Energiekostenzuschuss: Vorreiter benachteiligt

Energie
23.11.2022

 
Einen Energiekostenzuschuss erhalten Unternehmen, die mindestens drei Prozent ihres Umsatzes für Energiekosten aufwenden. Jene, die bereits früh auf eigene Kosten investiert haben und seit Jahren Wert auf Nachhaltigkeit legen, schauen nun allerdings durch die Finger, kritisiert Andreas Heindl, Geschäftsführer der Confiserie Heindl.
Andreas Heindl

Mit dem im Juli beschlossenen Energiekostenzuschuss wollte die Regierung ein wichtiges politisches Signal an alle heimischen Unternehmer senden und einen Anreiz schaffen, klimafreundlicher zu arbeiten. Leider hat sich nach diesen großen Ankündigungen nun gezeigt, dass Unternehmen, die bereits seit geraumer Zeit wichtige Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzen, auf ganzer Länge zu kurz kommen und genau nichts erhalten. Wie viele andere, sind auch wir bei der Confiserie Heindl abseits von Energie- und Transportkosten mit enormen Teuerungen konfrontiert – z.B. Preise bei Schokolade +26 Prozent, Zucker +60 Prozent und Verpackungen +40 Prozent – und wurden beim Zuschuss nicht berücksichtigt. Die ersten Investitionen in Energieeffizienz haben wir bereits vor zehn Jahren getätigt. Dank der Tatsache, dass wir hier auf eigene Kosten in Vorarbeit gegangen sind, werden wir aller Voraussicht nach jetzt unter die erforderliche 3-Prozent-Marke fallen. Über diese frühe Investition sind wir heute sehr froh, denn nun wäre es ohnehin „zu spät“, weil es viele Problematiken gibt, darunter die Verfügbarkeit und Preisstabilität von Materialien sowie mangelnde Fachkräfte für die Montage. So haben wir zum Beispiel bereits bei der Erweiterung des Firmensitzes 2012 die damals größte Photovoltaikanlage Wiens in Betrieb genommen, welche ca. 10 Prozent unseres Energiebedarfs deckt und eine CO2-Einsparung von rund 24 Tonnen pro Jahr bringt. Statt einer herkömmlichen Klimaanlage setzen wir auf die energieeffizientere Lüftungsanlage. In der Produktion haben wir eine Tageslichtsteuerung eingerichtet, die sich an das Licht von außen anpasst, sowie Kompressoren für die Wärmerückgewinnung. Hätten wir damals nicht investiert, wäre es heute bereits allein aufgrund der explodierenden Energiepreise vermutlich eine Herausforderung, die bevorstehende „Naschsaison des Jahres“ zu stemmen.

Dass Vorbild-Betriebe beim Energiekostenzuschuss im Regen stehen gelassen werden, zeigt erneut, wie wichtig es ist, als Unternehmer eigenständig Lösungen zu finden und seiner Zeit voraus zu sein. Wer sich auf externe Hilfe verlässt, hat es schwierig. Das haben wir zuletzt auch in der Coronakrise gesehen – die Lockdowns haben uns just immer vor unseren Hauptsaisonen Ostern und Weihnachten getroffen, als die gesamte Ware bereits produziert war (diese haben wir dann größtenteils gespendet). Die Vorgehensweise zum Energiekostenzuschuss hat jedenfalls sicher nicht nur bei uns einen bitteren Beigeschmack hinterlassen – sondern bei allen Unternehmern, die früh aktiv geworden sind und Vorbildwirkung gezeigt haben.