Weltmarktführer blicken in die Zukunft

Weltmarktführer
14.11.2016

 
Welche Chancen und Risiken stecken in den globalen Megatrends? Darüber wurde am Kongress der Weltmarktführer in Österreich diskutiert. Die Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops lieferten rund 300 Besuchern Expertenwissen zum Umgang mit Themen wie Digitalisierung und Disruption. Ein Rückblick. 

Am 9. und 10. November ging zum dritten Mal der Kongress der Weltmarktführer in Österreich über die Bühne. Das Zentrale Motto: Von und mit den Besten lernen. Den Auftackt dazu hat Manfred Hückel von Red Bull gemacht. Er verglich die Merkmale und Methoden, die einen Athleten an die Weltspitze hieven mit jenen von Talenten in der Wirtschaft. Sein Rezept: Neben Charakter, Veranlagung und Leidenschaft braucht es das richtige Umfeld - eine „Island of Excellence“, weltklasse Coaching und die besten Lehrer, die vorrangig „Stärken stärken“ und sich mit Mittelmaß nicht zufrieden geben.

Um Mitarbeiter, als zentralen Erfolgsfaktor im Unternehmen ging es auch Oliver Wichtl von der Pure Management Group. Aus seiner Sicht erfordert es stark eigenverantwortliche Mitarbeiter um komplexe Herausforderungen anzunehmen und Führung in einer digitalen Welt zu meistern. Dezentrale Steuerung unter klaren Rahmenbedingungen mit viel Freiheit für den Einzelnen sei das Um und Auf, um mit dem technologischen Wandel umzugehen. Auch Arbeiten in Modellen, Planen in kleinen Schritten, Trial & Error-Kultur und vor allem, den Wandel zur eigenen Mission zu machen, sieht er als Lösungen gegen lähmende Orientierungslosigkeit.

In der Gegenwart die Zukunft erkennen

Der in Genf und Los Angeles tätige Futurist Gerd Leonhard gab zum Thema „Technology vs. Humanity“ einen Auszug aus Zukunfts-Szenarien, die teils bereits Realität sind. Schon heute gibt es Spracherkennungs-Tools, die realtime Schwiizerdütsch in Chinesisch übersetzen können. Ein kleiner Ausblick darauf, wie wir schon bald mit Voice Commands an unsere Computer zum Beispiel Flüge buchen und unser komplettes Leben organisieren werden. Leonhard sagt voraus, dass wir aufgrund der stetig steigenden Rechenpower in den kommenden 20 Jahren mehr Veränderung erleben werden, als in den letzten 300 Jahren. Die Leistungsfähigkeit der Computer entwickelt sich dabei ‚exponentiell‘, weiterhin nur ‚lineares‘ zu denken würde zu Fehlentscheidungen führen. Die logische Erkenntnis: Die Zukunft ist keine Verlängerung der Gegenwart mehr, Innovation (Auto zu besserem Auto) genügt nicht länger, es braucht Transformation (Auto wird zu Roboter).

Neue Denkweisen

Christoph Steger, CSO der weltmarktführenden Engel Holding, setzt auf „Technology Push“. Neuer Technologie darf man sich nicht verschließen, man müsse  selbst Anbieter davon werden. Dafür investiert sein Unternehmen rund € 70 Mio. jährlich in Forschung und Entwicklung. Auch bei Engel werden „Stärken gestärkt“ – am Gründungsstandort Schwertberg werden dzt. 190 Lehrlinge ausgebildet. Engel bietet das ideale Umfeld für Mitarbeiter-Leidenschaft, diese wiederum generiert, laut Steger, Kundenvertrauen, das vor allem bei tiefgreifenden digitalen Entwicklung bei den Kunden die Voraussetzung sein muss.

Altes Recht, neue Herausforderungen

Digitalisierung erfordert Demokratisierung und Empowerment. Jedoch stellt unser Arbeitsrecht viele Firmen in ihren Ambitionen vor große Probleme. Stichwort: Arbeitszeitregelungen. Ein weiteres Zukunftsrisiko liegt darin, dass viele der heimischen Studium nicht das abdecken, was am Arbeitsmarkt gesucht wird – so der Tenor in einer Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen von Digitalisierung die auf zukünftige Arbeitswelt, u.a. mit Markus Tomaschitz von AVL List und Christoph Wolf von CMS Reich-Rohrwig Hainz. Ihre Forderung: Mehr Bewegung in der Politik.   

Wie die Weltspitze tickt

Prof. Dr. Hermann Simon, Hidden-Champions-Kenner erläuterte die Merkmale der Nischen-Besten und gab Tipps für Aspiranten. Sein Credo: „Nur Fokus führt zur Weltklasse“. Hidden Champions sind auf ihre Technologien und ihre Märkte, die sie mit eigenen Tochtergesellschaften bedienen, fokussiert. Sie pflegen Empowerment von Führungskräften schon in jungem Alter, Mitarbeiter haben mehr Freiheiten, sind flexibler im Detail und partizipativ. Die hohe Erfolgsquote von Pro-Kopf Exporten Deutschlands sei aus seiner Sicht nicht Großunternehmen zu verdanken, sondern mittelgroßen Hidden Champions mit geringem Bekanntheitsgrad.

Geschäftsideen vom Nachwuchs

Ideen für neue Geschäftsmodelle - das sollten Studenten von WU Wien und TU Wien für den Kranhersteller Palfinger liefern. In einem Hackathon traten vier Gruppen mit ihren Konzepten gegeneinander an und versuchten Jury und Publikum zu überzeugen. Der beste Lösungsansatz wurde durch ein Saalvoting bestimmt und mit 2000 Euro prämiert. Leer gingen aber auch die restlichen Gruppen nicht aus. Sie erhielten jeweils 1000 Euro und werden ebenfalls zu Palfinger eingeladen, um das Unternehmen besser kennenzulernen und auch um konkrete Umsetzungsschritte zu besprechen.  

„Readiness“ für disruptive Megatrends 

Eine Vergleichsstudie von Simon-Kucher & Partners, der WU Wien und dem Österreichischen Wirtschaftsverlag untersuchte wie gut Hidden Champions im Vergleich zu klassischen Unternehmen in Bezug auf sieben global vorherrschende Megatrends vorbereitet sind. ‚Technologischer Wandel und Digitalisierung‘, ‚Globale wirtschaftliche Verflechtung‘ sowie ‚Entrepreneurship rising‘ sind die drei für Hidden Champions bedeutsamsten Megatrends. Der Trend-Readiness Score zeigt, dass sich Hidden Champions den wichtigen Trends gegenüber als gut vorbereitet betrachten. Laut Studienleitern besteht dennoch bei beiden untersuchten Gruppen dringender Aufholbedarf. Handlungsempfehlung der Studienleiter an alle Unternehmer ist, auf die bedeutsamen Trends - von der Digitalisierung über den demografischen Wandel bis zur Ökologisierung - aufzuspringen und genügend Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

„Mehr Awareness über die Spitzenleistungen in unserem Land zu schaffen, wozu auch Prof. Simon anregt, ist unser Treiber als Veranstalter. Im November 2017 geht es bereits in die 4. Runde mit dem Treffen der Champs“, so Thomas Zembacher, Geschäftsführer des Österreichischen Wirtschaftsverlags.

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