Arbeiten nach Corona

Covid-19
14.04.2020

 
Sollten Unternehmen nach dem Ende der Pandemie einfach zu ihren alten Arbeitsweisen und Strukturen zurückkehren? Eher nicht, meint Peter Trawnicek, Country Manager Austria VMware in seinem Kommentar.
"Viele arbeiten im Home Office deutlich produktiver als im Grossraumbüro", sagt Peter Trawnicek, Country Manager Austria VMware.
"Viele arbeiten im Home Office deutlich produktiver als im Grossraumbüro", sagt Peter Trawnicek, Country Manager Austria VMware.

Covid-19 hat jeden einzelnen von uns fest im Griff. Je länger wir uns in Österreich in dieser Ausnahmesituation befinden, desto mehr entwickelt es sich zur neuen Normalität. Unternehmen müssen aus dieser aktuellen Situation lernen und notwendige Massnahmen ergreifen – und vor allem auch beibehalten. Besonders jetzt wird klar: Arbeit muss nicht mehr an einen bestimmten Ort gekoppelt sein – im Gegenteil. Unabhängig von der aktuellen Pandemie wird sich der digitale Arbeitsplatz und das mobile Arbeiten im Home Office weiter durchsetzen. Dieser Bedeutung müssen sich Unternehmen in dieser Krise bewusst werden – es bietet ihnen eine Chance, sich auf zukunftsweisende Arbeitsmodelle vorzubereiten und frühzeitig zu handeln.

Arbeiten ohne Einschränkungen

Home Office hat sich in dieser Krisenzeit als unverzichtbar für das Fortbestehen und die Existenz zahlreicher Unternehmen erwiesen – dies hatten einige Firmen vor der Pandemie unterschätzt. Für viele Unternehmen ist es die einzige Möglichkeit, die Kontinuität aufrechtzuerhalten und ihre Geschäftsgrundlage zu sichern. Home Office gehört in mehreren Branchen bereits zum Alltag und wird erfolgreich umgesetzt, sodass Mitarbeiter von überall und jedem Gerät aus ohne Einschränkungen arbeiten können. Wer mit seinem mobilen Arbeitsplatzmodell noch nicht soweit war, hat dies in den letzten Wochen – gezwungenermassen – nachgeholt. Dies gilt es nun beizubehalten und sich nicht – sobald die Ausgangsbeschränkungen wieder aufgehoben werden – wieder ausschliesslich auf das Arbeiten im Büro zu beschränken. Führungskräfte sollten sich in der aktuellen Situation folgende Fragen stellen: Sind wir dazu in der Lage, dass unsere Mitarbeiter sicher, effizient und produktiv von Zuhause aus arbeiten können? Und sind wir darauf vorbereitet, im Falle einer zweiten Welle oder einer weiteren Krise unsere Mitarbeiter auch mittel- und längerfristig zu mobilisieren und sie zum Arbeiten nach Hause zu schicken?

Hierzu ist die Weiterentwicklung in Richtung «Remote-First» sehr entscheidend für einen nachhaltigen Erfolg. Neben technologischen Erweiterungen gehören hierzu vor allem auch kulturelle und soziale Aspekte. Es geht darum, eine Differenzierung zwischen «Home Office-Mitarbeiter» und «vor Ort-Mitarbeiter» zu eliminieren und damit eine Umgebung und Arbeitsweise zu schaffen, welche Gruppenzugehörigkeit, Wohlbefinden und optimale Produktivität für alle Beteiligten gleichermassen garantiert. Nur wenn man den «Remote-First» Ansatz auch in der Firmenkultur etabliert hat, ist eine nachhaltige Geschäfts-Kontinuität gegeben.

Möglichkeit sollte bleiben

Deshalb erachte ich es auch als wichtig, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern weiterhin Home Office ermöglichen – auch wenn der Gang ins Büro in Zukunft wieder zunehmend zur Normalität wird. Für mich ist es eine grosse Freude zu sehen, dass sich Unternehmen endlich bewusst werden, dass Meetings und Konferenzen auch – meistens problemlos – über Video möglich sind. Die entsprechenden Plattformen für digitale Arbeitsplätze sind seit langem vorhanden und gehören in einigen Unternehmen bereits zum Alltag. Die Business-Welt wird aus der aktuellen Krise lernen und unnötige Flugreisen für Konferenzen und Meetings vermeiden – genug Erfahrung mit Videoconferencing haben wir nach dieser Pandemie mit Sicherheit. Schon zu Beginn dieser Krise wurde klar, wie positiv sich Social Distancing auf unsere Umwelt auswirkt: deutlich weniger CO2-Ausstoss durch weniger Flugreisen und Autoverkehr, da viele Menschen Zuhause arbeiten können. Laut dem Center for Research on Energy and Clean Air sanken in China die Kohlendioxid-Emissionen im Februar um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei konnten etwa 200 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Klar ist: Es gilt nicht, Flugreisen komplett zu vermeiden oder zu verbieten. Aber Unternehmen sollen aus der jetzigen Situation lernen und über Alternativen nachdenken – zum Schutz unserer Umwelt.  

Neben der aktuellen Dringlichkeit von Social Distancing und der Notwendigkeit, wenn möglich zu Hause zu bleiben, bietet Home Office den Mitarbeitern einige Vorteile. Viele arbeiten im Home Office deutlich produktiver als im Grossraumbüro und durch den Wegfall des Arbeitswegs werden Zeit und Kosten gespart. Sie fühlen sich meist in den eigenen vier Wänden deutlich wohler – und arbeiten somit effizienter. Hier sollten Unternehmen auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen, offen für neue Arbeitsmodelle sein und sich von der Annahme verabschieden, dass jeder Mitarbeiter täglich ins Büro kommt. Doch auch Arbeitnehmer müssen ein Fazit aus der aktuellen Situation ziehen – besonders was unsere Gesundheit angeht. Gerade jetzt wird uns allen bewusst, wie sehr wir nicht nur auf unsere eigene Gesundheit achten müssen, sondern auch auf die Gesundheit der anderen. Deswegen appelliere ich an alle, bei Krankheit, auch wenn es nur eine Erkältung ist, zu Hause zu bleiben und sich auszukurieren oder die Möglichkeit des Home Office zu nutzen.

In der Arbeitswelt wird die Rückkehr zur Normalität eine Weile dauern. Das bedeutet, dass sich Unternehmen die Grundlage oder Plattform für mobiles Arbeiten schaffen müssen, von der aus sie sicher, flexibel und effizient operieren und so den Betrieb aufrechterhalten können. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, welche Auswirkungen COVID-19 langfristig auf die Wirtschaft und speziell unseren Arbeitsalltag hat. Ganz sicher aber werden wir unser Leben und Schaffen aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Jetzt getroffene Entscheidungen und Massnahmen für den mobilen Arbeitsplatz sind essentiell, um für die Zukunft des Arbeitens gewappnet zu sein.