Welche Klimaverantwortung CFOs tragen

SDGs
24.11.2020

 
Studien belegen, dass der Klimawandel erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen haben wird. Im Angesicht der Pandemie wird noch einmal deutlich, dass Zeit ein kritischer Faktor in Krisen ist. CFOs müssen jetzt handeln und ihre Unternehmen auf einen nachhaltigen Klimakurs bringen. Die Digitalisierung kann hier enorm unterstützen, meint Jannik Münzenberg, DACH-Territory Manager bei Rydoo.

Kürzlich veröffentlichte die FM Global Group eine Studie zu den Klimarisiken für Unternehmen. Nur 2 von 10 (18 %) CFOs und CEOs, die im Rahmen der Studie befragt wurden, gaben an, dass ihre Unternehmen starke Kontrolle über die finanziellen Auswirkungen durch den Klimawandel haben. Auch wenn die Zahlen nicht überraschen, zeigen sie jedoch eine alarmierende Realität: Unternehmen sind auf die Konsequenzen durch den Klimawandel nicht vorbereitet.

Schlechte Vorbereitung großer Player hat fatale Auswirkungen

Alle Studienteilnehmer (150 CFOs, 151 CEOs) arbeiten für Unternehmen in Nordamerika, Europa und Asia Pacific mit einem Umsatz von über 1 Milliarde US-Dollar. Das bedeutet, wenn ein solches Unternehmen mit 10-stelligem Umsatz eine Krise durchlebt, sind die Auswirkung zehnmal größer. Nicht nur die Vielzahl an Personen, die direkt bei dem Unternehmen beschäftigt ist, sondern auch die Arbeitsplätze, die outgesourct wurden, stehen auf dem Spiel. Ganz zu schweigen von den potenziellen Börsenanteilen und den Anbietern, mit denen sie zusammenarbeiten. Sollten große Unternehmen also stark unter den Folgen des Klimawandels leiden, hätte das einen negativen Einfluss auf die Gesamtwirtschaft.

Laut einer 2019 veröffentlichten Studie des britischen Carbon Disclosure Projects (CDP) beläuft sich der mögliche finanzielle Schaden, dem die weltweit größten Unternehmen aufgrund des Klimawandels ausgesetzt sein könnten, auf eine Billion US-Dollar. Dies entspricht einer Marktkapitalisierung von 17 Billionen US-Dollar.

Das ist gewaltig! Selbst wenn das eigene Unternehmen zu den 18 Prozent zählt, die angeben, die Klimarisiken unter Kontrolle zu haben, bedeutet dies nicht, dass sie vor den Folgen sicher sind – jedenfalls nicht solange der Prozentsatz weiterhin so niedrig ist. Die Insolvenz eines Unternehmens kann andere stärker treffen, als sie erwarten. Aus diesem Grund ist es besonders für große Konzerne dringend erforderlich, die Klimarisiken ernst zu nehmen und etwas dagegen zu unternehmen.

Die Verantwortung heutiger CFOs

In schwierigen Zeiten schauen Mitarbeiter oft zum Management und erwarten Klarheit und wünschen sich ein Gefühl von „keine Sorge, die Dinge sind unter Kontrolle“. Von CFOs wird erwartet, dass sie in unsicheren Zeiten, Sicherheit und Gewissheit bieten. Auch wenn sie in der modernen Geschäftswelt als Prognostiker gelten, erwartet niemand, dass sie das Unvorhersehbare, wie etwa Naturkatastrophen, vorhersagen können. Was heute allerdings von ihnen verlangt wird, ist dass sie die Infrastruktur des Unternehmens verstehen, sie koordinieren und stärken, um den Klimarisiken angemessen zu begegnen.

CFOs müssen in der Lage sein, die Folgen, die Überschwemmungen und Waldbrände auf ihr Unternehmen und das Geschäft ihrer Kunden haben, zu verstehen. Früher als erwartet könnte die globale Erwärmung die Produktion und sogar die Qualität der Rohstoffe beeinträchtigen, was drastische Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette haben wird. Aus diesen Gründen sollten CFOs sich auf die möglichen Folgen von Naturkatastrophen vorbereiten. Sie müssen wissen, wie sie die bislang noch hypothetischen Auswirkungen abwenden können – bevor sie zur Realität werden.

Kurz- und langfristig denken

Ein großer Trugschluss, der sich fest in unserer Gesellschaft hält, ist der Glaube, dass kurzfristige Lösungen nichts bewirken. Doch wenn heute umweltfreundliche Energiequellen eingesetzt oder die CO2-Emissionen während eines Flugs ausgeglichen werden können, sollte das auch dringend geschehen.

Kurzfristiges Handeln allein reicht allerdings nicht aus. CFOs müssen auch die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen und gemeinsam mit dem Vorstand des Unternehmens Maßnahmen und Strategien entwickeln. Das ist der einzige Weg, um das Überleben des eigenen Unternehmens nachhaltig zu sichern. Auch wenn 86 % der CFOs und CEOs in der Studie von FM Global Group angeben, dass die Vorbereitung auf die Klimarisiken und die Stärkung ihrer Unternehmensstrukturen derzeit eine Priorität in den Vorständen ist, ist der Status Quo immer noch beunruhigend. 

Technologie als Nachhaltigkeitstreiber

Covid-19 hat noch einmal vor Augen geführt, dass Unternehmen die digitale Transformation dringend vorantreiben müssen. Technologie hilft aktiv bei der Eindämmung der Pandemie, indem Menschen aus vielen Branchen im Homeoffice arbeiten können und so Kontakte gezielt vermindert werden. Zusätzlich bieten etwa Apps die Möglichkeit der Verfolgung der Infektionen. Die Analyse großer Datenmengen, Flexibilität und Anpassung sind in einer Krise also entscheidend. Das gilt auch beim Thema Klimawandel. So können Nachhaltigkeitsmanagement-Tools beispielsweise in ein ERP-System integriert werden und der Finanzabteilung Echtzeitdaten liefern, die für einen effizienteren Entscheidungsprozess sorgen und eine krisensichere Planung zulassen.

Die Zeit ist reif. Unternehmen müssen jetzt dafür sorgen, dass sie auf die Klimarisiken vorbereitet sind und sich einen Vorsprung erarbeiten, solange dafür noch Zeit ist. Das Klima verändert sich schnell. Und Unternehmen sollten diese Veränderungen nicht erst abwarten, bevor sie handeln. Sie sollten in Technologien investieren, die es CFOs ermöglichen,  vorausschauend zu planen, sich schnell an die Veränderungen anzupassen und die Zeit, die noch bleibt, angemessen zu nutzen.