Der Selfmade-Weihnachtsmann

Industriellenvereinigung
02.10.2012

In nur 16 Jahren baute der Tiroler Klaus Mark  aus dem Nichts ein Unternehmen auf, das heute Niederlassungen in 23 Ländern weltweit unterhält. Sein Geschäftskonzept: Er verbreitet  Weihnachtsstimmung auf der ganzen Welt.

Text: Steffen Arora

Im wenig schmucken Industrieviertel Rossau im Osten Innsbrucks sucht man vergeblich nach Glanz und Prunk. Doch versteckt zwischen blechverkleideten Zweckbauten liegt eine Glitzerwelt, die nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt: der Stammsitz der Firma MK Illumination. Hier herrscht 365 Tage im Jahr Weihnachtsstimmung. Im großen Showroom des nach eigenen Angaben europäischen Marktführers in Sachen Weihnachtsbeleuchtung funkeln Hirsche mit Schneemann-Familien um die Wette, ein meterhoher Affenbrotbaum – brillantweiß erleuchtet – überragt die Szenerie. „Der geht nach Simbabwe. Dort gibt es zwar kaum Tannen, aber man feiert auch Weihnachten“, erklärt Klaus Mark bei einer kurzen Führung das exotisch anmutende Lichtmonument. In jedem Winkel blinken und blitzen Lichtfiguren in allen möglichen Farben und Designs. MK Illumination hat sich auf festliche Beleuchtungskonzepte für Großkunden aus dem öffentlichen Bereich, dem Tourismus sowie Einkaufszentren spezialisiert und ist dank der neuen LED-Technik auf eine wahre Goldader gestoßen.

Von der Garagenfirma zum Global Player
Dabei war der Anfang alles andere als vielversprechend. 1996 tingelte Mark neben der Abendschule, in der er nach einer eher mäßig erfolgreichen Schulkarriere die Matura nachholte, als Vertreter einer Dekorationsfirma durch die Tiroler Lande. „Ich bin mit zwei Produkten im Koffer von Hotel zu Hotel gezogen“, erinnert er sich an die harten Jahre. Denn die Begeisterung der Hoteliers hielt sich in Grenzen. „Weihnachtsbeleuchtung? So was brauch ma da nit! Pfiat di!“, lautete der Standardsatz, den Mark damals zu hören bekam. Doch er glaubte dennoch, im noch kaum ent­wickelten Markt für Weihnachtsbeleuchtung seine Chance erkannt zu haben, und machte sich selbstständig. Eine Garage in Weer, einem kleinen Ort nahe Innsbruck, diente MK Illumination als erster „Firmensitz“. Mark verfolgte seine Idee unbeirrbar und konnte alsbald Wattens und Obergurgl als erste Kunden gewinnen. Von da an ging es steil bergauf.

„Ich habe dabei immer ein Prinzip verfolgt: Ich habe einen Kreis auf der Landkarte gezogen, erst einen ganz kleinen. Dann habe ich dafür gesorgt, dass man mich und mein Angebot innerhalb dieses Kreises kennt. Wenn die Kunden in diesem Kreis zufriedengestellt sind, ziehe ich den nächsten, größeren Kreis und beginne von vorne.“ Heute ist Marks äußerster Kreis die Weltkarte an der Wand seines Besprechungsraumes. Zahlreiche gelbe Punkte auf der Karte markieren die 23 Niederlassungen von MK Illumination rund um den Globus. In mehr als 100 Ländern ist das Unternehmen heute aktiv, beschäftigt zu Spitzenzeiten mehr als 300 Mitarbeiter und verzeichnete 2011 einen Umsatz von 47 Millionen Euro.

Gespür für den Trend
Der Tiroler hatte das Glück des Tüchtigen. Mit dem Aufkommen der modernen LED-Technik kurz nach der Jahrtausendwende rüsteten immer mehr Kommunen und Städte ihren alten Weihnachtsschmuck um. MK Illumination erkannte diesen Trend früh und begann damit, eigene Techniklösungen zu entwickeln. In Sachen Leuchtkraft und Lebensdauer sind die Produkte der Tiroler unangefochten, wenngleich sie auch teurer sind als die Produkte der meisten Mitbewerber. Doch Mark entschloss sich von Beginn an, auf Qualität zu setzen: „Wobei Qualität für mich auch Nachhaltigkeit bedeutet.“ So entwickelte MK Illumination LED-Lichterketten, die rund 10.000 Stunden Lebensdauer aufweisen, ohne dabei einen Großteil ihrer Leuchtkraft einzubüßen, was bisher der große Nachteil der LED-Technik war. Dank dieser Langlebigkeit der Produkte und der rund 80 Prozent Energieersparnis können die Tiroler ihren höheren Preis auch in Zeiten von Sparpaketen argumentieren.

Mark nennt ein praktisches Beispiel: „Die Innsbrucker Weihnachtsbeleuchtung liefert heute mehr als doppelt so viel Licht bei 60 Prozent weniger Energiekosten.“ Zudem verwendet MK Illumination bei der Herstellung seiner Skulpturen und Leuchtkörper organische Materialien aus erneubaren Rohstoffen und sogar recycelte Materialen wie etwa alte PET-Flaschen, die ins Design integriert werden. „Das Argument Nachhaltigkeit ist heutzutage bei Vertragsabschlüssen immer öfter von Bedeutung“, weiß der Firmenchef. Am wichtigsten Absatzmarkt der Tiroler, Deutschland, kommt dies zum Tragen. So wirbt etwa die Stadt Essen, eine von mehr als 1.000 deutschen Städten, die ihre Weihnachtsbeleuchtung aus Innsbruck beziehen, mit dem Umweltschutzaspekt. 2008 stellte die Ruhrmetropole in Zusammenarbeit mit MK Illumination ihr gesamtes Beleuchtungskonzept für die Lichtwochen, die jährlich rund fünf Millionen Besucher verzeichnen, auf LED-Leuchtkörper aus Tirol um.

Bekenntnis zum Standort Österreich
Obwohl das Tiroler Unternehmen in den vergangenen Jahren international enorm gewachsen ist, hält Klaus Mark unbeirrt am Firmensitz Österreich fest. Abwandern aus Kosten- oder Steuergründen komme für ihn nicht infrage: „Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen hierzulande schon in Ordnung. Auch wenn ich rund 50 Prozent Steuern zahle. Aber als Unternehmer muss man sich bis zu einem gewissen Grad an die Bedingungen anpassen und kann nicht ständig nur jammern.“ Zwar ortet auch er zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten: „Aber mit der richtigen positiven Grundeinstellung kann man die angehen, etwa im Rahmen von Gesprächen mit der Politik.“ Als Unternehmer empfinde er eine Verpflichtung mitzugestalten, anstatt sich nur zu mokieren.

Konkretes Beispiel für einen solchen Missstand sind für Mark die Plagiate, die auch in der Beleuchtungsbranche eine Rolle spielen. Denn Städte oder Kommunen achten bei Ausschreibungen heute nur mehr auf das billigste Angebot. Einige Anbieter von Beleuchtungskonzepten ­drücken jedoch die Preise, indem sie bewusst illegale Plagiat-LED-Lampen verwenden. „Aber solange das niemand kontrolliert, bleibt geltendes Recht wirkungslos. Hier ist die Politik aufgefordert zu handeln. Denn wir, die wir teurere Markenprodukte verwenden, haben das Nachsehen“, beschreibt Mark das Ärgernis. Zumindest finde vielerorts bereits ein Umdenken statt, und Qualität setze sich langsam wieder durch, ist der Unternehmer optimistisch.
Hoffnungsmärkte USA und Fernost
Das mangelnde Qualitätsbewusstsein ist im Übrigen auch der Grund, warum MK Illumination in den USA, dem Mutterland kitschiger Weihnachtsbeleuchtung, noch nicht wirklich Fuß fassen konnte. Dort setzt das Gros der Kunden noch auf billige Wegwerfprodukte. Doch Mark ist auch hier optimistisch: „Wir bearbeiten diesen Markt wie auch den in Japan und Korea seit langem. Es bedarf aber eines Umdenkprozesses, der nicht von heute auf morgen passiert, um das Prinzip der Nachhaltigkeit auch in den USA durchzusetzen.“ Doch wenn es so weit ist, wird Klaus Mark mit seinem Team zur Stelle sein. Der illuminierte Rentierschlitten steht schon im Innsbrucker Showroom bereit.