Deutsche Schiffsfonds für österreichische Anleger: Tanker voraus!

Anlage
24.03.2006

Schiffsfonds, in Deutschland beliebtes Anlageobjekt der vermögenden Klassen, finden auch bei heimischen Anlegern Anklang. Gelockt wird mit Minibesteuerung (sicher) und hohen Erträgen (nicht so sicher). Jüngstes Beispiel: Ein Öltanker-Fonds des Emissionshauses Dr. Peters. Ab 20.000 Euro Einlage ist man dabei. Von Maike Seidenberger
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Fotos Richard Tanzer, beigestellt

Noch boomt der Markt der Schiffsbeteiligungen - mehr als 30 spezialisierte Emissionshäuser legen in Deutschland Fonds auf, sammelten im vergangenen Jahr rund 2,8 Milliarden Euro Eigenkapital für Neubauten von Frachtschiffen ein. Die jetzt bestellten Schiffe werden von den Werften Südkoreas, Chinas und Japans, wo die meisten gebaut werden, in zwei bis drei Jahren ausgeliefert. Der Preis für einen VLCC (Very Large Crude Carrier, Tragfähigkeit zwischen 200.000 und 320.000 Tonnen Rohöl - knapp 500 dieser größten Öltanker verkehren auf den Weltmeeren) liegt derzeit bei rund 120 Millionen US-Dollar - davon wird im Schnitt etwa ein Drittel durch Eigenkapital, der Rest durch Kredite finanziert. Der Kredittilgungsplan läuft oft über 15 Jahre. Die Langfristigkeit des Anlagehorizonts sollte also nicht unterschätzt werden.

Österreich-Tanker
Wer ein Stück eines VLCC sein eigen nennen möchte, hat im Mai die Chance dazu. Dann legt der Dortmunder Fondsinitiator Dr. Peters für Österreich einen geschlossenen Schiffsfonds zur Finanzierung eines solchen Supertankers auf, der über Banken und Vermögensberater vertrieben wird. Anteilszeichner werden damit Kommanditisten der Gesellschaft, die das Schiff verchartert. Die Mindesteinlage ist mit 20.000 Euro (plus der branchenüblichen fünf Prozent Agio) hoch dimensioniert - bewusst, wie Holger Römer, Sprecher der Dr. Peters-Gruppe, sagt: "Kleinsparer sind die falsche Anlegergruppe - Schiffsfonds sind langfristig orientiert, mindestens acht bis zehn Jahre, in denen man auf das Geld verzichten können sollte."
Öltanker, meinen die Fondsanbieter, seien vor allem deshalb eine gute Investitionen, weil ein Gutteil der Welttankerflotte bis 2010 aus dem Markt genommen wird. Bis dahin müssen einwandige Tankschiffe abgewrackt und durch die sichereren Doppelhüllentanker ersetzt werden. Dafür schwanken die Charterraten der Großtanker aber erheblich - in den letzten fünf Jahren lag der Preis für die dreijährige Charter eines Schiffes zwischen 27.000 und 42.000 US-Dollar pro Tag; allein 2004 schwankte die Zeitcharterrate zwischen 35.000 und 76.000 Dollar pro Tag. Je länger also die Festcharter (die erste, fix vereinbarte Charter nach Stapellauf), desto sicherer ist die Kalkulation des Fonds. Der Österreich-Tanker von Dr. Peters ist für 12 Jahre an die Pacific Star International Holding (eine griechische Gesellschaft mit Sitz in Saudi-Arabien) verchartert und soll danach komplett entschuldet sein (marktüblich ist bei VLCCs eine Festcharter von durchschnittlich sechs bis sieben Jahren).

Ministeuer auf Supertanker
Christian-Oscar Geyer, Miteigentümer des Emissionshauses, das seit 1990 Schiffsfonds (neben Immobilien- und Gebrauchtlebensversicherungsfonds) auflegt, kalkuliert den Österreich-Fonds mit einer Jahresrendite von sieben bis acht Prozent (nach internem Zinsfuß, welcher die Verzinsung des durchschnittlich gebundenen Kapitals nach Steuern angibt, wobei der Zeitpunkt der Ein- und Auszahlungen eine erhebliche Rolle spielt). Das Bonbon bei den Beteiligungen ist aber die - beinahe - Steuerfreiheit: In Deutschland werden die Ausschüttungen der Schiffsfonds nur mit einem minimalen Pauschale belegt, der sogenannten Tonnagesteuer (berechnet nach der Nutzlast des Schiffes).
Was den Kapitalfluss von österreichischen Landratten angeht, gibt Geyer sich pragmatisch: "Interesse und Nachfrage in Österreich sind groß, aber der Umsatz relativ klein." Banken mischen jedenfalls vermögenden Anlegern gern ein paar Schiffsbeteiligungen ins Portfolio - "die steigen vehement in das Geschäft ein, weil sie mit den Produkten nicht schlecht verdienen. Heuer geht ein Schiff von uns vollständig an eines österreichische Privatbank, die es ihren Kunden anbietet."
Wer die umfangreichen Prospekte (über 140 Seiten in Vollversion) lesen und verstehen soll? "Keiner", gibt Geyer zu, "aber die BAFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, das deutsche Pendant zur Finanzmarktaufsicht FMA, d. Red.) hat formale Anforderungen, die am Anleger vorbei gehen. Aber unsere Kurzprospekte werden schon gelesen." Das Anlegervertrauen wächst langsam, "man steigt in einen erwachsenen Markt ein." Also setzen die Vertriebsleute von Dr. Peters in Österreich auf Erfahrung und die Performance der Vergangenheit. "Wir waren die Ersten, die Öltanker gemacht haben", meint Geyer dazu, bei den langfristig vercharteten Schiffen liege man bei Tilgung und Ausschüttungen durchwegs über Plan. Bei den großen Öl- und Produktentankern liegt auch der Schwerpunkt, von Containerschiffen ist man seit der Krise Mitte der neunziger Jahre etwas abgerückt.
2005 sammelte der rheinischen Fondsinitator insgesamt 217 Millionen Euro Eigenkapital ein, überwiegend mit Schiffsfonds; heuer will Geyer auf 300 bis 350 Millionen kommen - 260 Millionen waren bis März bereits mit Schiffen fix eingeworben. 2005 wurden über 100 Millionen Euro an die Kommanditisten ausgeschüttet. Um skeptischen Anlegern den Wind aus den Segeln zu nehmen, setzt Dr. Peters auf die größten 15 Charter-Gesellschaften der Welt, beruhigt Geyer: "Wenn der Charterer keine Top-Bonität hat, machen wir's nicht."
(3/06)