Generation Y

Klare Worte
29.08.2016

 
Nine to Five, fehlende Identifikation und Anwesenheitskontrolle? Mittlerweile der sichere Weg, um ein Unternehmen mitarbeiterseitig an die Wand zu fahren, meint Amrop Jenewein Personalexperte Michael Baumann. Dabei ginge es ganz leicht.

Umhegte Partner anstatt untertänige Bittsteller

Wenn vor zehn Jahren ein Kandidat nach der Work-Life-Balance und flexiblen Arbeitszeiten gefragt hat, war damit das Gespräch in den meisten Fällen beendet. Die Unternehmen wollten Mitarbeiter gewinnen, die mit vollem Einsatz arbeiten und auch bereit sind, ihre Freizeit zu opfern – und das hat sich auch mit dem Verständnis der Kandidaten gedeckt. Heute ist dies nicht anders. Volles Engagement wird nach wie vor großgeschrieben, jedoch mit größtmöglicher Flexibilität. Vor allem potenzielle Mitarbeiter der Generationen Y und Z wollen von überall aus arbeiten können – mit vollem Zugriff und mit dem Vertrauen ihres Arbeitgebers. Wer diesen Wünschen nicht entspricht, wird sich schwertun, gute Kräfte zu bekommen. Klassisches Nine to Five wird von den jüngeren Arbeitnehmern einfach nicht mehr als zeitgemäß empfunden. 

Schöner Traum oder gelebte Realität?

Die Unternehmen können diesen Wünschen problemlos entsprechen. Allerdings wollen viele nicht, auch wenn es technologisch ganz leicht machbar ist. Das ist ein Kulturproblem! Früher hat man durch Anwesenheit kontrolliert. Das geht bei mobilen Mitarbeitern nicht mehr. Jetzt müssen die Ergebnisse im Vordergrund stehen. Dafür braucht es Vertrauen. 

Werte schlagen Boni 

Wir sehen, dass der persönliche Sinn für die jungen Bewerber immer stärker im Vordergrund steht. Die Mitarbeiter der Generation Y und Z hinterfragen intensiv, ob ihre berufliche Tätigkeit wirklich zu ihnen passt, ob es wirklich das ist, was sie tun wollen. Viele sind durchaus bereit, auf ein höheres Gehalt zu verzichten, wenn dafür die persönliche Verwirklichung möglich gemacht wird. Wenn es Freiräume gibt. Das kann jedes Unternehmen bieten. Wenn es sich traut.

Präsentieren, was man bietet

Viele KMU haben in den letzten Jahren viel zu wenig auf ihre Positionierung als Arbeitgeber geachtet. Früher waren sie die Spezialisten in ihren Regionen, waren dort bekannt und haben auch entsprechende Angestellte bekommen. Die Regionalität ist aber von der Internationalität abgelöst worden, junge Menschen sind geographisch flexibler geworden – dies, nicht zuletzt aufgrund des Ausbildungsniveaus. Potenzielle Mitarbeiter sollten daher mit den Unternehmen auch Werte verbinden. Es geht nicht um 500 Euro mehr, sondern um eine Unternehmensvision und ein Wertegerüst, dem die Mitarbeiter folgen können. Jeder Mitarbeiter muss die Historie, die Vision kennen und wissen, was er beitragen kann. 

Gute Gründe liefern

Früher waren Mitarbeiter nicht selten ein Leben lang nur in einem Unternehmen angestellt. Durch die Internationalisierung sind die Erwartungen an die Mitarbeiter gestiegen, aber auch an die Unternehmen. Es ist heute ein Austausch, nicht mehr nur Arbeitsleistung gegen Geld. Es geht um die Identifikation mit dem Unternehmen und umgekehrt mit dem Mitarbeiter. Es ist ja so, dass alle Unternehmen eine Mehrleistung über die 38,5 Stunden hinaus verlangen. Doch warum soll man diese Mehrleistung bringen? Dazu können nur die Kultur und die Identifikation motivieren. 

Große Wirkung, kleiner Preis

Es geht oft schon um ein einfaches „Danke“. Das kostet nichts und signalisiert Wertschätzung. Es kann Wunder wirken, wenn die Geschäftsführung regelmäßig durch die Gänge geht und echtes Interesse an den Mitarbeitern und ihren Sorgen zeigt. 

Dealmaker und Breaker?

Echte Dealmaker sind Vision, Langfristigkeit und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Fatal ist dagegen eine Unternehmenskultur, die nicht wertschätzend und mitarbeiterorientiert ist. So etwas spricht sich vor allem im digitalen Universum sehr schnell herum, und es ist schwer, teuer und langwierig, einen schlechten Ruf zu korrigieren. Miese Bewertungen auf Kununu machen jede noch so gute Kampagne zunichte.

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