Kleine Schritte, große Ziele

Strategie
08.10.2019

Eveline Pupeters Unternehmen Emporia ist mit Handys für Senioren in unzähligen Ländern Marktführer. Welche Rolle dabei ihre Strategie der großen Ziele spielt und wieso man lernen muss, geduldig zu sein, um ganz nach oben zu kommen.

Die Antwort kommt ungewöhnlich rasch: Eveline Pupeter nimmt sich gern Zeit, um Einblicke in ihre persönliche Art der Unternehmensführung zu gewähren. Offenheit und Kommunikationsbereitschaft sind nicht nur Teil der Firmenphilosophie, sondern auch ihrer eigenen Persönlichkeit. Entsprechend gut passt dazu auch der Unternehmensgegenstand. Ihre Firma Emporia hat sich auf Handys für Senioren spezialisiert und es in dieser Nische zur Marktführerschaft gebracht. So etwas passiert weder zufällig noch ohne Vision und Plan. Worin liegt also das Erfolgsgeheimnis der quirligen Unternehmerin? Und wie führt man einen Betrieb von Linz aus an die internationale Spitze? Im Falle von Emporia: eindeutig im Team. Denn an ihrer Seite sitzen auch beim Gespräch eine Kollegin und ein Kollege aus dem engsten Führungskreis. Eine schöne Überraschung und eine Gelegenheit zum Reality-Check in puncto Führung. Die Stimmung ist locker, vertraut, per Du, der Tatendrang ist spürbar, es herrscht sichtlich Gleichklang. Dass Pupeter und ihr Management so akkordiert an einem Strang ziehen, ist nicht zuletzt einem Mann geschuldet: dem Führungstrainer und Coach Manfred Winterheller. Von seiner Methode und seinem Spirit ist das gesamte Emporia-Team begeistert – man könnte sogar sagen infiziert. Mit welchen Ansätzen dieser Mann, der ganze Hallen füllt, überzeugt, fasst Pupeter so zusammen: Als Führungskraft muss man fordern und vor allem fördern. Man braucht große Ziele. Und die muss man auf kleine Schritte herunterbrechen. Eine Formel, die weder überraschend noch nach Raketenwissenschaft klingt. Doch darum ginge es laut der Unternehmerin auch gar nicht. Im Zentrum stünde nämlich vorrangig das Machen. „Wenn man 100 Liegestütze schaffen will, muss man ja auch mit einem anfangen“, erklärt Pupeter lachend. So weit einleuchtend. Spannend wird das Konzept bei der konkreten Umsetzung. Damit man sich nämlich nicht an den großen Zielen überhebt, müsse man den Geist trainieren, damit er sie annimmt – so Winterhellers Credo. Und: Es gilt zu akzeptieren, dass der Weg hart wird, dass er richtig lange dauert und dass es kein Zurück gibt. „Wir wollen und werden 100 Millionen Umsatz machen und alle richtig reich werden“, verrät Pupeter ihr ambitioniertes Ziel, das auch ihr nickendes Team einschließt.

Damit man dieses Ziel nicht aus den Augen verliert, müsse man es verschriftlichen, verinnerlichen, und dann käme auch die Kraft zur Umsetzung. So haben sich auch die Emporia-Führungskräfte auf den Weg gemacht: Sie alle haben sich sechs Wochen lang eine halbe Stunde jeden Tag hingesetzt und aufgeschrieben, was sie erreichen wollen. Denn: Nur so lernt der Kopf, dass er der Chef ist und entscheidet. Ist das Ziel erst klar formuliert, wird es auf die kleinstmöglichen konkreten Schritte heruntergebrochen. Und an die müsse man sich halten. „Auch wenn das schwerfällt“, wirft Karin Schaumburger schmunzelnd ein, die bei Emporia das Marketing verantwortet. Doch man dürfe nicht ungeduldig werden, meinen alle drei und zeigen sich von der Wirksamkeit der Methode absolut überzeugt.

An Persönlichkeit und Zielen arbeiten

Die Veranstaltungen Winterhellers sind laut Pupeter nicht nur wegen der Inhalte zu empfehlen, auch der Austausch mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern sei extrem fruchtbar. Doch es muss nicht immer der Massenvortrag sein. Pupeter und ihr Führungsteam gehen auch in Einzelcoaching bei Winterheller, und das Managementteam besucht bei ihm eine einjährige Führungsausbildung.

Die Unternehmerin selbst geht noch einen Schritt weiter. „Ich lasse mich auch persönlich permanent coachen und hinterfrage mich als Führungskraft“, sagt Eveline Pupeter freimütig. Denn: „Wer nicht folgen kann, kann auch nicht führen.“ Die persönliche Entwicklung lasse sich aus ihrer Sicht nicht von der unternehmerischen abkoppeln. „Die Privatperson wirkt ja ganz stark ins Business hinein. Der Mensch steht deswegen immer an erster Stelle“, ist Pupeter überzeugt. Bei konkreten strategischen Entscheidungen steht bei Emporia das Team, das direkt an den Kunden dran ist, an erster Stelle. Geht es doch immer darum, Lösungen zu schaffen, die der Zielgruppe dienen. Deswegen werden auch die Senioren selbst intensiv in die Entwicklung der Produkte eingebunden. Nur dadurch ließe sich verhindern, dass man austauschbar werde, bringt es Pupeter auf den Punkt, wie sie die Marktführerschaft absichert. Auch auf einer weiteren Ebene spiegelt sich die Bedeutung des Teams. „Wir alle sind das Unternehmen“, meint Pupeter. Wenn man die besten Leute hat, muss man sie mitreden lassen, sonst verschenkt man ihr Know-how.

Externe Inspiration holt sich Pupeter neben ihren Kunden auch bei einem Unternehmen, das sie in Hongkong zugekauft hat. Es sucht am Markt gezielt nach interessanten Entwicklungen und Produkten für alte Menschen. Und genau die sind für die Unternehmerin mehr als nur Kunden. „Die Alten in die Digitalisierung zu führen ist per se extrem motivierend“, meint sie. Ihre Mission: verhindern, dass immer mehr alte Menschen aufgrund mangelnder digitaler Skills mehr und mehr aus dem Leben ausgeschlossen werden. Mit Smartphones, die auch von alten Menschen bedient werden können, und speziellen Handyschulen soll die Zielgruppe aus dem Abseits geholt werden. Ein gleichermaßen gesellschaftlich wie wirtschaftliches hochrelevantes Thema. Und eine stetig wachsende Zielgruppe, die danach schreit, die Latte hoch und höher zu legen. Doch bei allem Streben nach Erfolg sollen zwei Tugenden bei Emporia stets im Zentrum stehen: Wertschätzung und Respekt. „Ich will immer wertschätzend sein, aber manchmal ist man halt komisch“, gibt Pupeter zu. Doch über gemeinsame Reflexion lässt sich alles ausräumen, meint sie, und ihr Team nickt bestätigend. Und damit geht es schon wieder weiter in Richtung des ganz großen Ziels.