So viel verdienen Österreichs Manager

Geld & Finanzen
08.07.2022

 
WdF-Einkommensstudie belegt: Führungskräfte stehen durch Pandemie und Krieg vor enormen Herausforderungen. Automatisch mehr Geld gibt es dafür allerdings nicht.
Gehalt

Für die Erstellung der 41. WdF-Einkommensstudie wurden die Angaben von 441 Führungskräften aus der ersten und zweiten Führungsebene durch das Marktforschungsinstitut Triconsult ausgewertet. Während das Jahreseinkommen der Führungskräfte im Jahresabstand um 4,5% auf 225.680 Euro gestiegen ist, erreicht das Jahreseinkommen der ersten Führungsebene 250.900 brutto und die Führungskräfte der zweiten Ebene erzielen ein Jahresgesamteinkommen von 142.600 Euro. Das ist für die erste Ebene ein Plus von 1% gegenüber dem Vorjahr und für die zweite Ebene ein Plus 5%.

„Die 41. WdF-Einkommensstudie gibt einen guten Einblick, wie es den heimischen Führungskräften aktuell geht. Sie stehen auf Grund der immer noch spürbaren Corona-Pandemie und den zusätzlichen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine und der damit zusammenhängenden Wirtschaftskrise vor kumulierten und sich wechselseitig verstärkenden Herausforderungen“, erklärt Andreas Zakostelsky, Bundesvorsitzender des WdF. „Das deckt die Entwicklung der Gehälter nur bedingt ab, wird von den Führungskräften vielmehr als Teil ihres Jobs verstanden. 2022 ist auch für die heimischen Führungskräfte ein ganz besonders herausforderndes Jahr.“

„In derzeit sehr fordernden Zeiten müssen gerade die heimischen Führungskräfte schwere und weitreichende Entscheidungen treffen, die langfristige Folgen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Unternehmen haben. Die Covid-Pandemie, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die Energiekrise beschäftigen Managerinnen und Manager im Berufsalltag massiv, das zeigt auch die 41. WdF-Einkommensstudie deutlich. Andere Herausforderungen, wie der Wegfall von Absatzmärkten oder die Sperre von Betriebsstäten werden angesichts der Herausforderungen zweitrangig, wie die Studie zeigt“, so der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, „dennoch beweisen die Führungskräfte des Landes abermals, dass sie Krise managen können und sich den Herausforderungen eines volatilen Umfelds stellen – in Verantwortung für Mitarbeiterinnern, Mitarbeiter und die Zukunft des Unternehmens.“

Kaum erhöhte Grundgehälter

Die Unterschiede zwischen den Führungsebenen gleichen sich wieder etwas an, im langjährigen Vergleich aber liegt die zweite Führungsebene noch immer deutlich zurück.

Auch ihren Führungskräften gegenüber sind die Arbeitgeber vorsichtig und erhöhen die Grundgehälter kaum (plus 1,2%), dafür verlagern sie einen Teil des finanziellen Risikos in die erfolgsabhängigen Gehaltskomponenten. 65% der Top-Manager*innen (zuletzt 64%) erhalten einen wesentlichen Teil ihres Einkommens erfolgsabhängig, in der zweiten Ebene sind es 73%. Hauptkriterien waren hier Gewinn und Zielerreichung. Es wird also zunehmend relevant, das Unternehmen sicher durch die Krisen zu steuern, der Gewinn rückt dabei etwas in den Hintergrund.

Beim wichtigsten Fringe Benefit – dem Dienstfahrzeug – hat das WdF erneut die Antriebsart erhoben: Der E-Antrieb (inkl. Hybrid) macht in der ersten Führungsebene bereits ein Drittel aus und der Antrieb mit fossilen Treibstoffen liegt nur mehr knapp über 50%.

55% der Top-Manager*innen und 52% der 2. Führungsebene erhalten eine betriebliche Altersvorsorge. Das dominierende Element der Finanzierung dieser Altersvorsorge ist mit stark steigender Frequenz die Pensionskasse. Rückstellungen sind stark rückläufig.

Probleme schaukeln sich hoch

Das beherrschende Thema der letzten Monate und Jahre ist Corona. Seit dem heurigen Frühjahr herrscht in Europa Krieg. Zusammen mit den langfristigen Auswirkungen der Finanzkrise, den unterbrochenen Lieferketten, der aktuell explodierenden Inflation und der seit Jahren herausfordernden Klimakrise stehen auch die Manager*innen vor kumulierten und sich wechselseitig verstärkenden Herausforderungen.

Corona ist und bleibt die größte Herausforderung, die 86% der Führungskräfte stark beschäftigt, der Krieg in der Ukraine ist für 72% der Manager*innen im Berufsalltag eine Herausforderung, bei der Finanzkrise war das in 57% der Fall. Und obwohl die Finanzkrise im Gefolge der Weiterverwertung von US- Hypotheken deutlich länger zurückliegt, hat die europäische Schuldenkrise nach Griechenland die heimischen Führungskräfte deutlich weniger beschäftigt und auch weniger Aufwand verursacht.

Konkrete Mehrarbeit verursacht vor allem Corona. Und alleine die simple Addition der Anteile zeigt, dass die Führungskräfte zeitgleich mit dem Handling mehrerer Krisen beschäftigt sind oder waren.

Harte Zeiten, schwierige Entscheidungen

Mit zu den wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft gehört es, systemkritische Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die das Unternehmen langfristig betreffen, die bei unvollständiger Information und meist unter Zeitdruck gefällt werden müssen, sind belastend und oft für die weitere Karriere entscheidend. Im dritten Jahr der Pandemie sind solche Entscheidungen noch häufiger geworden: Waren es im Vorjahr 71% der Führungskräfte, die häufiger solche Entscheidungen treffen mussten (davon 22% sehr viel mehr), sind es aktuell sogar 76%, dabei aber 28%, die das sehr viel öfter tun müssen. Der Krieg in der Ukraine nötigt 44% der befragten Führungskräfte zu häufigeren systemkritischen Entscheidungen. Die Herausforderungen durch Inflation, Energiekrise und vor allem den Klimawandel sind da noch gar nicht berücksichtigt. „Turbulente Zeiten“ ist fast euphemistisch.

Wie vielfältig diese Krisen wirken und welche Anforderungen sich dadurch neu stellen, macht die Frage: „Welche dieser Herausforderungen sind für Sie in den letzten Jahren schlagend geworden?“ deutlich. Aktuell ist es die Verfügbarkeit von Mitarbeiter*innen, die die Manager*innen in erster Linie beschäftigt. 69% der Befragten nennen dieses Problem. Kaum weniger relevant ist mit 64% Nennungshäufigkeit die Krise der Rohstoffe.

In stabilen Zeiten wären 21% der Führungskräfte, die den Wegfall von Absatzmärkten beklagen oder 20%, die mit der Sperre von Betriebsstätten kämpfen, Anlass für sehr tiefe Sorgenfalten. Angesichts der Dominanz anderer Probleme sind das beinahe schon Marginalien. Und genau das beschreibt, was die aktuelle Herausforderung der Führungskräfte in diesem Land ist.

Über das WdF:
Österreichs größtes unabhängiges Manager*innen-Netzwerk (rd. 3.000 Mitglieder) wurde 1979 gegründet und steht für die Förderung einer Führungskultur, die sich der strategischen Unternehmensziele ebenso bewusst ist wie der sozialen Verantwortung von Entscheidungen. Im einzelnen Unternehmen – vom Familienbetrieb bis zum Weltkonzern – setzen unsere Mitglieder dafür täglich ihre Kompetenz ein. Das WdF bietet branchenübergreifenden Austausch und ein tragfähiges Netzwerk zur fachlichen Unterstützung von Führungskräften und Nachwuchsführungskräften.