Erfolgreiche Integration

Redaktion Die Wirtschaft
07.08.2013

Mit der NEBA-Schnuppertage fand erstmals eine österreichweite Arbeitsmarktinitiative des Bundessozialamtes für Jugendliche mit Behinderung oder Ausgrenzungsgefährdung statt.

Bei der Bilanz-Pressekonferenz stellte Bundesminister Rudolf Hundstorfer fest, dass das „wirtschaftsnahe Konzept der NEBA-Schnuppertage ein enormes Engagement seitens der Wirtschaft und somit nachhaltige Zukunftschancen für Jugendliche mit Behinderung oder Benachteiligung am Arbeitsmarkt“  gezeigt hat.  Das sei insoferne wichtig, da auch in Österreich „Jugendarbeitslosigkeit ein Thema ist“. Die Quote liegt mit Juli 2013 laut Eurostat bei 9,3 Prozent, der zweitniedrigste Wert innerhalb der EU. Dieser Spitzenplatz sei das Ergebnis zahlreicher Bemühungen, die natürlich fortgesetzt und auf aktuelle Anforderungen angepasst werden.  „In Österreich treten ca. 15.000 Jugendlichen eines Altersjahrgangs – das sind 15 Prozent aller Pflichtschulabgänger/innen – keine berufliche oder weiterführende Ausbildung an.“  Ein Teil dieser Jugendlichen trete dann auch nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt oder in einer unterstützenden Maßnahme auf, sondern werden zu NEETS (not in Education or Employment).

Flächendeckendes Angebot
Als Konseqenz dieser Erkenntnis habe man vor zwei Jahren das Jugendcoaching-Programm des Bundessozialamtes als flächendeckendes Angebot am Übergang Schule-Beruf um diese Gruppe der ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen ausgeweitet. Im kommenden Jahr gibt es als wesentliche Ergänzung die Unterstützungsschiene „AusbildungsFit“, mit der Jugendlichen mehr „Raum, Zeit und Unterstützung gegeben werden soll, sich soziale, aber auch kognitive Fähigkeiten weiter anzueignen“.
Hundstorfer: „Die NEBA-Schnuppertage haben erstmals erreicht, dass die Leistungen des NEBA Netzwerkes Berufliche Assistenz für Betroffene, aber auch Unternehmen nicht nur punktuell, sondern österreichweit bekannt wurden.“ Um innovative Konzepte und bereits etablierte Angebote der beruflichen Integration noch mehr zu forcieren, wird der zur Verfügung stehende Betrag von 160 Millionen für heuer, aber auch für 2014 um jeweils 10 Mio. Eu ro erhöht werden, gab der Minister bekannt. Solange es ihn als verantwortlichen Minister gebe, werde es auch solche Aktionen wie die NEBA-Schnuppertage geben, ergänzte Hundstorfer auf eine Journalistenfrage. Denn schon heute würden in halb Europa die Arbeitsmarktinitiativen des Sozialministeriums kopiert.
Der Abteilungsleiter für Sozialpolitik und Gesundheit der WKÖ, Dr. Martin Gleitsmann, stellte in seinem Statement fest, dass „Arbeit soziale Anerkennung bedeutet und die Bestätigung der eigenen Fähigkeiten“. Das sei vor allem für die Gruppe der Jugendlichen mit Behinderung von besonderer Bedeutung. Dass Qualifikation, Leistungsbereitschaft und Flexibilität heute am Arbeitsmarkt eine große Rolle spielen, schließe diese Gruppe aber keineswegs als Wirtschaftsfaktor aus, denn „Menschen mit Behinderung sind heute besser ausgebildet und durch den Einsatz von modernen Hilfsmitteln und neuer Technologien besser für die Arbeitsmarkt gerüstet“. Die NEBA-Initiative habe gezeigt, dass „zahlreiche vorbildliche Betriebe Menschen mit Einschränkungen einen Berufseinstieg ermöglichten und damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben.“ Um noch mehr Jugendlichen mit Behinderung zu ermöglichen, eine Beschäftigung zu finden, brauche es aber mehr Anreize, so Gleitsmann.

Voller Erfolg
Der Leiter des Bundessozialamtes, das heuer die erstmals die österreichweiten NEBA-Schnuppertage organisiert hat, sprach von einem „vollen Erfolg“, denn letztlich seien die gesetzten Ziele dieser Aktion weit übertroffen worden. 150 Unternehmen mit 220 Filialen haben 660 Schnuppertage ermöglicht, 90 Prozent der Betriebe – das ergab eine Umfrage – wollen auch künftig mit dem NEBA Netzwerk Berufliche Assistenz kooperieren. Die Schnuppertage haben „zur Sensibilisierung der Wirtschaft, aber auch der Öffentlichkeit“ beigetragen, sagte Schuster. „Jugendliche mit Behinderung oder Benachteiligung werden vermehrt als potenzielle Fachkräfte, die der Arbeitsmarkt noch viel stärker nachfragen wird, wahrgenommen“.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Aktion sei das intelligente Matchingverfahren gewesen, betonte der Leiter des Bundessozialamtes. Bei den NEBA-Schnuppertagen mussten nämlich die Jugendlichen ihre Fähigkeiten und Talente angeben, auf der anderen Seite nannten die Unternehmen jene Notwendigkeiten, die für das angebotene Berufsbild wichtig sind. „Somit konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in ihren Wunschberufen schnuppern, die Unternehmen ihrerseits kamen mit engagierten und motivierten Jugendlichen in Kontakt, auf die sie auch in der Zukunft zurückgreifen können.“ Neben dem Matchingverfahren sei auch die gezielte Vorbereitung der teilnehmenden Jugendlichen durch die NEBA-Anbieter/innen ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Aktion gewesen, betonte Schuster. „Erfreulicherweise gibt es auch einige Fälle“, erklärte Schuster zum Abschluss seiner Bilanz, „in denen Jugendliche eine Lehrstelle erhalten haben. Einige Jugendliche werden nach Zusage der Unternehmen zusätzliche Praktika absolvieren und vielleicht danach die Chance haben, in dem Betrieb aufgenommen zu werden.“

Unternehmen  profitieren
Bei der Pressekonferenz waren auch zwei Unternehmen am Podium vertreten, die sich bei den NEBA-Schnuppertagen engagiert haben: die Ibis-Hotelgruppe und Pollmann International. Hannes Lechner, Vizepräsident der Ibis-Hotelgruppe für Süddeutschland und Österreich, wies darauf hin, dass Ibis heuer zum dritten Mal in Folge als „Great Place zu Work“ ausgezeichnete wurde. „Leider wissen das viele Berufsanfänger/innen nicht“, stellte Lechner fest. Die Hotelgruppe habe sich deshalb an den NEBA-Schnuppertagen beteiligt, „um Berührungsängste abzubauen und jungen Menschen eine Perspektive zu geben“. Die Wirtschaft dürfe insgesamt nicht über zu wenig Nachwuchs beklagen, wenn man nicht bereit ist, Lehrlinge auszubilden. Zwei Jugendliche haben während der Aktion in den Ibis-Hotels in Linz und Salzburg geschnuppert, eine Jugendliche wird auch künftig beschäftigt werden. 

Dr. Ernst Wurz, Leiter Personalentwicklung bei Pollmann International, erklärte, dass sein Unternehmen immer wieder Schulen, Lehrer, aber auch Eltern kontaktiere, um auf die insgesamt sieben Lehrberufe aufmerksam zu machen, die das mittelständige Unternehmen in seinem Stammhaus im Waldviertel anbietet. „Es war daher klar für uns, bei den NEBA-Schnuppertagen mitzumachen“, sagte Wurz. Ein Mädchen, das „geschnuppert“ hat, sei jetzt sogar in der Endauswahl für einen Lehrplatz.

Im NEBA Netzwerk Berufliche Assistenz sind aktuell rund 140 Organisationen verbunden, die zumindest eines der NEBA-Leistungen Jugendcoaching, Arbeitsassistenz, Berufsausbildungsassistenz und Jobcoaching anbieten. 2012 wurden mehr als 30.000 Personen betreut, davon 22.000 Jugendliche. Heuer erwartet man allein im Jugendcoaching 35.000 Jugendliche. Anna Durstberger ist als Bereitsleiterin der PsychoSozialen Einrichtungen der Caritas der Diözese St. Pölten eine Anbieterin im NEBA Netzwerk Berufliche Assistenz. „Die NEBA-Schnuppertage haben unseren Pool an Unternehmen für Schnuppertage und Berufspaktika deutlich erweitert“, erklärte Durstberger. Die Wirtschaft sei der wichtigste Kooperationspartner für unsere Dienstleistung, so die Expertin. „Unsere Arbeit kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Wirtschaft Akzente setzt und Jugendlichen Chancen und Möglichkeiten bietet.“

Für die Medien gab es nach der Pressekonferenz auch die Möglichkeit, mit einigen Vertreter/innen von Unternehmen, die an den NEBA-Schnuppertagen teilgenommen haben – etwa die ÖBB -, Kontakt aufzunehmen. Außerdem waren einige Jugendliche anwesend, die durch die Aktion die Zusage auf eine Lehrlingsausbildung oder Beschäftigung erhalten haben.ÖBB-Lehrlingsbeauftragter gab bekannt, dass drei Jugendliche nach den NEBA-Schnuppertagen das Angebot erhalten haben, eine Lehre zu beginnen.

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