Professioneller Träumer

Redaktion Die Wirtschaft
30.08.2012

Christian Rhomberg suchte das Abenteuer. In Hongkong baute der Tiroler ein Gastro-Imperium auf und ist heute eine fixe Größe in der Gesellschaft der Millionenmetropole.

Wenn Christian Rhomberg durch seinen Hongkonger Nachtclub flaniert, bekommt das Wort Smalltalk eine neue Bedeutung. Denn der 57-jährige Tiroler plaudert nicht über Belangloses mit einfachen Nachtschwärmern, sondern besitzt das Exklusivste, was die chinesische Metropole zu bieten hat, den KEE Club – ein Privatclub der Stella McCartney, Gwyneth Paltrow, Bill Clinton, Jude Law oder Kevin Spacey zu seinen Gästen und Mitgliedern zählt. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Seit dreißig Jahren ist Rhomberg eine große Nummer im Hongkonger Nachtleben. Und dabei begann alles eher spießig und bürokratisch.
 
Der Reiz der Ferne
„Ich habe das Abenteuer gesucht und wollte Erfahrungen machen“, erzählt Christian Rhomberg, warum er als Mittzwanziger das in der Nähe von Innsbruck gelegene heimatliche Lans verlassen hat. Eigentlich wollte er Film studieren, doch der Vater redete ihm das aus. Stattdessen inskribierte er Wirtschaft. Nach dem Abschluss konnte er dem Fernweh endlich nachgeben und sich auf den Weg machen – nach Asien.

Als Assistent des österreichischen Handelsdelegierten verschlug es ihn Anfang der 1980er-Jahre nach Hongkong, in die brodelnde Metropole, die damals noch zu Großbritannien gehörte. „Da kommst du aus den Tiroler Bergschluchten in diese Hoch hausschluchten, in das Manhattan Asiens, das war schon unglaublich aufregend“, erzählt er. Rhomberg sitzt auf der Terrasse einer umgebauten Scheune in Lans, neben einem Badesee, der mehrheitlich seiner Familie gehört. Hierher zieht er sich für zwei bis drei Monate pro Jahr mit seiner Frau und den zwei Kindern zurück und entflieht dem hektischen Treiben der Großstadt. Vor ihm liegt ein weinrotes Notizbuch, das Logo der KEE Clubs ist darauf eingeprägt. Der Großgewachsene spricht bedächtig, wägt seine Worte ab, nichts wirkt unüberlegt. Um den Hals baumelt eine Kette mit tibetischen Dzi-bead-Steinen, die seine Frau Maria, eine Hongkong-Chinesin, für ihn hergestellt hat. „Sie ist eine halbe Zauberin“, lacht Rhomberg.
 
Ein PR-Coup
Nur zwei Jahre, nachdem der junge Tiroler in Hongkong ankam, eröffnete er seinen ersten Nachtclub. „Ich war überrascht, dass das Unterhaltungsleben in der Stadt so fad war. Das war enttäuschend“, erzählt er. Das provinzielle Innsbruck habe mehr gute Lokale zu bieten gehabt als die Metropole. Es war die Zeit, als Margaret Thatcher begann, mit Peking über die Rückgabe der Stadt an China zu verhandeln. 1997 sollte es so weit sein, alle waren verunsichert, das Datum war täglich auf den Titelseiten der Zeitungen. Und was macht Christian Rhomberg in diesem spannungsgeladenen Umfeld? Er eröffnet 1983 den ersten westlich geprägten Nachtclub in Hongkong und nennt ihn „1997″. Ein PR-Coup, der schnell Früchte trägt. Der Club wird bald zu einer der ersten Adressen der Stadt und expandiert zu einer ganzen Gruppe von Bars und Restaurants. Ohne Speckknödel und Lederhosen war der Tiroler bald eine fixe Größe, seine Clubs funktionierten nach dem Motto: Schick ist, was teuer ist.

Das Leben von Christian Rhomberg dreht sich um Ideen, er ist begeistert von stets neuen Vorschlägen, von Innovationen und unkonventionellem Denken. „In Asien herrscht eine Atmosphäre des Möglichen“, sagt er. Im Gegensatz zu Europa, vor allem Österreich, wo Unternehmer daran gehindert werden, Neues zu entdecken und sich zu entfalten. „Hier wird man bestraft, wenn man sich in das Unternehmertum wagt.“ In Hongkong dauert eine Firmengründung fünf Minuten, in Tirol wollte er vor vielen Jahren wegen eines Bauprojekts zu einem Beamten im Landhaus, „einem Hofrat“. Schwer genug sei es gewesen, überhaupt einen Termin zu bekommen, „dann fragte ich ihn nach den geltenden Richtlinien und er sah mich ganz entsetzt an: ‚Wir sind doch nicht hier, um Sie zu beraten‘, meinte er zu mir. ‚Suchen Sie sich einen Architekten, reichen Sie die Pläne ein und dann werden Sie sehen, ob wir das akzeptieren.‘“, erzählt er über das Zusammentreffen mit der heimischen Bürokratie. „So eine Einstellung ist doch unsinnig!“
 
Gutes Klima für Geschäftsideen
In Asien würden unendlich viele Geschäftsideen in der Luft liegen, jeder habe immer etwas am Laufen, „selbst die Taxifahrer sehen sich als Unternehmer und haben nebenbei noch irgendein Geschäft“. Auch Christian Rhomberg hat stets neue Geschäftsideen, versucht ständig, sich selbst neu zu erfinden. Zwanzig Jahre lang führte er den Club 1997, dann brach er zu neuen Ufern auf. Vor elf Jahren eröffnete er den ersten KEE Club, einen Privatclub, der nur zahlenden Mitgliedern zur Verfügung steht und an die britischen Gentlemen’s Clubs des 19. Jahrhunderts erinnert. Bis zu 8.000 Euro beträgt die Einschreibgebühr, und monatlich werden noch einmal 100 bis 300 Euro fällig. Rund 1.800 Mitglieder zählt das exklusive Etablissement in Hongkong. In den vor gut vier Jahren eröffneten Ableger in Shanghai haben sich bereits 500 eingeschrieben. Jeweils 60 Angestellte kümmern sich um das Klientel.
Wer hier ein- und ausgeht, gehört zur Hautevolee Chinas. „Ich sehe die Clubs als gesellschaftliche Plattform, wir unterhalten die Leute nicht nur, wir bringen sie auch zusammen“, erklärt Rhomberg das Konzept. „Das schätzen sie und deshalb werden sie auch Mitglied.“
 
Zwei Heimaten
Zu Hause fühlt sich der Weltenbummler in Österreich ebenso wie in Hongkong. „Ich habe zwei Heimaten, das Beste, was einem passieren kann.“ Doch seine Geschäfte macht er weiterhin in Asien. „Hier in Europa wird wahnsinnig viel gejammert und geneidet“, sagt er und klingt fast ein wenig resigniert. „In Österreich gibt es diese Stimmung, dass wenn jemand gut ist, dann muss etwas Schlechtes dran sein. Wer etwas erreicht hat, der wird kritisiert. Hier werden wirklich die besten Leute fertiggemacht.“

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