Kran- und Hebelösungen

Jetzt erst recht

Weltmarktführer
07.10.2021

Palfinger, der Weltmarktführer bei innovativen Kran- und Hebelösungen, machte aus der Not eine Tugend und nahm die Corona-Krise zum Anlass, um einen Online-Event zu etablieren, der alle Stückeln spielt. Im Gegensatz zum Virus wird er wohl bleiben.
Palfinger - digitale Unternehmenspräsentation
Palfinger - digitale Unternehmenspräsentation

Auf dem Bildschirm ist die Palfinger-Eingangshalle des Firmensitzes im Salzburger Bergheim zu sehen. Vor dem Empfang sitzt der Motorrad-Fahrer Marco Mempör auf seiner Maschine und empfängt eine SMS: „Do the fastest Palfinger factory tour ever in under two minutes!“ Der Bike-Trial-Profi Tom Öhler kommt ihm auf seinem Fahrrad zur Hilfe und stellt klar: „Challenge accepted!“. Und los geht die rasante Tour durch Büros, Werkshallen und Außengelände der Palfinger-Standorte Bergheim, Salzburg, Elsbethen, Köstendorf und Lengau. Sie hüpfen über Stufen hinauf, über Plattformen und Rampen, fahren zwischen und sogar auf Lagerregalen, werden von Hebefahrzeugen auf die Dächer von Werkshallen gehoben, balancieren über Kranvorrichtungen und springen quer über die Hebevorrichtung eines Stapler-Fahrzeugs. Am Ende sind gerade einmal 1:43 Minute vergangen und die beiden zeigen auf ein Logo: „Palfinger World Tour 2020“. Das Imagevideo mit den beiden Sportlern soll Stimmung für die World Tour machen, die Palfinger 2020, als Folge der Corona-Beschränkungen, ins Leben gerufen hat – scheinbar nach dem Motto: Jetzt erst recht!

Palfinger - Marco Mempör
Wenn Paflingermitarbeiter nicht selbst zu den Kunden können, sendet das Unternehmen aufsehenerregende Bilder.

Ein anderer Weg

Während im ersten Lockdown viele Unternehmen mit den technischen Möglichkeiten der Kommunikation über Distanzen hinweg zu kämpfen hatten, scheint sich Palfinger mit dieser Herausforderung gespielt zu haben. Als in der ersten Zeit der Pandemie mit den Grenzschließungen, Lockdowns und Veranstaltungsabsagen klar wurde, dass die Kommunikation mit Kunden und anderen Stakeholdern nicht mehr wie gewohnt funktionieren würde, musste eine Alternative her, um dennoch in Kontakt zu bleiben – und zwar weltweit. Palfinger-CEO Andreas Klauser sagt: „Wenn Palfinger keine Möglichkeit hat, auf Messen und Fachtagungen mit Partnern und Kunden direkt ins Gespräch zu kommen, dann muss ein anderer Weg gefunden werden.“ Und der Weg hieß: World Tour 2020 und fand an drei Tagen Mitte Oktober als reiner Online-Event statt. Was man auch, wie viele andere Unternehmen, über simple Videokonferenzen hätte aufziehen können, sah viel eher aus wie eine hochgepimpte TEDx-Veranstaltung inklusive viel professionellem, eigens gedrehtem Videomaterial mit Interviews sowie zahlreichen moderierten Vorträgen, Präsentationen, Interviews und Diskussionen von Führungskräften, die entweder direkt von ihren jeweiligen Standorten aus oder von einer Bühne aus zum virtuellen Publikum sprachen. Bei der Bühne handelte es sich um einen 3D-Showroom in der „Palfinger World“ am Standort Lengau. Der 120 Quadratmeter große Showroom, der die flächendeckende Projektion von Bildern, Videos und anderen Inhalten an der Wand und am Boden ermöglicht, war immerhin schon vorhanden: Er wurde 2017 eröffnet. Laut CEO Klauser können dort wie in einem 3D-Kino Produkte und Lösungen „hautnah“ präsentiert werden.

Herausforderungen akzeptieren

Die Planung und Vorbereitung der World Tour 2020 dauerte mehrere Monate und war laut CEO Klauser „intensive Arbeit“. Die Kosten dafür nennt er nicht. Es kann aber kein Taschengeld gewesen sein. Weltweit wurden etliche Videos auf höchstem technischen Niveau produziert, in professionelle Moderation und sogar in Übersetzungen auf Chinesisch und Russisch investiert, um nur einige Details zu nennen. Über eine eigene Website und den Youtube-Kanal des Unternehmens können alle Inhalte auch im Nachhinein angesehen werden – so auch jene der World Tour 2021, die schon Mitte Juni, also wenige Monate nach der ersten und wieder drei Tage lang online stattfand.  
Das Ganze lief unter dem Motto „Challenge accepted“, das ja schon im Biker-Video prominent platziert wurde. Andreas Klauser erklärt: „‘Challenge accepted‘ drückt die Palfinger-Grundhaltung aus: Wir nehmen jede Herausforderung, vor allem und gerade jene unserer Kunden und Partner an.“ Die Botschaft geht auch gleichsam an die Covid-Krise. Und auch eine andere Challenge hatte Palfinger ja kürzlich zu akzeptieren, nämlich den Cyber-Angriff im Jänner, bei dem der Großteil der weltweiten Standorte für rund zwei Wochen stillgelegt war. Die World Tour scheint wie ein kraftstrotzender Beweis dafür zu sein, dass man sich von nichts und niemand – keinem Computer- oder sonstigem Virus – kleinkriegen lässt.

Regional spezifische Anforderungen

Inhaltlich waren die drei Event-Tage 2020 nach Weltregionen aufgeteilt, in denen Palfinger tätig ist: Am ersten Tag ging es um den europäischen Markt, am zweiten um die GUS-Staaten, also Russland und andere Länder der ehemaligen Sowjetunion, und der dritte Tag war Asien und der Pazifikregion gewidmet. Der Grund für diese Art der Aufteilung war laut CEO Andreas Klauser, „dass wir uns unseren Kunden und Partnern der jeweiligen Regionen mit ihren spezifischen Herausforderungen und Anforderungen widmen können.“
In der World Tour 2021 folgte dann ein Tag für Nordamerika, einer für Lateinamerika und ein eigener Tag für die Marine-Sparte von Palfinger. Palfinger Marine bietet unter anderem Krane und Rettungsausrüstungen für Kreuzfahrt- und Versorgungsschiffe, Fisch- und Windfarmen an. Die Inhalte des Marine-Tages sind auch in einer russisch und einer chinesisch synchronisierten Variante abrufbar. Klauser: „Sowohl Russland als auch China sind essenziell wichtige Marinemärkte. Die meisten neuen Kreuzfahrtschiffe werden in chinesischen Werften für chinesische Auftraggeber gefertigt.“

PALFINGER World Tour 2021
Die Investition in den Showroom hat sich gelohnt: Von Lengau aus kann Palfinger höchst professionelle Bilder in alle Welt senden.

Digitale Kompetenzen bewiesen

2020 erreichte Palfinger an den drei Eventtagen virtuell fast 6000 User. 2021 gab es bereits mehr als 11.000 Registrierungen aus 70 Nationen. Die drei wichtigsten Punkte, die Palfinger rückwirkend betrachtet mit diesem Online-Event erreichen konnte? CEO Klauser: „Wir haben den Kontakt mit unseren Partnern und Kunden intensiviert, ein innovatives Forum des Austauschs erfolgreich etabliert und wir konnten unsere digitalen Kompetenzen unter Beweis stellen.“ Ab sofort sei die World Tour „ein fixer Bestandteil in der Jahresplanung von Palfinger“, sagt Klauser. Und es gibt auch andere Dinge, die sich als sinnvoll erwiesen haben: „Dass wir heute mehr Videokonferenzen haben als zuvor, wird so bleiben – weil es ökonomischer und zugleich ökologischer ist.“ Doch auch wenn Online-Events noch so beeindruckend daherkommen: Persönliche Kontakte können nie ganz ersetzt werden. Sie drücken laut Klauser „eine Wertschätzung aus, die digital oder in einem Telefonat niemals erreicht werden kann“. So ist also einiges, wenn auch nicht alles, was die Krise gebracht hat, gekommen, um zu bleiben.