Nachhaltig wirtschaften und arbeiten

Nachhaltigkeit
08.11.2021

 
Was bedeutet für uns Nachhaltigkeit? Mit dieser Frage müssen sich Unternehmen befassen – unter anderem, weil die Folgen des Klimawandels weltweit immer spürbarer werden.
Nachhaltigkeit

Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren: In den kommenden Jahren wird der Klimawandel von einem wachsenden Teil der Bevölkerung als massive Bedrohung des menschlichen Lebens erfahren. Und dies wird wiederum die Politik verstärkt zu einem regulierenden Eingreifen zwingen.

Der Klimawandel verändert das wirtschaftliche Umfeld

Deshalb ist absehbar, dass auch die Wirtschaft mit immer schärferen Vorgaben im Bereich Umwelt- und Klimaschutz konfrontiert sein wird. Auch das Kaufverhalten der Kunden wird sich verändern. Und immer mehr Leistungsträger in den Unternehmen werden ihren Arbeitgeber fragen, inwieweit dieser einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft leistet.

Das Problem hierbei ist: Im gesellschaftlichen Diskurs ist umstritten, was unter einer „nachhaltigen Entwicklung“ zu verstehen ist und wie dieses Ziel erreicht werden kann. Deshalb sollten sich Unternehmen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen, zunächst fragen, was diese Begriffe für sie überhaupt bedeuten.

Sich über die eigenen Triebfedern bewusst werden

Dabei muss den Entscheidern bewusst sein, dass ihre Organisation in ein Umfeld eingebettet ist, das konkrete Erwartungen an sie hat; außerdem, dass die Erwartungen der verschiedenen Stakeholder wie Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, Kapital- und Gesetzgeber sich wandeln und oft divergieren. Denn nur wenn ein Unternehmen die verschiedenen Erwartungen kennt, kann es entscheiden: Auf welche wollen, können und müssen wir reagieren?

Hierfür muss man wiederum wissen: Warum beschäftigen wir uns überhaupt mit dem Thema? Tun wir dies aus einer eigenen intrinsischen Motivation – zum Beispiel, weil wir selbst ein nachhaltiges Wirtschaften und Arbeiten als überlebensnotwendig erachten? Oder ist das Gegenteil der Fall? Beschäftigen wir uns mit ihm primär, weil wir hierzu genötigt werden – zum Beispiel

  • weil die Rohstoff- und Energiekosten immer weiter steigen oder
  • weil uns der Gesetzgeber immer stärker dazu zwingt oder
  • weil für die Kaufentscheidung unserer Kunden das Kriterium „Nachhaltigkeit“ immer relevanter wird?

Die eindimensionale Betrachtungsweise überwinden

An die Stelle einer so eindimensionalen Betrachtung des Themas Nachhaltigkeit muss künftig die Erkenntnis treten: Eine auf Dauer stabile Entwicklung von Gesellschaften ist nur möglich, wenn die ökologischen, ökonomischen und sozialen (Entwicklungs-)Ziele gleichrangig behandelt werden.

Dieses Bewusstsein wächst zunehmend auch in den Chef-Etagen der Unternehmen. Deshalb findet in ihnen eine wachsende Zahl von Projekten statt, in denen die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), die die Vereinten Nationen 2015 formulierten, als Basis für eine Reflektion dienen:

  • Was bedeutet für uns ein nachhaltiges Wirtschaften und Arbeiten?
  • Worin zeigt sich ein solches in unserer Alltagsarbeit in all unseren Geschäftsbereichen und -prozessen?
  • Welche Entwicklungsziele sind unsererseits damit verbunden – ökonomisch, ökologisch und sozial? Und:
  • Welche Veränderungen sind hierfür in unserer Organisation auf der kulturellen, strukturellen und prozessualen Ebene nötig?

Aus den Ergebnissen werden dann Nachhaltigkeitskonzepte abgeleitet und hieraus wiederum Changeprojekte. Diese haben aktuell meist noch den Charakter erster „Versuchsballons“, denn bezogen auf das Thema nachhaltige Entwicklung sind wir zurzeit alle noch Lernende bzw. Suchende nach dem erfolgversprechenden Weg.

Zum Autor: Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Karlsruhe, der IAE in Aix-en-provence, der St. Gallener Business-School und der technischen Universität Clausthal.