Wirtschaftsstandort unter Druck

Wirtschaftsstandort
08.10.2022

 
Die heimischen Unternehmen kämpfen mit den multiplen Krisen. Für internationale Unternehmen bleibt Österreich weiterhin ein attraktiver Standort. Ein Überblick zu Stärken und Herausforderungen aller Bundesländer.
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Die Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Österreich sind so groß wie lange nicht mehr. Die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht bewältigt, gleichzeitig erschüttert der Ukraine-Krieg mit all seinen Folgen die Wirtschaft. Das drückt die Stimmung unter den heimischen Top-Führungskräften, wie der Deloitte Radar zeigt. Er untersucht jährlich die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich auf Basis einer Befragung von 230 heimischen Führungskräften.

Sorgenkind Energie
Generell wird die Resilienz des Standortes von der Hälfte der Führungskräfte noch immer als (sehr) positiv betrachtet. Schaut man genauer hin, gibt es aber ein wichtiges Handlungsfeld: Die Sicherheit der Energieversorgung bereitet den Befragten im Moment die größte Sorge. 90 Prozent befürchten hier aufgrund des Ukraine-Krieges nachteilige Folgen. „Als kleine offene Volkswirtschaft sind wir bei den fossilen Energieträgern auf Importe angewiesen. Damit trifft uns diese Krise mit voller Wucht“, sagt auch Harald Oberhofer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der WU Wien. So hat zum Beispiel der Faserhersteller Lenzing im September angekündigt, die Produktion am südburgenländischen Standort Heiligenkreuz aufgrund der Energiepreise zu drosseln. Besonders im Export tätige Unternehmen kämpfen damit, dass der Strompreis in Österreich stärker steigt als in den USA oder Asien. „Die internationalen Konkurrenten haben damit die besseren Rahmenbedingungen“, so Oberhofer.

Suche nach Fachkräften
Auch die Verfügbarkeit von Fachkräften beschäftigt die Unternehmen weiterhin sehr stark. „Die Lohnkosten werden stark steigen, weil die Verhandlungsmacht für die Arbeitnehmer größer wird“, erklärt der WU-Professor. Eine Folge davon: Forschung und Entwicklung werden wichtiger, da Unternehmen noch mehr Tätigkeiten automatisieren werden.
Welche Alleinstellungsmerkmale zeichnen den Wirtschaftsstandort trotz Krisen weiter aus? Dazu Oberhofer: „Österreich hat eine moderne Infrastruktur, was das Schienennetz und die Qualität der Straßen betrifft. Wir sind ein sicheres Land mit wenigen Arbeitsausfällen durch Streiks.“ Darüber hinaus punktet Österreich mit Rechtssicherheit und der schönen Landschaft.

Attraktiv für internationale Unternehmen
Dass Vorteile wie diese immer noch attraktiv für internationale Unternehmen sind, zeigt das Ergebnis der Standortagentur Austrian Business Agency (ABA) in einem Krisenjahr. „Im Jahr 2021 haben wir bei den Betriebsansiedelungen das zweitbeste Ergebnis unserer Geschichte erreicht“, sagt ABA-Geschäftsführer René Tritscher. Besonders Unternehmen aus der IKT- und Life- Science-Branche ziehe es nach Österreich. Wovon Österreich auch künftig profitieren kann, ist die Suche vieler Unternehmen nach neuen Produktionsstandorten in Europa. „Die weltweiten Standorte werden aufgrund der Krisen infrage gestellt. Das ist eine Chance für das Industrieland Österreich“, so Tritscher.
Welche positiven Effekte die internationalen Betriebsansiedelungen in den Jahren 2010 bis 2020 für Österreich haben, hat ABA in einer Studie untersucht. So waren in diesem Zeitraum die ausländischen Direktinvestitionen für knapp 30 Prozent des BIP verantwortlich. Rund 26 Prozent der heimischen Arbeitsplätze wurden durch internationale Unternehmen geschaffen oder gesichert. Auch die fiskalischen Effekte sind beachtlich: Über 22 Prozent der gesamten Abgabenleistung gehen auf internationale Unternehmen zurück.
Und wo hat Österreich noch Aufholbedarf? Ein Meilenstein ist für Tritscher die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte: „Der Druck in der Industrie ist aufgrund der fehlenden Arbeitskräfte hoch. Mit der Reform können wir Drittstaatsangehörige künftig schneller nach Österreich holen.“ Laut Oberhofer werden Bildung und Wissenschaft noch immer relativ stiefmütterlich behandelt. „Vor allem mehr sind Investitionen in die Bildung und Ausbildung unserer Kinder wichtig, da davon abhängt, ob wir auch künftig wettbewerbsfähig sein werden“, sagt Oberhofer.

KÄRNTEN
Der Magnet für Mikroelektronik
In den vergangenen Jahren ist in Kärnten ein besonders innovatives Umfeld gewachsen. Besonders im Bereich der Mikroelektronik-Industrie gehört das südlichste Bundesland zu den zentralen Clustern in Europa. Die Folge: Auch andere zukunftsträchtige Branchen siedeln sich hier an. Ein Grund dafür ist das funktionierende Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Während sich Tech-Firmen wie Infineon, Intel, flex, CISC Semiconductor oder LAM Research in Kärnten niedergelassen haben, konnte gleichzeitig ein Forschungsnetzwerk etabliert werden. Dieses reicht vom Joanneum Research Robotics über Fraunhofer Austria, dem Wood Carinthian Competence Center bis hin zu den Silicon Austria Labs. Kärnten verfügt mit einer Forschungsquote von 3,2 Prozent über die vierthöchste in Österreich. Besonders dabei hervorzuheben ist der hohe Anteil an betrieblicher Forschung mit 80 Prozent. Maß­geblich dafür verantwortlich sind international agierende Big Player.

Treffpunkt für Forschung und Wirtschaft
Forschung und Wirtschaft vereinen sich auch im Lake Side Park, in unmittelbarer Nähe zur Universität Klagenfurt. Dort arbeiten und forschen mittlerweile über 70 Unternehmen auf 34.000 Quadratmetern. Kärnten gilt darüber hinaus als Gründerland: Auf je 1.000 Einwohner entfallen 4,8 Neugründungen. Im Jahr 2021 wurden über 2.100 Unternehmen ins Leben gerufen. Die Gesamtzahl der Unternehmen lag 2020 bei 22.804, wovon 2.437 dem Industriesektor und 5.272 dem Produktionssektor zuzuordnen sind.

Chancen der Alpen-Adria-Region
Unternehmen in Kärnten können den Standort als Transitdrehschreibe für Südosteuropa und die Alpen-Adria-Region nutzen. Mit dem Koralmbahntunnel vernetzen die ÖBB Kärnten und seine Nachbarn stärker, künftig wird sich die Strecke von Klagenfurt nach Graz auf 45 Minuten (statt drei Stunden) verkürzen. Die neue Südstrecke, die 2026 eröffnet wird, stärkt den Baltisch-Adriatischen Korridor in Europa.

Daten Kärnten
Einwohner: 563.176
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 257.700
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 4,4 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 6,3 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 2.541
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 3,21
HIDDEN CHAMPIONS: Assmont, Klaxon, Spidercam
LEITBETRIEBE: Infineon, PMS Elektro- und Automationstechnik, Mondi
FÖRDERUNGEN: https://www.carinthia.com/de/­investieren-gruenden/wirtschaftsfoerderung

NIEDERÖSTERREICH
Heimat der Hidden Champions

Hier sind die Hidden Champions zu Hause. Denn im Hidden- Champions-Ranking liegt Niederösterreich sogar deutlich vor Schweden oder Norwegen. Einer dieser Nischen-Marktführer ist zum Beispiel die G. Coreth Kunststoffverarbeitungs GesmbH mit Sitz in Unterwaltersdorf, die jährlich rund 35.000 Tonnen Kunststoff-Folien produziert, die den ökologischen Anforderungen entsprechend alle recyclingfähig sind.  Oder das Technologieunternehmen In-Vision Digital Imaging Optics GmbH aus Guntramsdorf, das hochpräzise optische Systeme für industrielle Anwendungen herstellt und mit seinen Projektionsobjektiven für die Unterhaltungsindustrie weltweit in mehr als der Hälfte aller Kinosäle vertreten ist.

Solides Wachstum
Seit der Corona-Krise befindet sich Niederösterreichs Wirtschaft auf einer Berg- und Talfahrt. Das Bruttoregionalprodukt des Bundeslandes hat sich 2021 mit +5,4 Prozent wieder erholt und auch 2022 und 2023 prognostizieren die Wirtschaftsforscher Niederösterreich ein solides Wachstum. Trotz der schwierigen Umfeldbedingungen und geopolitischen Unsicherheiten sind neun von zehn Unternehmen mit dem Wirtschaftsstandort Niederösterreich zufrieden, wie eine Umfrage des Linzer Market Marktforschungsinstituts zeigt.

Vernetzung in den Technopolen
Eine enge, standortbezogene Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Ausbildungseinrichtungen, Wissenschaft und Wirtschaft kennzeichnet die vier ecoplus Technopole. Dabei ist der Technopol Krems ein internationales Zentrum für Gesundheitstechnologien und der Technopol Tulln eines für biobasierte Technologien. Der Technopol Wiener Neustadt hat sich auf Medizin- und Materialtechnologien mit einem Schwerpunkt im Bereich Luft- und Raumfahrt spezialisiert. Der Technopol Wieselburg wiederum ist ein internationales Zentrum für Bioenergie, Agrar- und Lebensmitteltechnologie. „Bei der diesjährigen Verleihung „European Regions of the Future“ erreichte Niederösterreich den vierten Platz in der Kategorie „Best Mid Sized Region“. Ausgezeichnet werden die vielversprechendsten EU-Städte und Regionen für ausländische Direktinvestitionen“, sagt Helmut Miernicki, Geschäftsführer der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus.

DATEN Niederösterreich
Einwohner: 1.695.013
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 820.000
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 10,1 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 7,5 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 8.098
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 1,84
HIDDEN CHAMPIONS: In-Vision Digital Imaging Optics GmbH, G. Coreth Kunststoffverarbeitungs GesmbH
LEITBETRIEBE: NÖM AG, Novomatic, Nawaro Energie Betrieb GmbH
FÖRDERUNGEN: https://www.ecoplus.at/unternehmerin/foerderberatung/

OBERÖSTERREICH
Das Land der Erfinder  

Auch im Vorjahr war Oberösterreich zum wiederholten Mal das mit Abstand patentaktivste Bundesland. An jeder fünften Patentanmeldung mit mindestens einem österreichischen Erfinder war zumindest eine Person aus Oberösterreich beteiligt. Inhaltlich ist das Bundesland bei Zukunftsthemen wie „Automatisierung/Robotik“, „Digitale Transformation“ oder auch „Connected & Efficient Mobility“ überdurchschnittlich aktiv. Dieser Ideenreichtum ist wohl auch einer der Gründe, warum Oberösterreich die ersten beiden Pandemiejahre deutlich besser bewältigt hat als andere Regionen im nationalen und internationalen ­Vergleich. Das zeigt der Standortbericht 2021, der als Maßzahlen für diesen Befund neben dem Arbeitsmarkt auch Exporte, Neugründungen und Forschungsaktivitäten ­hernimmt.

2021 war Oberösterreich zum wiederholten Mal das patent­aktivste Bundesland.

Werner Pamminger, Business Upper Austria

Werner Pamminger,  Business Upper Austria
Werner Pamminger, Business Upper Austria

Kooperationen für Betriebsansiedelungen
Um Betrieben optimale Rahmenbedingungen bei der Ansiedlung zu bieten, wurde die Initiative „Interkommunale Betriebsansiedlung“ (INKOBA) gestartet. Dabei entwickeln mehrere Nachbargemeinden gemeinsam Betriebsareale, Gewerbe- und Wirtschaftsparks. Zwei Drittel aller Gemeinden arbeiten mittlerweile bei der Betriebsansiedlung in 29 Kooperationsgemeinschaften zusammen. Mit seinen Cluster-Strukturen ist Oberösterreich europaweit führend, was unternehmensübergreifende Kooperationen betrifft. Aktuell gibt es acht Branchen-Cluster in den Bereichen Automobil, Cleantech, IT, Kunststoff, Mechatronik, Medizintechnik, Möbel- und Holzbau sowie Lebensmittel. Über die Standortdatenbank standortooe.at können Unternehmen auch nach leerstehenden Gebäuden oder passenden Betriebsarealen suchen, die Standortagentur Business Upper Austria berät und begleitet die Unternehmen, die am Standort Oberösterreich investieren möchten.

Internationale Fachkräfte-Suche
Die Suche nach Fachkräften wird Unternehmen auch die kommenden Jahre beschäftigen. Die Abteilung Human Capital Management der Standortagentur Business Upper Austria begleitet Maßnahmen zur Fachkräftesuche. Ein wichtiges Tool für die qualifizierte Zuwanderung ist die Career Platform von Welcome2Upper Austria: Unternehmen können hier englischsprachige Jobausschreibungen schalten und Profile internationaler Talente sondieren.

DATEN Oberösterreich
Einwohner: 1.500.043
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 755.900
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 10,4 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 5,0 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 5.751
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 3,49
HIDDEN CHAMPIONS: FACC, Steyr-Werner Technischer Handel GmbH, Batterie-Spezialist Voltlabor, TSC Food Products GmbH
LEITBETRIEBE: voestalpine AG, XXXLutz KG, BMW Motoren GmbH, Swietelsky AG
FÖRDERUNGEN: https://www.biz-up.at/­innovationsfoerderung/foerderupdate/

WIEN
Erfolgreich trotz Krisen

Die Wiener Stadtwirtschaft trotzt den derzeitigen multiplen Krisen. Wie der WIFO-Konjunkturbericht zeigt, konnte Wien 2021 ein wirtschaftliches Wachstum von 5,3 Prozent verzeichnen und lag damit, wie auch schon im Krisenjahr 2020, deutlich über dem Österreich-Schnitt. Wien bleibt auch weiterhin die Gründerhauptstadt. Denn ein knappes Viertel der neu gegründeten Unternehmen in Österreich ist in der Bundeshauptstadt zu Hause. So zählte Wien im ersten Halbjahr 2022 rund 4.600 Neugründungen. Damit die neuen wie auch bestehenden Unternehmen optimale Rahmenbedingungen vorfinden, plant und errichtet beispielsweise auch Wirtschaftsagentur Wien selbst Gewerbeimmobilien, die speziell auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingehen und die der Markt in dieser Form noch nicht bereitstellt.

Innovative Technologien in der Seestadt
So bietet das Technologiezentrum Seestadt auf 14.000 Quadratmetern Raum für Unternehmen aus dem innovativen Technologiebereich. Die Schwerpunkte reichen von der Industrie 4.0 über Energie- und Umwelttechnik bis hin zu Prozess-, Fertigungs- und Automatisierungstechnik. Die dritte Ausbaustufe steht bereits in den Startlöchern – ein Baubeginn ist für Frühjahr 2023 geplant. Das Vienna BioCenter in Neu Marx zählt mit seiner Kombination aus Forschung, Business und Ausbildung zu den führenden Life-Sciences-Zentren Europas. Hier arbeiten Forschende aus rund 80 Ländern an Impfstoffen, Diagnostika oder auch Forschungsreagenzien. 40 Biotech-Unternehmen sind hier beheimatet.

Unterstützung durch „District Manager“
Die Dachmarke Vienna Business Districts unterstützt die Unternehmen in Wien bei der Verankerung vor Ort. In den Betriebszonen Wien Süd, Nord und Ost fungieren die sogenannten District Manager als Drehscheibe und Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Damit auch künftig Flächen für innovative Industrie und Produktion gesichert sind, hat Wien mit dem „Fachkonzept Produktive Stadt“ schon vor einigen Jahren einen entscheidenden Schritt gesetzt. Das bedeutet, dass fünf Prozent der Gesamtfläche Wiens als Betriebsflächen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wurden Standorte festgelegt, wo Wohnen und Arbeiten miteinander verbunden werden sollen.

DATEN Wien
Einwohner: 1.923.825
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 873.100
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 10,5 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 12,7 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 9.034
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 3,64
HIDDEN CHAMPIONS: Lithoz, Sumetzberger GmbH
LEITBETRIEBE: Boehringer Ingelheim, Takeda, EVVA, ­Simacek, Prangl
FÖRDERUNGEN: https://wirtschaftsagentur.at/foerderungen/aktuelle-programme/

STEIERMARK
Forschungsland Nummer 1

Mit einer Forschungsquote von fast fünf Prozent des Brutto-Regionalprodukts (BRP) ist die Steiermark das Forschungsland Nummer eins in Österreich und befindet sich damit sogar im europäischen Spitzenfeld. Leistungsfähige Forschungseinrichtungen und eine umfassende Bildungsinfrastruktur bieten dafür die Voraussetzungen. So ist die Steiermark Heimat von fünf Universitäten, zwei Fachhochschulen und zwei Pädagogischen Hochschulen mit insgesamt über 55.000 Studierenden. Mehr als die Hälfte der technischen Hochschulforscher Österreichs lehren und arbeiten hier.

24 COMET-Zentren
Darüber hinaus ist die Steiermark derzeit an 24 von insgesamt 41 COMET-Zentren und -Projekten beteiligt. Das COMET-Programm hat das Ziel, die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu stärken und den Aufbau gemeinsamer Forschungskompetenzen sowie deren wissenschaftliche und wirtschaftliche Verwertung zu forcieren. Thematisch beziehen sich die COMET-Zentren auf die Leitthemen Mobilität, Green Tech und Health Tech. Eine Möglichkeit zur Vernetzung für Unternehmen bieten auch die verschiedenen Cluster des Bundeslandes. Der Mobilitätscluster ACstyria repräsentiert zum Beispiel ein Netzwerk von rund 300 Unternehmen aus den Bereichen Automotive, Aerospace und Rail Systems. Der Green Tech Cluster wiederum ist der zentrale Partner für Wirtschaft, Forschung und Verwaltung, um gemeinsam neue grüne Technologien zu entwickeln.

Starker Export-Fokus
Der Fokus der steirischen Industrie liegt nach wie auf dem Export. Insgesamt drei Viertel aller steirischen Produkte werden ins Ausland verkauft. In einigen Bereichen, zum Beispiel bei Microchips, liegt der Absatzbetrag bei 99 Prozent. Die Steiermark ist auch ein guter Boden für Gründer. Über 6.000 Unternehmen wurden im Jahr 2021 neu gegründet, das entspricht einem Zuwachs von 3,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Die gewerblichen Gründungen stiegen um 6,5 Prozent auf 4.855. In beiden Fällen wurde damit ein Allzeithoch verzeichnet.

DATEN Steiermark
Einwohner: 1.249.278
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 600.800
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 10,8 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 11,2 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 6.194
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 5,15
HIDDEN CHAMPIONS: Fassold Sägewerk und Holzhandels Ges.m.b.H, SinusPro
LEITBETRIEBE: Andritz, AT & S, Hasslacher Preding ­Holzindustrie
FÖRDERUNGEN: https://www.sfg.at/foerderungen/

TIROL
Fokus auf Life Sciences

Tirol ist ein starker Life-Sciences-Standort innerhalb Österreichs mit erfolgreichen Unternehmen aus der Medizintechnik, der e-Health, dem Pharma- und Biotechnologiebereich sowie aus der Chemie. Mit aktuell rund 11.000 Beschäftigten in Wirtschaft und Wissenschaft und einem Branchenumsatz von 2,25 Mrd. Euro hat sich der Life-Sciences-Sektor in Tirol in den vergangenen Jahren erfolgreich entwickelt.

Health Hub
2021 wurde der Health Hub Tirol beschlossen. Damit werden gezielt Innovationen in den Bereichen Life Sciences und Medizintechnik forciert, indem Unternehmen Infrastruktur wie Labor- und Büroflächen, ein eigenes Förderprogramm sowie Dienstleistungen wie Finanzierungsberatung oder Beratung zu Geschäftsmodellentwicklung bereitgestellt werden. Der Know-how-Transfer zwischen Forschung und Unternehmen wird in den Clustern gefördert. Die Standortagentur Tirol hat aktuell sieben Clusterinitiativen mit 433 innovativen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Neu mit dabei ist der Cluster Hydrogen Austria, wo Österreichs Wasserstoff-Kompetenzen gebündelt werden.

Tirol ist ein hervorragender ­Standort für innovative ­Unternehmen.

Marcus Hofer, Standortagentur Tirol

Marcus Hofer,  Standortagentur Tirol
Marcus Hofer, Standortagentur Tirol

Forschung mit Industrie verbunden
Als Bindeglied zwischen universitärer Grundlagenforschung und Industrie dient auch das vom Land Tirol kofinanzierte COMET-Zentrum VASCage als Zentrum für Gefäßalterung und Schlaganfall-Forschung. Oder auch das 2012 vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie an der Universität Innsbruck gegründete Forschungszentrum Austrian Drug Screening Institute ADSI. „Tirol ist ein hervorragender Standort für innovative Unternehmen. Mit einem Fokus auf die Themen Digitalisierung und resiliente Wertschöpfung, Gesundheitsstandort und Kreislaufwirtschaft setzten wir als Standortagentur Tirol gezielt Impulse, welche sich in den vergangenen Jahren bewährt haben“, erklärt Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol.

DATEN Tirol
Einwohner: 761.596
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 377.000
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 9,3 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 6,5 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 3.336
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 2,82
HIDDEN CHAMPIONS: Alpex Technologies, Freudenberg Sealing Technologies
LEITBETRIEBE: Egger Holzwerkstoffe, Swarovski, Binderholz
FÖRDERUNGEN: https://www.standort-tirol.at/unternehmen/foerderungen

VORARLBERG
Der Exportchampion

Vorarlberg profitiert von seiner günstigen geografischen Lage inmitten des führenden Industrieraums Europas. Eine Folge davon ist, dass das Bundesland ein echter Exportchampion ist. Vorarlberger Unternehmen exportierten im Jahr 2021 Waren in der Höhe von rund 12,6 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 20,5 Prozent gegenüber 2020. Führend im Export sind die Produkte in Branchen wie Maschinenbau, Elektronik, Metallverarbeitung oder auch chemische und Kunststoffartikel. Die wichtigsten Handelspartner sind Deutschland, die Schweiz und Italien. Vorarlberg erreicht seit Langem ein überdurchschnittlich hohes Wirtschaftswachstum. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region ist international auch mit wachstumsstarken Ländern wie Deutschland und der Schweiz vergleichbar.

Neues Innovationsnetzwerk
Neu ins Leben gerufen wurde heuer das Netzwerk „Circular Economy Vorarlberg“. Ziel des Innovationsnetzwerks ist es, Vorarlberger Unternehmen in allen Belangen der Circular bzw. Green Economy zu unterstützen. Vorarlberg soll so in diesem Bereich als Vorzeigeregion positioniert werden. In Vorarlberg sind in den vergangenen Jahren darüber hinaus hochkarätige Business- und Technologieparks entstanden, wie zum Beispiel der Campus V in Dornbirn. Rund 110 nationale und internationale Technologie- und Dienstleistungsunternehmen nutzen die Vernetzungsmöglichkeiten im Millennium Park in Lustenau, der 100.000 m² an Betriebsflächen bietet.

Hohe Innovationskraft
Auf den internationalen Märkten punkten die Vorarlberger Unternehmen auch durch ihre innovativen Produkte. Die Innovationsquote, die Patente und Gebrauchsmuster inkludiert, war im Jahr 2020 doppelt so hoch wie im Österreich-Schnitt. Die Unternehmen Zumtobel, Tridonic und Blum zählen zu den Top 10 innovativsten Unternehmen von ganz Österreich.  „Große, global tätige Unternehmen stehen einer Vielzahl an hochspezialisierten Klein- und Mittelstandsbetrieben und kreativen Jungunternehmen gegenüber. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind weiters die hohe Leistungsbereitschaft und Loyalität der Arbeitnehmer*innen, die hohe Verbundenheit mit der Region und die gut funktionierenden Netzwerke“, erklärt dazu Jimmy Heinzl, Geschäftsführer Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO).

DATEN Vorarlberg
Einwohner: 400.469
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 202.000
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 11,8 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 3,5 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 1.607
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 1,80
HIDDEN CHAMPIONS: Alpla, Bachmann electronics,
Jägerbau, Omicron
LEITBETRIEBE: Zumtobel, Tridonic, Blum
FÖRDERUNGEN: https://www.wisto.at/services/foerderungen

BURGENDLAND
Boom bei den Gründern

Das Burgenland boomt: Dass das Bundesland die österreichweit höchste Gründerrate aufweist, hat viele Gründe. Durch die gute geografische Lage mit den umliegenden Metropolen Wien, Bratislava, Graz, Ljubljana und Budapest sowie den Wachstumsmärkten des Ostens sind insgesamt knapp vier Millionen Konsument*innen quasi direkt vor der Haustüre. Die Zahl der Neugründungen ist trotz der Corona-Krise auch in den vergangenen drei Jahren konstant geblieben.

Start-up-Unterstützung im „Südhub“
Nach wie vor finden die meisten Neugründungen in „klassischen Branchen“ wie Gewerbe und Handwerk statt. Doch auch neue Geschäftsideen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Umwelt oder Digitalisierung werden immer öfter zum Thema. Im Technologiezentrum in Güssing wurde zur Beratung und Förderung von innovativen Jungunternehmern der sogenannte „Südhub“ gegründet. Dort werden Start-ups von der ersten Geschäftsidee bis zum Markteintritt mit Rat und Tat begleitet.  Auch sonst wird in die wirtschaftliche Infrastruktur investiert: Entstanden sind überregional bedeutende Betriebsgebiete wie die Businessparks Kittsee, Parndorf/Neusiedl am See, Müllendorf und Heiligenkreuz. Neu sind zwei interkommunale Businessparks: Im Jahr 2021 wurde im Bezirk Oberpullendorf die Businesspark Mittelburgenland GmbH am Standort Steinberg-Dörfl gegründet.

Durch die ­interkommunale ­Zusammenarbeit können ­hochwertige ­Betriebsflächen ­sichergestellt werden.

Harald Zagiczek, Burgenland

Harald Zagiczek,  Burgenland
Harald Zagiczek, Burgenland

Neuer Businesspark S7
Die Wirtschaftsagentur Burgenland errichtet derzeit zusammen mit allen Gemeinden des Bezirks Jennersdorf einen interkommunalen Businesspark S7 Südburgenland GmbH, um neue Betriebe in die Region zu locken. „Durch die interkommunale Zusammenarbeit aller Gemeinden eines Bezirks kann die Schaffung hochwertiger und wettbewerbsfähiger Betriebsflächen und Arbeitsplätze sichergestellt werden. Unter der Dachmarke der Businessparks Burgenland erfolgt ein gemeinsames Management und eine gemeinsame Vermarktung national und international durch die Wirtschaftsagentur Burgenland“, sagt Harald Zagiczek, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland.

DATEN Burgenland
Einwohner: 296.704
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 137.300
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: +12,6 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 7,7 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 1.584
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 0,86
LEITBETRIEBE: Ziegelwerk – Wimpassing, Austrian Pet Food – Pöttelsdorf, Mauer und Partner Kittsee, ELRA Antriebstechnik Vertriebs Ges.m.b.H. Jois, Thermen in Frauenkirchen, Lutzmannsburg, Bad Tatzmannsdorf, Stegersbach.
FÖRDERUNGEN: https://wirtschaftsagentur-burgenland.at/foerderungen/

SALZBURG
Auch ein Land der Biobauern

Salzburg ist nicht nur ein Land der Hochkultur, sondern auch ein Land der Biobauern. Das Bundesland ist mit rund 3.600 biologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben auf mehr als 50.000 Hektar Fläche die Region mit dem höchsten Anteil an Biobauern in Europa. Rund die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Salzburg wird biologisch bewirtschaftet. Das wissen auch die Salzburger Konsumenten zu schätzen: Pro Kopf konsumieren sie österreichweit die meisten Bioprodukte.

Höchste Wirtschaftsleistung
Die Wirtschaftsleistung Salzburgs beläuft sich auf rund 28 Milliarden Euro im Jahr, was bezogen auf die Einwohnerzahl die höchste Wirtschaftsleistung Österreichs bedeutet. Die Liste der Global Player, die sich in Salzburg angesiedelt haben, ist lang. Sie reicht von Porsche über Red Bull und Spar bis zu Alpine Bau. Auch die meisten Auto-Importeure haben hier ihren Sitz. Wirtschaftliche Stütze sind Salzburgs zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe. Rund 30.000 Unternehmen schaffen mehr als 200.000 Arbeitsplätze. Knapp die Hälfte dieser Unternehmen hat weniger als zehn Mitarbeiter*innen. Die Salzburger Industrie spielt trotz der Dominanz des Dienstleistungssektors eine nicht zu unterschätzende Rolle. Jeder vierte Arbeitsplatz wird in einem Industriebetrieb gesichert. Etliche Salzburger Betriebe sind in ihrer Branche sogar Weltmarktführer. Dazu zählen zum Beispiel der Kranhersteller Palfinger oder die Firma Geislinger, die Drehschwingungsdämpfer für Großdieselmotoren produziert.

Grenzüberschreitende Kooperation
Im Grenzgebiet zu Bayern entstand seit dem EU-Beitritt auch eine EuRegio. Gemeinden aus den Regionen Salzburg, Berchtesgadener Land und Traunstein, das oberösterreichische St. Pantaleon und das Tiroler Waidring haben sich dabei zusammengeschlossen, um über die Grenzen hinweg die Zusammenarbeit zu organisieren. Dies betrifft den Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit bei Infrastrukturprojekten.

DATEN Salzburg
Einwohner: 561.416
Erwerbstätige 2021 (Jahresdurchschnitt): 282.300
Beschäftigungsentwicklung 2012–2021: + 6,0 Prozent
Arbeitslosenquote 2021 (Jahresdurchschnitt): 5,6 Prozent
Unternehmungsgründungen 2021: 2.606
Forschungsquote in % des BRP, 2019: 1,70
HIDDEN CHAMPIONS: Copa-Data, Eisenwerk Sulzau-Werfen R.&E. Weinberger AG
LEITBETRIEBE: Red Bull, Alpine Bau, Palfinger
FÖRDERUNGEN: https://www.salzburg.gv.at/themen/wirtschaft