„Mutig, aber niemals übermütig“

Redaktion Die Wirtschaft
13.12.2010

Welche Rolle Traditionen im Unternehmen spielen, wie man Werte lebbar macht und was es bedeutet, Goethe als Kunden gehabt zu haben: Die WIRTSCHAFT hat bei Gebrüder Weiss Vorstandsvorsitzendem Wolfgang Niessner nachgefragt.

Wolfgang Niessner

Die Firmengeschichte Ihres Unternehmens geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Wo kann man ihr heute noch im Unternehmen begegnen?
In Erzählungen, Bildern, Dokumenten und natürlich in der kürzlich veröffentlichten dritten Auflage des WeissBuches. Außerdem ist der heutigen Generation bewusst, dass sie auf einem soliden historischen Fundament aufbauen beziehungsweise dieses ausbauen durfte.

Wo soll das Unternehmen in weiteren 700 Jahren stehen?
Wichtig ist, dass es noch steht. Wir haben soeben die Arbeit an unserem Strategiepapier 2020 – vorübergehend – abgeschlossen. 700 Jahre ist ein Zeithorizont, für den meine Fantasie nicht reicht.

Das Unternehmen ist bis heute in Familienbesitz. Welche Rolle spielen die Eigentümer beim Erhalt der Werte und Traditionen?
Die Eigentümer haben wichtige Funktionen im Aufsichtsrat, wo wesentliche Entscheidungen getroffen werden.
Eine völlige Abkehr vom bisherigen Kurs, ein Bruch mit bestehenden Werten ist unter diesen Umständen entweder nicht vorstellbar oder ausdrücklich erwünscht.

Gibt es im Unternehmen Traditionen, die ganz besonders bewusst gelebt werden?
Unsere Kernwerte sind: Independence – Sustainability – Service Excellence – Commitment; alle vier spiegeln in gewisser Weise die Tradition des Hauses wider.

Woher stammen die Werte und Traditionen, an denen Sie selbst besonders festhalten?
Ich wurde – wie wir alle – ganz stark von meinem Umfeld geprägt. Einerseits Verläss-lichkeit und Respekt, andererseits Konsequenz und Siegeswille. In diesem Sinne stammen meine Werte aus Familie und Sport. Natürlich wurde ich auch von großen Persönlichkeiten der Wirtschaft beeinflusst.

Wie bringen Sie Ihre Wertvorstellungen in das Unternehmen ein?
Walk the talk – ich will mein Wort  halten, meine Versprechen einlösen, anspruchsvolle, aber realistische Ziele definieren und Orientierung beziehungsweise Unterstützung geben, außerdem Prioritäten setzen und Entscheidungen treffen. Respekt ist für mich ein Schlüsselwort. Mein Motto: keep your feet on the ground and keep reaching for the stars.

Wie kann man die Wertvorstellungen und Kulturen der Mitarbeiter optimal fokussieren?
Durch regelmäßige Kommunikation und Vorbild – mir gefällt folgende Definition am besten: Kultur sind die gelebten Selbstverständlichkeiten.

Sie können mit Stolz berichten, dass selbst Goethe einmal Kunde Ihres Unternehmens war. Kann so eine lange Tradition auch bei der Mitarbeitersuche behilflich sein?
Bei der Suche nur insofern, als Tradition auch Beständigkeit und Sicherheit signalisiert. Für die heutige Generation – wenn ich fälschlicherweise verallgemeinern darf – stehen bei der Job-Suche aber meist andere Kriterien im Vordergrund.

Wenn Sie die Firmenhistorie analysieren: Was war das Erfolgsrezept, das sich über die Generationen gehalten hat?
Der unternehmerische Geist, der Gestaltungswille, die Bereitschaft, persönliche Interessen dem Firmenwohl unterzuordnen und in die Weiterentwicklung von GW zu investieren; aber auch Augenmaß, Bodenhaftung und Führung, die Mitunternehmertum ermöglicht.

Firmengeschichte
Vorgänger von Gebrüder Weiss ist der Transportdienst Lindauer Bote, der 1322 erstmals erwähnt wurde. 1823 wurde Gebrüder Weiss selbst gegründet. Bis 1914 bauten die Gebrüder Weiss Filialen in der Donaumonarchie. Ab 1921 wurden Niederlassungen in Hamburg und Wels gegründet. Ab 1950 kam es zur Expansionsphase in Österreich. 1974 wurden umfangreiche Investitionen in die Niederlassungen und die Internationalisierung des Geschäftes getätigt. Der GW-Konzern mit Holding wird 1980 geschaffen.
 
www.gw-world.com

(Interview: Stephan Strzyzowski)
 
 

 

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