„Ich fühle und handle immer unternehmensorientiert“
Andreas Philipp will als Geschäftsführer bei Salesianer Miettex vor allem eines: Erfolge feiern. Warum seine Parole deshalb „Mir nach" lautet, was ihn von den Gesellschaftern unterscheidet, und warum er nichts von der Quartalsdenke hält? Wir haben ihn gefragt.


Interview: Stephan Strzyzowski,
Wo sehen Sie die zentralen Unterschiede zwischen Managern und Inhaberunternehmern?
Inhabermanager denken gegenüber externen Managern vermutlich noch langfristiger, nämlich in Generationen.
Gibt es etwas, das Manager können, Inhaber jedoch nicht?
Ja, in ein anderes Unternehmen wechseln.
Mit externen Managern können sich Unternehmen immer auch das Know-how aus deren verschiedenen früheren Positionen holen. Hat das bei Ihnen eine Rolle gespielt?
Natürlich habe ich – und somit das Unternehmen – von meinen Vorerfahrungen profitiert. Aber ich glaube nicht, dass ein guter Manager zwingend viele unterschiedliche Stationen nötig hat. Herr Dutter, unser Senior-Geschäftsführer-Kollege, der nun in den Ruhestand getreten ist, war zum Beispiel 41 Jahre lang für das Unternehmen tätig. Er war und ist für mich einer der Topmanager Österreichs – ohne in vielen unterschiedlichen Unternehmen gearbeitet zu haben.
Wie sind Sie Geschäftsführer von Salesianer Miettex geworden?
Kennenlernen durfte ich das Unternehmen, als ich noch eine kleine Werbeagentur geleitet habe. Salesianer war damals einer unserer ersten Kunden. Danach war ich in einer internationalen Agentur und auch mehrere Jahre als Geschäftsführer von Steyr Mannlicher tätig. 2007 wurde ich dann von der Eigentümerfamilie und Herrn Dutter gefragt, ob ich zu Salesianer Miettex kommen möchte. Dieses Angebot habe ich mit großer Freude angenommen.
Wie sieht heute die Rollenverteilung zwischen Ihnen und den Eigentümern aus?
Ich verantworte als Geschäftsführer das gesamte Inlandsgeschäft. In Österreich erwirtschaften wir ca. 105 Millionen Umsatz mit ca. 1.300 Mitarbeitern. Thomas Krautschneider leitet als Geschäftsführender Gesellschafter das gesamte Auslandsgeschäft gemeinsam mit Herrn Ioane als operativem Geschäftsführer sowie Geschäftsführern in den Ländern vor Ort. Frau Krautschneider hat sich als Gesellschafterin aus dem operativen Geschäft bereits vor einem Jahr in den Aufsichtsrat zurückgezogen und ist dessen Vorsitzende. Und so arbeiten wir Schulter an Schulter.
Welche Erfahrungen haben Sie besonders geprägt und auf Ihre aktuelle Position vorbereitet?
Besonders stark hat mich die Tatsache geprägt, dass ich früher leistungsmäßig Eishockey gespielt habe. Erfahrungen aus dem Mannschaftsleistungssport kann ich bis heute auf diverse Tätigkeitsbereiche anwenden.
Was ist denn die zentrale Erkenntnis daraus?
Dass Mannschaftsleistungssport immer eine Symbiose aus maximaler Einzelleistung und Teamleistung ist. Prägend war aber sicherlich auch meine eigene unternehmerische Tätigkeit. Ich fühle und handle immer unternehmensorientiert.
Was macht denn Ihr Selbstverständnis als Manager aus?
Wie früher im Sport habe ich extreme Unlust zu verlieren. Für mich ist Leistungsoptimierung das Schönste. Schließlich muss man heute in der Wirtschaft mit immer geringeren Ressourcen immer mehr bewegen.
Und wie sieht Ihre Strategie zum Sieg aus?
Der israelische General Mosche Dajan wurde nach dem Sieg der israelischen Armee im Sechstagekrieg gefragt, wie so eine winzige Armee gewinnen konnte. Seine Antwort: Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu allen anderen Armeen. Unsere Offiziere kennen keinen Befehl für „vorwärts“, sondern nur die Parole „Mir nach“. Und das ist etwas, worauf ich in meinen Führungspositionen immer gesetzt habe: Vorbildwirkung.
Sie waren früher selbst Unternehmer. Konnten Sie in dieser Position Dinge tun, die Sie jetzt nicht tun können?
Ich glaube, wenn man das unternehmerische Denken einmal verinnerlicht hat, ist es gleichgültig, ob man als Unternehmer eine Agentur mit dreizehn Leuten leitet oder im Angestelltenverhältnis für 1.300 Leute verantwortlich ist. Es ist das gleiche Gefühl der Verantwortlichkeit. Das kommerzielle Denken unterscheidet sich nicht, weil das Leistungsprinzip überall gilt.
Was halten Sie denn vom Vorurteil, dass viele Manager vorwiegend auf ihre Ziele achten und dabei die langfristige Perspektive übersehen, die Familienunternehmern immer attestiert wird?
Bei uns wäre es undenkbar, an Aktienkurse und Quartalsberichte zu denken und deswegen etwa anstehende sinnvolle Investments zu verschieben, weil es schöner in den Berichten aussehen würde. Das ist der enorme Vorteil eines funktionierenden Familienunternehmens! Denn wohin uns der Superkapitalismus mit seinem kurzfristigen Denken geführt hat, ist ja bekannt.
Hat man als externer Manager jemals dasselbe Standing wie als Gesellschafter?
Unsere internen Diskussionen und Entscheidungsfindungen orientieren sich immer an den Sachthemen, und ich habe noch nie erlebt, dass da über eine gerechtfertigte Argumentation drübergefahren wurde.
Gibt es Bereiche, wo Ihr Blick als Externer noch klarer ist als jener der Gesellschafter?
Nein.
Als Manager hat man Einfluss auf viele Menschen und deren Alltag. Wie wollen Sie einmal von den Mitarbeitern in Erinnerung behalten werden?
Ich denke, das Schönste für einen Manager ist, wenn er nachhaltig erfolgreich war. Und wenn dieser erfolgreiche Weg mit menschlichen Dimensionen erreicht wird. Peitschenknaller und Knochenbrecher können, wenn überhaupt, nur kurzfristige Erfolge
feiern.