Jahresabschluss als Zukunftswerkzeug nutzen
Der Jahresabschluss ist mehr als eine Formalität: Im Gespräch mit der Steuerberatung kann er zum strategischen Wendepunkt werden. Was ein gutes Jahresabschlussgespräch auszeichnet – und warum Unternehmer*innen sich aktiv einbringen sollten.
Zum Jahresende atmen viele Unternehmerinnen kurz durch – Projekte sind abgeschlossen, Zahlen liegen auf dem Tisch, der Blick richtet sich auf die Bilanz. Doch gerade in diesem Moment entscheidet sich, ob der Jahresabschluss reine Formsache bleibt oder zum Wendepunkt wird. Hinter den Zahlen stehen Entwicklungen, Entscheidungen und Weichenstellungen für das kommende Jahr. Wer sie erkennt, kann aktiv steuern, statt lediglich zu reagieren. Denn ein Jahresabschlussgespräch, das diesen Namen verdient, zeigt nicht nur, wo ein Unternehmen steht, sondern auch, wohin es sich entwickeln kann. „Der Jahresabschluss ist kein Rückspiegel, er ist die Landkarte für das, was kommt“, sagt dazu Edin Salihodzic, Gründer der Steuerkanzlei Team23.
Zahlen verstehen statt nur präsentieren

Der Jahresabschluss markiert mehr als einen formalen Schlusspunkt – er zeigt, wie tragfähig die eigene Strategie war und welche Schlüsse sich daraus für das kommende Geschäftsjahr ziehen lassen. Den eigentlichen Mehrwert liefert oft erst das Gespräch mit der Steuerberatung. Viele Unternehmer*innen erleben diesen Termin noch als Pflicht, bei der Zahlen präsentiert und Abgaben erläutert werden. Dabei kann der Austausch wichtige Impulse geben: Werden Zahlen richtig interpretiert, entstehen daraus Erkenntnisse, Strategien und neue Spielräume. „In einem guten Gespräch sehen wir nicht nur, was war, sondern auch, was möglich ist“, so Salihodzic von Team23. Ein Gespräch, das über die Analyse hinausgeht, schafft Orientierung – und macht aus einer administrativen Aufgabe eine strategische Gelegenheit.
Was ist ein gutes Jahresabschlussgespräch?
Ein professionelles Gespräch lebt vom Austausch, nicht vom Vorlesen von Tabellen. Die Steuerberatung sollte erläutern, was die Zahlen bedeuten, wie bestimmte Ergebnisse zustande kamen und welche Optionen sich daraus ergeben. Gute Beratung zeigt nicht nur, was war, sondern warum – und vor allem, welche Schlussfolgerungen daraus folgen. Salihodzic sieht die Aufgabe der Steuerberatung darin, Zusammenhänge zu verdeutlichen und Entscheidungen vorzubereiten. Mandant*innen sollen nachvollziehen können, was steuerlich passiert ist und was dies für die nächsten Schritte bedeutet. Ebenso wichtig ist, dass die Beratung aktiv Fragen stellt – etwa zu Zielen, Herausforderungen oder laufenden Projekten. Nur so lassen sich steuerliche Gestaltungsspielräume mit der unternehmerischen Planung verbinden. Ein Jahresabschlussgespräch, das über den Rückblick hinausgeht, kann zu einem Werkzeug für zukünftige Entscheidungen werden – besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Beratung statt Zahlenverwaltung
Bleibt das Gespräch unverständlich oder auf das reine Vorlesen von Zahlen beschränkt, verschenken Unternehmer*innen wertvolles Potenzial. Kritisch wird es, wenn kein Raum für Rückfragen oder eigene Einschätzungen bleibt. Ein Jahresabschlussgespräch sollte stets ein Dialog auf Augenhöhe sein – kein Vortrag, sondern ein beidseitiger Austausch. Erst wenn Unternehmer*innen ihre Sichtweise einbringen können und die Steuerberatung gezielt nachfragt, entsteht ein gemeinsames Verständnis für die wirtschaftliche Lage. So wird Beratung konkret – und aus Zahlen werden Entscheidungen. „Ein guter Steuerberater hört zu und nimmt auch die Perspektive des Unternehmers ernst. Nur so kann man gestalten“, sagt Salihodzic. Auch die Herangehensweise spielt eine Rolle: Bleibt die Beratung abstrakt oder zu fachlich, verfehlt sie ihr Ziel. Entscheidend ist, dass Ergebnisse nachvollziehbar und umsetzbar vermittelt werden – mit Blick auf mögliche nächste Schritte. Auch die minutengenaue Abrechnung solcher Gespräche hält Salihodzic nicht mehr für zeitgemäß. Im Vordergrund stehe nicht die Dauer, sondern der Effekt: Unternehmer*innen sollten nach dem Gespräch wissen, wo sie stehen, welche Möglichkeiten bestehen und was konkret zu tun ist.
Die minutengenaue Abrechnung solcher Gespräche ist nicht mehr zeitgemäß. Im Vordergrund steht nicht die Dauer, sondern der Effekt.
Edin Salihodzic
Was Unternehmer*innen aktiv einbringen sollten
Damit ein Jahresabschlussgespräch sein Potenzial entfalten kann, ist auch auf Unternehmensseite Vorbereitung sinnvoll. Wer mit eigenen Fragen und Themen in das Gespräch geht – etwa zu Investitionen, Rücklagen, Boni oder Liquidität – kann gezielter Entscheidungen vorbereiten. Gerade im Herbst lassen sich Maßnahmen oft noch innerhalb des laufenden Jahres umsetzen. „Im Herbst kann man gestalten, im Frühjahr nur noch erklären“, sagt Salihodzic. Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist das Jahresabschlussgespräch oft der einzige Zeitpunkt im Jahr, an dem gemeinsam mit der Steuerberatung ein umfassender Blick auf die wirtschaftliche Lage erfolgt. Dabei werden Entscheidungen getroffen, die weit über steuerliche Aspekte hinausgehen – etwa zu Strukturen, Ressourcen und strategischen Vorhaben.
Vom Rückblick zur Vorausschau
Der Jahresabschluss ist keine bloße Abrechnung, sondern ein Moment strategischer Einordnung. Er zeigt, wo ein Unternehmen aktuell steht – aber auch, wohin es sich entwickeln kann. Im Austausch mit der Steuerberatung werden Zusammenhänge sichtbar: Welche Entscheidungen haben Wirkung gezeigt? Wo bestehen Risiken oder ungenutzte Potenziale? Daraus ergeben sich konkrete Strategien – von Investitionen über Kostenstrukturen bis zu neuen Geschäftsfeldern. Ein gutes Jahresabschlussgespräch blickt daher nicht nur zurück, sondern eröffnet Perspektiven, macht Entwicklungen verständlich und schafft die Grundlage für fundierte Entscheidungen. „Unser Ziel ist, dass Unternehmer den Jahresabschluss nicht als Pflicht sehen, sondern als Werkzeug für die Zukunft“, sagt Salihodzic. Wer sich Zeit nimmt, genau hinsieht und offen spricht, kann aus diesem Moment Orientierung gewinnen – und die Richtung für das nächste Jahr gezielt bestimmen.
Was ein gutes Jahresabschlussgespräch ausmacht
- Jahresabschluss ist strategisches Werkzeug, nicht nur Rückblick
- Gespräche sollten Orientierung und neue Handlungsspielräume schaffen
- Steuerberatung erklärt Zusammenhänge und fragt aktiv nach
- Unternehmer*innen sollten vorbereitet und mit eigenen Themen in das Gespräch gehen
- Dialog statt Zahlenvortrag – mit klarem Blick auf nächste Schritte
- Ziel: fundierte Entscheidungen für das kommende Jahr ermöglichen



