Corona: Senat der Wirtschaft sieht Politik und WKO am Zug
Eine Liquiditätsoffensive sei notwendig, um heimische Betriebe in der aktuellen Ausnahmesituation wirksam zu unterstützen. Das konstatiert der Senat der Wirtschaft Österreich und richtet drei Forderungen an die Bundesregierung sowie an die Wirtschaftskammer Österreich.

Es ist das größte Hilfspaket, das eine österreichische Bundesregierung jemals auf den Weg gebracht hat. Daran lässt auch der Senat der Wirtschaft Österreich Österreich keinen Zweifel. Allerdings gäbe es durchaus Verbesserungsbedarf, da die Antragsbearbeitung wegen bürokratischer Hemmnisse zu lange dauern würde. Unter dem Strich konnten laut dem Verband bislang nur rund zehn Prozent der relevanten Unternehmen finanzielle Mittel aus dem Rettungsschirm in Empfang nehmen – und das angesichts der akuten Not, in der sich viele Firmen befinden.
Um hier nicht nur schneller, sondern vor allem effektiver voranzukommen, hat der Senat der Wirtschaft Österreich Österreich, als ein freier Unternehmerverband und Vertreter von 750 KMU-Mitgliedern, drei konkrete Forderungen an die Mitglieder der Bundesrepublik sowie an die Wirtschaftskammer Österreich übermittelt:
WKO-Rücklagen zur Rettung von Betrieben zur Verfügung stellen
Die im Vergleich zum Nachbarland Deutschland extrem hohen Beiträge, die Unternehmen an die Wirtschaftskammer Österreich abzuführen haben, gehören laut Senat auf den Prüfstand. Einerseits solle die Bemessungsgrundlage, nämlich in erster Linie die gezahlte Lohnsumme, überdacht werden. Andererseits sollen die auf diese Weise auf 1,4 Milliarden Euro angewachsenen Rücklagen der Wirtschaftskammer Österreich an von der Corona-Krise betroffene Unternehmen ausgezahlt werden.
„Die WKÖ-Reserven können als langjährige und zinsenlose Kredite an angeschlagene, österreichische Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Bei der Rückzahlung könnte die WKÖ zudem auf 30-50% der Rückzahlung verzichten, um die Betriebe zu unterstützen“, schlägt Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senat der Wirtschaft, den WKÖ-Spitzenfunktionären vor. Für derartige Krisenfälle wurden die Beiträge seiner Ansicht nach erhoben.
Kurzarbeit schneller installieren
Das Instrument der Kurzabreit habe sich laut Senat bereits mehrfach bewährt, es müsse jedoch deutlich schneller greifen. Wie der Senat der Wirtschaft Österreich betont, wären Arbeitgeber durchaus gewillt, ihre Mitarbeiter mit der Einführung von Kurzarbeit ans Unternehmen zu binden. Sei die Bearbeitung jedoch zu aufwendig und dauere die Abwicklung zu lange, käme es zu Verzögerungen bei der Gehaltszahlung – und das sein nicht hinnehmbar, da alle relevanten Daten bei der Sozialversicherung vorliegen würden.
Mittel aus dem Hilfsfonds müssen schneller in den Unternehmen ankommen, so eine weitere Forderung an die Wirtschaftskammer Österreich. Der Senat der Wirtschaft Österreich verweist auf die etablierten Strukturen der Finanzämter, die nicht nur auf alle Informationen zugreifen, sondern auch für eine direkte Abwicklung sorgen können.
Lohn- und Einkommensteuer jetzt reformieren
Die Reform sei ohnehin geplant und sollte vorgezogen werden. Der Senat der Wirtschaft Österreich sieht hier ein interessantes Potenzial, um die steuerliche Belastung für Unternehmen ebenso wie für Arbeitnehmer zu reduzieren. Auf diese Weise könnte der Wirtschaftsstandort insgesamt und vor allem nachhaltig von einer höheren Binnennachfrage profitieren. Schließlich sollte schon heute an die Zeit nach der Corona-Krise gedacht werden, bereits im Sommer könnte sich diese Maßnahme auszahlen und Österreich touristisch noch attraktiver machen.
Steuerlichen Verlustrücktrag zulassen
Der Senat der Wirthschaft Österreich sieht aber vor allem im Bereich Steuern noch interessanten Gestaltungsspielraum, um den Unternehmen die Bewältigung der aktuellen Krise zu erleichtern. So könnte zum Beispiel ein Verlustrücktrag die Steuerlast reduzieren: Derzeitige Verluste ließen sich auf diese Weise mit den für 2019 zu zahlenden Steuern verrechnen, ähnlich wie die gängige Praxis des Verlustvortrages funktioniert. Nach Ansicht der Experten im Senat der Wirtschaft Österreich sei es nämlich durchaus die Aufgabe der Wirtschaftskammer Österreich, sich auch gegenüber der Politik für die angeschlossenen Unternehmen einzusetzen: Als politisch neutrales Netzwerk habe sie direkten Einblick in die praktischen Erfahrungen der KMUs, sodass die von ihr eingebrachten Lösungsvorschläge nicht nur fundiert und tragfähig wären, sondern sich auch im Diskurs mit den Entscheidungsträgern plausibel verteidigen lassen würden. Die Wirtschaftskammern Österreich habe den Finger am Puls der Zeit – und genau jetzt sei die Zeit des Handelns gekommen.