Produktions- und Lieferketten zurückholen

Margarete Schramböck
26.05.2020

 
Corona hat gezeigt, wo unsere Schwachstellen liegen, sagt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Jetzt heißt es, sich besser für Krisen rüsten und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

Inwiefern hat die Corona-Krise gezeigt, dass Österreichs Wirtschaft zu abhängig von globalen Strömen ist?

International sahen wir ein regelrechtes Wettrennen um medizinisch notwendige Produkte wie Masken, Schutzhandschuhe oder -anzüge. Einige Länder haben sogar Schutzmasken beschlagnahmt.

Gleichzeitig gab es viele Anbieter, die unseriöse Angebote vorlegten. Viele Masken wiesen nicht die Qualität auf, die bestellt war. Für mich ist klar: Davon dürfen wir nicht abhängig sein. Die Krise

hat gezeigt, dass die globalen Märkte im Bereich der Schutzausrüstungen und Medizinprodukte nicht krisenresistent sind.

Was sollte sich an internationalen Wertschöpfungsketten ändern?

Corona hat uns gezeigt, wo unsere Schwachstellen liegen. Ziel muss sein, Produktions- und Lieferketten in die EU zurückzuholen, um in Krisensituationen nicht so abhängig zu sein.

Das heißt nicht, dass wir zum Gegner der Globalisierung werden. Österreich verdient rund sechs von zehn Euro durch Export.

Wie kann ein Zurückholen von Wertschöpfungsketten gelingen?

Dazu braucht es zuallererst gute Rahmenbedingungen. Ein wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort ist zentral für die Ansiedelung und das Halten von Unternehmen in Österreich. Dazu müssen wir unter anderem unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, das Wettbewerbs- und Kartellrecht überdenken oder das europäische Beihilfenrecht neu diskutieren. Auch bei der Beschaffung müssen wir Aspekte wie Innovation und Regionalität stärker berücksichtigen und Unternehmen Investitionen in Österreich ermöglichen.

Viele in der Krise gegründete Onlineshops sind beliebt. Wie kann der Effekt erhalten bleiben, damit lokale Anbieter und Händler globalen Konzernen dauerhaft etwas entgegenhalten

können?

Digitale Großkonzerne haben kein Monopol auf digitale Geschäftsmodelle. Gerade für Direktvermarkter bietet sich eine Riesenchance, auch auf diese Geschäftsmodelle zu setzen. Mein Ziel ist es, dass wir unsere Klein- und Mittelbetriebe stärken, sodass sie den Schritt Richtung Digitalisierung wagen. Wir unterstützen sie mit Förderungen wie KMU Digital oder den Digital Bootcamps. Wir sehen aber auch eine Trendwende. Die Bevölkerung hat in der Krisenzeit ein starkes Bewusstsein für Regionalität aufgebaut. Ich bin überzeugt, dass viele nun ihr Kaufverhalten noch mehr hinterfragen und in Zukunft vermehrt

regional einkaufen.