Mit Nachhaltigkeit zum Erfolg

Nachhaltigkeit
02.05.2021

 
Nachhaltigkeit kostet Geld, damit kann man nichts verdienen. Ein Vorurteil, das noch immer in den Köpfen vieler Wirtschafstreibender verankert ist. Dass dem nicht so ist, zeigen ein steirisches und ein Salzburger Unternehmen, die sich auch durch die Pandemie nicht bremsen lassen.
Die Ringana- Gründer Ulla Wannemacher und Andreas Wilfi nger wollen alle vier Jahre ihr gesamtes Sortiment erneuern.
Die Ringana- Gründer Ulla Wannemacher und Andreas Wilfi nger wollen alle vier Jahre ihr gesamtes Sortiment erneuern.
Das Biogena-Management- Board, bestehend aus Julia Ganglbauer, Roman Huber und Stefan Klinglmair (v. l. n. r.). fokussiert auf Produkte, die Menschen zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden verhelfen.

Manche Unternehmensgeschichten beginnen ziemlich banal. Marktlücke entdeckt, Marktlücke geschlossen – ein Ansatz, der nicht selten der Ausgangspunkt für eine Unternehmensgründung ist. Dass aber die Zahnfee als Geburtshelferin einer – mittlerweile äußerst erfolgreichen – Unternehmensgründung in Erscheinung tritt, ist eher selten der Fall. Und doch soll es genau so geschehen sein, wie der Fall des steirischen Frischekosmetikherstellers Ringana zeigt. Mitte der Neunzigerjahre bringt der Sohn des späteren Ringana-Gründerpaares ein Tube Zahnpasta aus dem Kindergarten mit nach Hause. Ein Geschenk der Zahnfee – ein Geschenk, das Ulla Wannemacher und Andreas Wilfinger, so die Namen des Gründer-Duos, zum Nachdenken bringt. Schnell finden sie heraus, dass die Zahnpasta eine Vielzahl von bedenklichen Inhaltsstoffen in sich birgt. Inhaltsstoffe, welche die jungen Eltern ihrem Kind nicht zumuten wollen. Auch in den meisten Hautpflegeprodukten finden sich Beimengungen, die zumindest fragwürdig sind. Das geht auch anders, denken sich die beiden und etablieren im Jahr 1996 gemeinsam mit einem Expertenteam das Unternehmen Ringana. Die Geschäftsidee: frische und wirkungsvolle Kosmetika, die ohne unnötige Inhaltsstoffe hergestellt werden. „Der Ursprung unseres Unternehmens war sicher sehr idealistisch, und so mancher hat uns anfangs belächelt“, erzählt Geschäftsführer Andreas Wilfinger.

160 MILLIONEN EURO UMSATZ SPÄTER

Das hat sich geändert. Heute, 25 Jahre später, zählt das Unternehmen mehr als 400 Mitarbeiter und vertreibt seine Produkte über mehr als 70.000 Ringana-Partner weltweit. Bereits seit 1999 werden die Kunden auch über einen Online-Shop angesprochen. Ein Shop, der aktuell in elf Sprachversionen vorliegt und sichtbares Zeichen für die Internationalität des Unternehmens ist. Mit einem Umsatzanteil von etwas mehr als 40 % ist Österreich zwar noch immer der Hauptmarkt, doch der Exportanteil wurde in den letzten Jahren sukzessive ausgebaut und steuert mittlerweile auf die 60-Prozent-Marke zu. An die 160 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet Ringana, und jedes Jahr werden es mehr. Jährliche Wachstumsraten jenseits der 30 Prozent sind zum Alltag geworden. Eine ungetrübte Erfolgsgeschichte sondergleichen, möchte man meinen. Das war nicht immer so, wie Geschäftsführer Wilfinger unumwunden zugibt: „Ja, es hat schwierige Zeiten gegeben. Wie bei allen stark wachsenden Unternehmen waren das Kapital und die Liquidität immer wieder mal ein Thema.“ Doch das ist vorbei.

Selbst die Pandemie, die die Welt und Österreich seit nunmehr 15 Monaten in Atem hält und zur wohl schlimmsten Wirtschaftskrise in der Zweiten Republik geführt hat, sorgte beim Unternehmen nur kurzfristig für Irritationen. Klar, anfangs – sprich im ersten Lockdown 2020 – stand auch die Welt im steirischen Ort Hartberg, wo sich die Unternehmenszentrale seit der Gründung befindet, still. „Natürlich waren wir am Anfang paralysiert, wie die meisten Unternehmer in Österreich“, erinnert sich Andreas WilfinWilfinger. „Wir haben uns dann aber sehr schnell wieder erfangen, weil wir gemerkt haben, dass nach einem kurzzeitigen Rückgang alles wieder seinen gewohnten Weg geht.“ Weil im ersten Lockdown Händedesinfektionsmittel in Österreich Mangelware waren, wurde die nicht ganz ausgelastete Produktion kurzerhand auf die Herstellung von desinfizierenden Hautcremes umgestellt. Diese wurden dann gratis an Hilfsorganisationen in der Umgebung verteilt – ein Zeichen der Solidarität und der Verbundenheit mit der Region.

VERBUNDENHEIT, DIE BLEIBT

Eine Verbundenheit, die sich auszahlt: „Wir sind Hartberger“, kommentiert Andreas Wilfinger, „hier haben wir jede Menge treue und engagierte Mitarbeiter gefunden.“ Eine Verbundenheit, die bleibt: Seit November 2019 entsteht auf einem 17 Fußballfelder großen Areal in St. Johann an der Haide bei Hartberg der neue Ringana- Campus. Die neue Produktionsanlage soll eine Tageskapazität von bis zu 30.000 kg haben. Produktion und Lager sind im Jänner 2021 bereits umgesiedelt, das neue Verwaltungsgebäude soll im zweiten Quartal in Betrieb genommen werden. Damit nicht genug, wird am Gelände des Ringana Campus auch ein neues Logistikzentrum – Masterhub genannt – entstehen, mit dessen Hilfe die Internationalisierung weiter vorangetrieben wird. Insgesamt werden im Rahmen der beiden Ausbaustufen an die 70 Millionen Euro investiert. Ringana ist – ja, man kann es durchaus so sagen – eine österreichische Erfolgsstory. Eine Erfolgsstory, die auf mehreren Säulen ruht: Einerseits auf der Einzigartigkeit des Produktportfolios (Frischekosmetik, Supplements und Shots), andererseits auf unternehmerischer Beharrlichkeit und einem hohen Maß an Flexibilität. Dazu kommt die Innovationsfreudigkeit, nicht nur im Vertrieb, sondern auch in der Produktentwicklung. „Unser Ziel ist es, alle vier Jahre unser gesamtes Sortiment zu erneuern“, erklärt Wilfinger. Über all dem schwebt, quasi als übergeordnetes Leitthema des Unternehmens, die Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit nicht nur in der Produktion, sondern auch im unternehmerischen Handeln. Beim Unternehmen selbst bringt man es folgendermaßen auf den Punkt: „Die Schonung der Ressourcen und die Bewahrung einer lebenswerten Umwelt sind bei Ringana von größter Bedeutung. Dazu verfolgen wir eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie. Diese umfasst zum Beispiel Fairness beim Einkauf von Rohstoffen, eine energieeffiziente Produktion, mikroplastikfreie und frische Produkte, ressourcenschonende Verpackung und unser einzigartiges Re-Use-Konzept.“

VON HARTBERG NACH SALZBURG

Drei Stunden, 42 Minuten dauert die Fahrt mit dem Auto von Hartberg nach Salzburg. Mit dem Zug wären es fünf Stunden 15 Minuten, weil einem der Umweg über Wien nicht erspart bleibt. Auch wenn Wien mittlerweile die höchste Dichte an Biogena-Shops verzeichnet, drei an der Zahl – der jüngste in der Mariahilfer Straße wurde erst im heurigen Frühjahr eröffnet –, ist die Bundeshauptstadt nicht der Nabel der „Biogena-Welt“. Der befindet sich weiterhin in Salzburg, wo vor den Toren der Stadt eifrig gebaut wird. Am Fuße des Gaisbergs entsteht gerade die „Biogena Good Health World“, eine hochmoderne Produktionsstätte samt Schauproduktion und Erlebniswelt, in die das Unternehmen 21 Millionen Euro investiert.

Was Biogena macht, ist rasch erklärt. Das 2006 vom gebürtigen Oberösterreicher Albert Schmidbauer gegründete Unternehmen widmet sich der Entwicklung und dem Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen im Bereich Gesundheit und Ernährung. Die Schwerpunkte liegen, laut Eigenangaben des Unternehmens, auf den Bereichen Eisen-, Mineralstoff- und Osteoporose-Produktinnovationen sowie neuen integrierten Lösungen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung. Die Biogena Group ist mittlerweile Österreichs Marktführer im Bereich Nahrungsergänzungsmittel. Vertrieben wurden die Mikronährstoffe, die nach dem Reinsubstanzenprinzip in Manufakturarbeit erzeugt werden, bis vor kurzem über Ärzte und Therapeuten, den Onlineshop und die Biogena-Stores, elf in Österreich, sechs in Deutschland und einer in Dubai. Um die Vollauslastung der neuen Produktion zu erreichen bzw. das Wachstum weiter voranzutreiben, hat das Unternehmen im Herbst 2020 eine weitere Vertriebsschiene etabliert, an deren Umsetzung drei Jahre gefeilt wurde. Franchise-Partner sollen sich künftig in klar abgegrenzten Regionen um den Absatz der Biogena- Produkte kümmern. Weiter vorangetrieben wird auch die Internationalisierung des Unternehmens. Im März dieses Jahres wurde eine exklusive Distributionspartnerschaft für den thailändischen Markt unterzeichnet. Für Indien, Russland und den gesamten arabischen Raum gibt es solche Partnerschaften schon.

GESUNDHEIT UND WOHLBEFINDEN FÜR ALLE

So paradox es klingen mag: Dafür, dass Biogena weiterhin erfolgreich bleibt, sorgt nicht zuletzt die Corona-Pandemie, die wohl größte Gesundheits- und Wirtschaftskrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Julia Ganglbauer, Member des Management- Boards der Biogena Group, sagt: „Den Menschen wird bewusst, wie wichtig das Thema Gesundheit ist. In der derzeitigen Situation werden vor allem Immunpräparate stark nachgefragt.“ Auch bei Biogena steht das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum der Unternehmensphilosophie: „Unsere Mission ist Good Health & Wellbeing, das dritte nachhaltige Entwicklungsziel der Vereinten Nationen. Wir fokussieren uns auf Produkte, Dienstleistungen und Services, die allen Menschen weltweit zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden und zu bestmöglicher Potenzialentfaltung verhelfen“, heißt es in der offiziellen Firmenbeschreibung auf der Homepage. So wie Ringana liegt damit auch Biogena voll im Trend. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder, wie ein Blick in den Geschäftsbericht der Gruppe zeigt. Im Geschäftsjahr 2019/20 (Ende September) erzielte die Gruppe einen Umsatz von 52 Millionen Euro, ein Plus von fast 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beeindruckend war aber vor allem der Anstieg des operativen Gewinns, der sich mehr als verdreifacht hat. Seit November des Vorjahres notieren die Aktien der Biogena Invest AG übrigens im „Direct Market“-Segment der Wiener Börse. Der Grundstein für den weiteren Ausbau des Unternehmens ist damit wohl gelegt.

Autor/in:

HARALD FERCHER