Digitalisierung: Wo wir stehen

Digitalisierung
13.11.2018

 
Andreas Tschas hat der Start-up-Szene mit dem Pioneers Festival eine Heimat gegeben, bevor er bei TTTech einen wesentlichen Expansionsschritt begleitet hat. Nun leitet er die neue, von der Bundesregierung eingerichtete Digitalisierungsagentur DIA. Wie es um das Thema steht? Wir haben nachgefragt.

WO ÖSTERREICH IN PUNCTO DIGITALISIERUNG STEHT

In einem aktuellen Digital-Economy-and-Society-Index- Ranking liegt Österreich auf Platz elf. Da gibt es also noch Luft nach oben. Es wird eines unserer Ziele sein, unter die top fünf Innovation-Leader zu kommen. Aufholbedarf gibt es beispielsweise beim Breitbandausbau und bei der digitalen Infrastruktur. Man muss aber erkennen, dass es nicht nur um die technische Basis geht. Genauso wichtig ist die Einstellung zur Digitalisierung und zur Zukunft. Die Menschen sollen die Digitalisierung als Chance begreifen.

WARUM DIE HALTUNG WICHTIG IST

Wir brauchen ein positives Zukunftsszenario. Wir müssen uns überlegen, wie unsere Welt in 20 Jahren aussehen soll, um zu wissen, was wir morgen tun müssen. Wie das gehen kann, zeigen andere Länder wie Singapur auf. Aus einer Insel ohne wirtschaftliche Relevanz ist durch ambitionierte Ziele ein Hotspot der Technologie geworden. Wir wollen das Thema Digitalisie- KLARE WORTE DIESMAL ZUM THEMA: rung positiv besetzen. Wir wollen aufzeigen, dass es keinen Grund zur Angst gibt, sondern dass sich vielfältige Chancen bieten. Ich vergleiche es gern mit der Elektrifizierung. Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Unternehmen, elektrische Energie für ihre Prozesse zu nutzen, und heute ist es unvorstellbar, ohne Strom zu arbeiten. Die Entwicklung ist vergleichbar mit der Digitalisierung, die jetzt passiert. In ein paar Jahren werden digitale Prozesse aus den Firmen auch nicht mehr wegzudenken sein.

WOHER DIE NEGATIVE HALTUNG KOMMT

Es läuft gut, und die Konjunktur brummt. Viele Unternehmen sehen deswegen auch keinen Handlungsbedarf, ihre Prozesse zu optimieren, über neue Wege Kunden zu erreichen, Kosten durch digitale Prozesse zu sparen etc. Dabei ist es gerade in Zeiten, in denen es gut läuft, wichtig, zu investieren und sich für die Zukunft aufzustellen. Die Konkurrenz schläft nicht, und wir befinden uns mittlerweile in einem globalen Wettbewerb. Da gibt es Länder und Unternehmen, die weit besser aufgestellt sind. Wir dürfen hier den Anschluss nicht verlieren.

WAS ES BRAUCHT, UM NACH VORN ZU KOMMEN

Wie kann mein Unternehmen von der Digitalisierung profitieren? Diese Frage stellen sich viele Betriebe. Die Umsetzung ist oft schwierig, weil Know-how und Ansprechpartner fehlen. Reine IT-Beratung ist oft zu wenig. Auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten, die sich den KMU bieten, extrem spannend und vielfältig. Entsprechende Praxisbeispiele und Chancen müssen jetzt bei den Entscheidungsträgern ankommen. Wichtig ist dabei, dass man sich nicht abschrecken lässt. Wir haben uns alle daran gewöhnt, einen Supercomputer in der Hosentasche zu haben und permanenten Zugang zum Wissen der Welt zu haben. Genauso natürlich sollten die Möglichkeiten, die sich zum Beispiel durch 3D-Druck bieten, genützt werden. Wir brauchen mehr Offenheit für Neues, wir müssen aber auch schauen, dass wir unsere Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft gut beraten. Dafür sehen wir die Digitalisierungsagentur als wichtigen Unterstützer und Motivator.