R.U.S.Z geht nach Graz

CSR
16.06.2017

 
Sepp Eisenriegler setzt mit seinem Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z auf Social-Franchising, Das Ziel: Ein tragfähiges ReUse-Franchise-Konzept  entwerfen und mit einer ersten Filiale in Graz reüssieren.

Das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z ist aktuell dabei ein Franchise Modell zu entwickeln, um neben Wien, auch an anderen Standorten präsent sein zu können. Wie sieht die Strategie aus?

Die Strategie heißt Social Franchising. Es geht also nicht darum eine neue Ertragsquelle zu schaffen, sondern darum, unser gut nachgefragtes und zweifellos nachhaltiges Angebot in andere Regionen zu tragen. Aufgrund der vielen Anfragen nach der Veröffentlichung meines Buches "KONSUMTROTTEL" insbesondere aus dem Großraum Graz und der vielen neuen KundInnen, die wegen einer Reparatur 800 km mit dem Auto fahren, zwei Mal Graz-Wien-Graz, drängt sich ein erster Standort in Graz auf. Daran arbeiten wir!

Sie nützen für die Erweiterung Crowdfunding. Wie kommt Ihr Modell bis jetzt an?

Aktuell sind wir als Gemeinwohlökonomie-Pionierbetrieb auf respekt.net gelistet. Nach einem anfänglichen Hype hat die Spendenfreudigkeit nachgelassen. Allerdings haben wir bis November Zeit, auf die nötigen 68.000,- Euro für die Weiterentwicklung unseres Franchising-Handbuches und die Eröffnung des ersten Standortes zu kommen. Vorgespräche mit den großen Crowd-Investing-Plattformen, die unser Social Franchising-Konzept begeistert, machen mich zuversichtlich, dass wir die Finanzierung für eine professionelle Franchising-Zentrale schaffen. Wir haben festgestellt, dass der Erfolg für die Fremdfinanzierung sehr stark von den angesprochenen Zielgruppen abhängt.

Wie viele Langzeitarbeitslose beschäftigen Sie aktuell, wie viele können es in den nächsten Jahren werden?

Wir sind seit Anfang 2008 ein privatwirtschaftliches, soziales Unternehmen. Obwohl seit damals unser erster Unternehmenszweck nicht mehr darin besteht, arbeitsmarktferne Personen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, betreuen wir permanent fünf Personen über Arbeits- und Praxis-Trainings für langzeitarbeitslose Mechatroniker und Mechatroniker-Lehrlinge mit sehr gutem Erfolg. Die besten von ihnen beschäftigen wir danach selbst, die anderen haben durch ihre dreimonatige Praxis bessere Chancen am ersten Arbeitsmarkt. Und das ohne jede "Förderung"! Nach wie vor gilt: Das R.U.S.Z bildet Langzeitarbeitslose zu Spitzentechnikern aus. Alle 25 MitarbeiterInnen des R.U.S.Z kommen aus der Langzeitarbeitslosigkeit und stehen in einem unbefristeteten Dienstverhältnis.

Eines Ihrer wesentlichsten Anliegen ist ja, dass Elektrogeräte länger verwendet werden. Beobachten Sie, dass sich das Bewusstsein für dieses Thema verändert?

Ja! Wir selbst betreuen die "Wutbürger", die sich verarscht fühlen, wenn ihr Elektro oder Elektronik-Gerät frühzeitig den Geist aufgibt, unentgeltlich in unserem wöchentlichen Reparatur-Café und leiten sie zur Selbstreparatur an. Unsere seriösen Reparaturdienstleistungen erfreuen sich immer noch zunehmender Beliebtheit. Wir gelten auch als Reparatur-Innovator: So gibt es bei uns seit über einem Jahr die Produktdienstleistung "Saubere Wäsche". Wer Conveniance schätzt und saubere Wäsche haben möchte, ohne eine kurzlebige Waschmaschine in Besitz zu nehmen, der ist bei uns richtig. Wir vermieten qualitativ hochwertige Waschmaschinen um 18,- Euro im Monat und sorgen dafür, dass sie immer funktionieren. Auch wenn es anfangs schwer war KonsumentInnen von der Inbesitznahme wegzubringen und von unserem Mietmodell zu überzeugen, läuft die Produktdienstleistung, die im B2B-Bereich bereits vor vielen Jahren zur ökonomischen Selbstverständlichkeit geworden ist, mittlerweile recht gut. Sie kaufen sich ja auch kein Verkehrsflugzeug um in den Urlaub zu fliegen, oder? Daneben haben wir auf der EU-Ebene mit unserer weltweit einzigartigen Norm zur Messung von Langlebigkeit und reparaturfreundlichem Design (Anm: ONR 192102:2014, Gütezeichen für langlebige, reparaturfreundlich konstruierte elektrische und elektronische Geräte) Furore gemacht. Ich arbeite federführend an der, von der Kommission beauftragten, Entwicklung von EU-weiten Standards für Elektrogeräte mit und bin aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit den Industrielobbyisten optimistisch, dass ab 2025 nur mehr langlebige, reparaturfreundlich designte Produkte in der EU verkauft werden dürfen. Das schont die nichtregenerativen Ressourcen, schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den Regionen und ist ein wesentlicher Baustein im Rahmen des Wandels von einer linearen "Take-Make-Dispose" Economy zu einer zirkulären Wirtschaftsweise.

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