Fuhrpark: Kommt die grüne Wende?

Fuhrparkmanagement
07.02.2021

 
Wer seine Flotte heuer elektrifiziert, profi tiert von Förderungen und Steuervorteilen. PS-starke Vehikel werden hingegen sanktioniert. Ein Überblick.

Diese Meldung hat zu Jahresbeginn für Aufsehen gesorgt: In Norwegen wurden im vergangenen Jahr erstmals mehr Elektroautos als PKW mit Benzin- oder Dieselmotor verkauft. Damit ist es das erste Land der Welt mit einer Elektroauto- Quote von über 50 Prozent. Für den Boom ist vor allem die Politik verantwortlich: E-Autos sind in Norwegen fast komplett von der Steuer befreit, somit können sie bei den Kosten mit Diesel und Benzinern mithalten. Ein Trend, der auch in Österreich immer stärker im Kommen ist und die Fuhrparks der heimischen KMU beeinflussen wird? Viele Fuhrparkmanager sind dieser Ansicht. Denn ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung tritt im Juli in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt wird auch für Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen die Normverbrauchsabgabe (NoVA) fällig. Und diese soll bis 2024 jährlich gesteigert werden – wodurch die Anschaffung von Verbrennern sukzessive unattraktiver wird. Wird 2021 für die KMU also zum Jahr der Elektroautos?

Viele kennen die Vorteile nicht, die eine Auslagerung des Fuhrparkmanagements bringt. Norbert Streicher, LeasePlan

EINSATZZWECK IST ENTSCHEIDEND „Es gibt Segmente, in denen E-Fahrzeuge auf Grund von steuerlichen Anreizen und Förderungen jetzt schon günstiger sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren“, bestätigt Michael Hölzel, Bereichsleiter für Neukunden beim Mobilitätsdienstleister ALD Automotive. Als Beispiele nennt er die Mittelklasse und Kompakt-SUVs und konkretisiert: „Allerdings abhängig vom Einsatzzweck und der jährlichen Laufleistung. Wer mehr als 60.000 Kilometer pro Jahr fährt, tut sich mit einem reinen E-Fahrzeug schwer“, so Hölzel. Die Herausforderungen in Bezug auf E-Fahrzeuge sind bekannt: es sind vor allem die Reichweite, die Abdeckung mit Ladestationen und die Dauer des Ladevorgangs. „Energiekosten sind hier ein Faktor, denn wer schnell laden muss, vor allem entlang der Hauptverkehrsrouten, zahlt deutlich mehr“, sagt der Experte.

FÖRDERUNGEN BIS ZU 4.000 EURO Welche steuerlichen Vorteile sind es nun genau, die für die grüne Mobilität sprechen? Norbert Streicher, Commercial Director von LeasePlan Fuhrparkmanagement, weiß, wie KMU hier profitieren können: „Die Anschaffung von Elektrofahrzeugen wird seitens des Bundes mit dem E-Mobilitätsbonus sowie aktuell auch mit der Investitionsprämie gefördert. Beide Förderungen stellen nicht auf die Größe des Unternehmens oder die Anzahl an bestellten Fahrzeugen ab.“ Der E-Mobilitätsbonus beträgt bei reinen Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen ab 1. Jänner 2021 4.000 Euro und bei Plug-in-Hybriden, sofern die elektrische Reichweite über 50 km liegt, 2.000 Euro. Zusätzlich wird auch die Errichtung von E-Ladesäulen gefördert. Die steuerlichen Vorteile sind ebenso klar: „Für rein elektrische Fahrzeuge fallen weder die NoVA, die motorbezogene Versicherungssteuer noch der Sachbezug für Mitarbeiter an. Dies gilt zwar nicht für Plug-in-Hybride, es fallen jedoch auch bei diesen Fahrzeugen deutlich reduzierte Steuern an“, sagt Streicher. Neben E-Autos werden auch E-Kleintransporter immer interessanter für Unternehmen. Gerade hier hat sich bei den Reichweiten und der Nutzlast viel getan. „Zwar können ETransporter bei der Reichweite immer noch nicht ganz mit E-Autos mithalten, gerade für „Last-Mile“-Transporte und den innerstädtischen Gebrauch sind diese aber bereits ohne Einschränkungen einsetzbar“, erklärt Streicher.

EIGENE MITARBEITER FREISPIELEN Doch unabhängig von der Wahl der Antriebsenergie – warum lohnt es sich für Unternehmen überhaupt, das Fuhrparkmanagement auszulagern? Ein Hauptgrund ist wohl, damit interne Ressourcen zu schonen. Im Klartext: In kleineren Unternehmen ist es sehr oft die Sekretärin, die sich um die bürokratische Abwicklung der Firmenwägen kümmern muss. Oder der Geschäftsführer selbst, dem dadurch weniger Zeit für sein Kerngeschäft bleibt. „Mit dem Fuhrparkmanagement erspart man sich die internen Kosten für die administrativen Tätigkeiten und das Prüfen der Rechnungen für Wartung, Reifen oder Treibstoff. Ein Outsourcing macht hier in den meisten Fällen Sinn“, betont Roland Leitner, Leiter Flottenmanagement bei der Porsche Bank. Das bestätigt auch Streicher: „Viele KMU wissen nicht um die Vorteile, die eine Auslagerung des Fuhrparkmanagements bringen kann oder glauben oftmals, das wäre sowieso nur für „die Großen“ interessant. Das ist ein verbreiteter Irrglaube: Externes Fuhrparkmanagement lohnt sich schon ab dem ersten Fahrzeug, und das ist auch wirtschaftlich klar darstellbar“. So kann bereits bei der Anschaffung durch die deutlich besseren Einkaufskonditionen von den Fuhrparkmanagern deutlich gespart werden.

ALLE KOSTEN IM GRIFF Denn bei den Kosten geht es laut den Fuhrparkexperten nicht nur um Einsparungen, sondern vor allem auch um Planungssicherheit. „KMU interessieren sich für Lösungen, bei denen die Kosten garantiert werden können und wo sie alle Kosten im Griff haben“, sagt Hölzel. So zählen 80 Prozent der monatlichen Kosten zu den erwartbaren Fixkosten – vom Betrieb des Fahrzeugs bis zur Wartung und dem Service. Die restlichen 20 Prozent fallen auf die Treibstoffkosten – und sind somit variabel. Eine weitere Möglichkeit, um den Überblick über die Kosten zu bewahren, liegt in der Wahl der passenden Finanzierung. Beim Finanzierungsleasing wird der Leasingnehmer nicht Eigentümer des Firmenwagens, er hat nur ein Gebrauchsrecht. Er trägt jedoch bei dieser Mischform aus Kauf und Leasing das wirtschaftliche Risiko. Anders sieht es beim Operating Leasing aus. Hier zahlt der Unternehmer nur für die tatsächliche Nutzung des Fahrzeugs. Die monatliche Leasingrate bleibt fix. „Bei dieser Variante kann der Unternehmer mit garantierten Kosten kalkulieren und muss sich auch nicht um Marktwert- und Verwertungsrisiko kümmern“, erklärt Hans-Peter Strasser, Geschäftsführer der Flottenmanagement GmbH.

KMU interessieren sich für Lösungen, bei denen die Kosten garantiert werden. Michael Hölzel, ALD Automotive

AUF BERATUNG SETZEN Wer seinen Fuhrpark nach weiteren Einsparungsmöglichkeiten durchforsten will, dem rät Strasser von Beginn an, sich intensiv beraten zu lassen: „Man muss die betrieblichen Bedürfnisse damit abstimmen, was ein Fahrzeug können muss. Viele wählen Fahrzeuge, die zu groß sind, zu hoch motorisiert oder mit dem falschen Treibstoff.“ Zu berücksichtigen ist laut dem Experten darüber hinaus die Tatsache, dass das Auto als tägliches Arbeitsgerät auch den Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Bequemlichkeit oder Prestige entsprechen sollte. „Daher rate ich, ein klares Anforderungsprofil zu erstellen“, sagt Strasser. Die Digitalisierung hat auch im Flottenmanagement längst Einzug gehalten und bekommt durch Corona, wie viele andere Branchen auch, einen zusätzlichen Boost. Mit Reporting- Tools kann der komplette Fuhrpark digital überwacht werden. „Ich sehe auf einen Blick, welche Kilometerleistung die Fahrzeuge haben, ob die Fahrer sich an die Vereinbarungen halten, und ich kann die Tankvorgänge analysieren“, sagt Leitner. Mittels einer Datenanalyse können dann eventuell falsch eingesetzte Fahrzeuge adaptiert oder ausgetauscht werden. Die Corona-Krise hat noch zu einer weiteren Besonderheit geführt – zumindest bei ALD Automotive. „Wir bieten diese Lösung seit mehr als zehn Jahren an, doch noch nie wurden wir so oft darauf angesprochen wie im vergangenen Jahr“, weiß Hölzel. Die Rede ist von der Sale-and-Lease-back-Variante, bei der die Unternehmen ihre eigenen Autos verkaufen und mittels Leasing weiter nutzen. „Damit kann das Unternehmen seine liquiden Mittel kurzfristig erhöhen“, sagt Hölzel.

Autor/in: 
MARKUS MITTERMÜLLER