die möglichen Standpunkte klar zu werden und überlege im Vorfeld, wo ein Kompromiss liegen könnte. Dazu sollte man seinen Verhandlungspartner möglichst gut kennen. Ansonsten schaue ich, dass ich ein paar Minuten früher da bin, um nicht gestresst zu einer Besprechung zu kommen.
Wer (oder was) hält für Sie Ordnung im Terminkalender?
Ich bin selbst Herr über meinen Terminkalender. Ohne mein Notebook bin ich allerdings relativ hilflos!
Bei welcher Gelegenheit ertappen sie sich bei Selbstgesprächen?
Eher im Geiste, wenn ich für mich selbst Dialoge nachvollziehe oder vorausdenke. Seit ich Apple-User bin, fluche ich auch nicht mehr…!
Wem gehört die Zukunft?
Innovativ, flexibel und positiv denkenden Menschen, die es als Chance und nicht als Bedrohung empfinden, wenn sich etwas ändert.
Wie managen Sie Ihren privaten Haushalt?
Schlecht. Ich lebe allein und gehe einmal pro Woche einkaufen, und es kann schon mal vorkommen, dass ich vorher den letzten Einkauf wegwerfen muss. Aber das Programm der Waschmaschine habe ich durchschaut und kann auch meine Hemden selbst bügeln.
Was müsste sich aus (werbe)wirtschaftlicher Sicht in Österreich ändern?
Grundsätzliches: mehr positives Denken. Im Moment herrscht noch zu sehr die „Geiz ist geil“-Mentalität, übrigens ein guter, weil wirksamer Werbeslogan. „Sie wachsen mit jeder Aufgabe“ gefällt mir aber besser. Wir müssen unsere Köpfe befreien, den „Eisernen Vorhang“ aus den Köpfen bringen. Es werden zum Beispiel immer noch kaum Ost-Sprachen in den Schulen unterrichtet. Früher hatten wir DM-Preise auf den Speisekarten, aber heute schreibt niemand östliche Währungen drauf, obwohl die Touristen jetzt aus den östlichen Nachbarländern kommen.
Welche Werbekampagne hat Sie in letzter Zeit besonders beeindruckt?
„Hornbach“ oder der Junge mit der Milchflasche von BA-CA.
Wie „grün“ kann beziehungsweise muss Werbung heutzutage sein?
Im Sinne von Stoffflüssen und Energieoptimierung liegt das Problem eher bei den produzierenden Gewerben wie den Druckereien. Im Reich der Ideen könnte man genau überlegen, welche Botschaften man mit Werbung senden will.
Wie beziehungsweise womit kann man am besten junge Menschen ansprechen?
Zuerst mal zuhören. Die Zielgruppe „junge Menschen“ gibt es genauso wenig wie „Männer“ oder „Alte“. Das Klavier der Werbung hat mehr Tasten bekommen von SMS bis Weblogs. Und man muss sich davon verabschieden, Jungendliche immer bloß als „Jugendliche“ anzusprechen sondern muss sie mit den Themen ernst nehmen, die ihnen wichtig sind.
Inwieweit kann Werbung gesellschaftliche Veränderungen mitgestalten?
Wer mit Mitteln der Werbung eine gesellschaftliche Situation ändern will, überschätzt ihre Möglichkeiten. Sie hat eher ein Sensorium für Trends und kann diese früher aufspüren. Wichtig wäre jedoch eine bessere Selbstkontrolle durch eine effizientere Form des Österreichischen Werberates, derzeit ein Kuriensystem mit Mitgliedern auf Lebenszeit. Wenn es nach mir ginge, dann sollte sich Selbstbeschränkung der Werbung stetig weiter entwickeln und der Werberat regelmäßig demokratisch – innerhalb der Branche – legitimiert werden (z. B. alle fünf Jahre gewählt werden), aber das kann der Fachverband nicht allein entscheiden.
(9/05)