Coronazeit: In guten wie in schlechten Zeiten

Coronakrise
07.04.2020

Die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist spätestens jetzt in den Fokus aller Unternehmen gerückt. Einen Vorsprung haben all jene, die in diese Ressource schon früher investiert haben. Die konkreten Maßnahmen bei Österreichs größtem Kommunikationsanbeiter erklärt Verena Binder-Krieglstein, Leiterin Health & Diversity Management bei A1 im Interview.
Verena Binder-Krieglstein, Leiterin Health & Diversity Management bei A1
Verena Binder-Krieglstein, Leiterin Health & Diversity Management bei A1

Die aktuelle Situation ist für Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen herausfordernd. Die Regierung mahnt ein Miteinander ein. Manche Unternehmen haben sich konkrete Maßnahmen und Strategien überlegt, wie sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern auf die Corona-Krise reagieren. Vor allem langfristig betrachtet, wird es wichtig sein, gute Mitarbeiter zu halten.
So hat etwa der wichtige Infrastruktur-Konzern und Österreichs größter Kommunikationsanbieter A1 schnell reagiert, und an alle Mitarbeiter einen Leitfaden ausgesandt. Allerdings finden sich in diesem Leitfaden nicht nur die üblichen Hinweise zu Hygiene und Abstandhalten. Vielmehr geht es darin um einen positiven Zugang und die Botschaft, dass das Unternehmen seine Mitarbeiter mit Ängsten und Unsicherheiten nicht alleine lässt.
Bei den Mitarbeitern wurden der Leitfaden und die darin angeführten Hilfestellungen positiv aufgenommen. Verena Binder-Krieglstein, Leiterin Health & Diversity Management bei A1 hat sich trotz des aktuell gestiegenen Arbeitspensums bereit erklärt, ein Interview zu geben. Die wichtigste Botschaft dabei ist, dass das Management nicht erst in Krisenzeiten um die physische und psychische Gesundheit seiner Mitarbeiter bemüht ist, sondern die Kultur eines Unternehmens den Umgang miteinander prägt.

ÖWV: Wie viele MitarbeiterInnen sind regulär im Gesundheitsmanagement beschäftigt und hat sich das jetzt verändert?

Verena Binder-Krieglstein: Mein Team bestand bereits vor Corona aus sechs internen MitarbeiterInnen und 13 externen Arbeitsmedizinerinnen.

ÖWV: Der Leitfaden ist sehr persönlich und positiv gestaltet und vermittelt den Eindruck, dass das Unternehmen die MitarbeiterInnen mit ihren Ängsten nicht alleine lässt. Ist dass die Message?

Verena Binder-Krieglstein: Wir bieten als Unternehmen unseren MitarbeiterInnen seit einigen Jahren diverse Angebote und Initiativen, die darauf abzielen Arbeitszufriedenheit und Wohlbefinden zu erhalten bzw. erhöhen. Die Unterstützung bei beruflichen Veränderungen oder Herausforderungen, aber auch das Mittragen von privaten Schicksalen ist in unserer Firmenkultur zum Glück eine Selbstverständlichkeit. und bietet sehr viele Möglichkeiten. Die Unterstützungs-Maßnahmen reichen von  der individuellen Begleitung von MitarbeiterInnen oder Führungskräften bis hin zur Begleitung von Teams und Bereichen.

ÖWV: Gab es bereits eine Vorlage für den Leitfaden? Ist man bei Ihnen auf so etwas – zumindest rudimentär – vorbereitet?

Verena Binder-Krieglstein: Wir haben bereits einen internen Leitfaden und verpflichtende Schulungen für Führungskräfte zu „Gesund Führen“ und einen Leitfaden für MitarbeiterInnen unter dem Titel „Life@Work“. Hier geht es konkret um den Erhalt von Arbeitsfähigkeit, Wohlbefinden und Motivation unserer MitarbeiterInnen. Es ist daher kein neues Thema für A1, in Zeiten des Corona-Virus aber umso wichtiger.

ÖWV: Wird es regelmäßige Updates davon oder ähnlichem geben?

Verena Binder-Krieglstein: Es werden mehrmals wöchentlich weitere Leitfäden zu Themen wie beispielsweise „Häusliche Isolation mit Kindern“, „Social Distancing“ und „Zusammenarbeit“, „Stress und Herausforderungen digitaler Kommunikation“ und ähnliches über diverse interne A1-Plattformen veröffentlicht und geteilt. Bei Bedarf gibt es für Teams und einzelne Personen auch individuelle Begleitung zu den Themen.

ÖWV: Wie wird das Angebot der psychologischen Notfallnummer, der Arbeitspsychologinnen bzw. der Arbeitsmedizinerinnen angenommen? – Vor allem: wie war die Nachfrage bisher und wie hat sich das seit der Corona-Krise verändert?

Verena Binder-Krieglstein: Diese Leistungen waren bereits vor Corona sehr gut etablierte Angebote und Programme. Aktuell ist kein nennenswerter Anstieg bei psychologischen Anfragen zu vermerken. Die Themen haben sich nur etwas „verändert“. Arbeitsmedizinische Fragen haben natürlich stark zugenommen. Um die Anfrage gut abdecken zu können und unseren MitarbeiterInnen bestmögliche Begleitung sicherzustellen, haben wir eine Hotline eingerichtet.

ÖWV: Sind weitere Maßnahmen aus dem Gesundheitsmanagement geplant? Bzw. welche Maßnahmen wurden aktuell schon gestartet?

Verena Binder-Krieglstein: 

Wir sind von Anbeginn mit unseren Risikogruppen – etwa mit schwangeren Mitarbeiterinnen, älteren KollegInnen und MitarbeiterInnen mit Behinderungen – in Kontakt, um zu beraten und individuelle Maßnahmen und Lösungen zu finden.
Darüber hinaus stehen wir in persönlichem, telefonischem Kontakt mit allen Corona-infizierten MitarbeiterInnen und Verdachtsfällen sowie ihren Führungskräften.
Auch beschäftigen wir uns bei A1 sehr intensiv mit dem Thema Schutzausrüstung und gesundheitserhaltende Maßnahmen für MitarbeiterInnen mit Kundenkontakt und teilen zu dem Thema Leitfäden und Unterlagen.
Demnächst starten wir mit Online-Workshops zur Stärkung und Erhaltung der mentalen Gesundheit.  Alle Module bestehen aus Beiträgen, Videos, Übungen und der Möglichkeit zu persönlichem Austausch in Gruppen.
Morgen starten wir mit online-Live-Kursen zu Bewegung und Ernährung.

www.a1.net