Kreislaufwirtschaft benötigt bessere Rahmenbedingungen

Kreislaufwirtschaft
30.11.2021

 
Um die Klimaschutzziele des EU-Kreislaufwirtschaftspaket zu erfüllen, ist ein Wandel zu mehr Ressourceneffizienz notwendig. Österreichs Unternehmen sind auf eine Transformation gut vorbereitet. Es gibt aber noch Luft nach oben, wie der aktuelle ARA Circular Economy Barometer zeigt.
Im Bild v.l.n.r.: Mag. Ursula Swoboda (Commercial Director GfK Austria), Dr. Harald Hauke (ARA Vorstand)
Im Bild v.l.n.r.: Ursula Swoboda (Commercial Director GfK Austria), Harald Hauke (ARA Vorstand)

„Die Ergebnisse unserer aktuellen Umfrage zeigen, dass die österreichische Wirtschaft die Chance der Kreislaufwirtschaft längst erkannt hat. Dennoch ist ihre Umsetzung 2021 leicht ins Stocken geraten. Vor allem bei KMU brauchen wir dringend einen Booster, um die Circular Economy voranzubringen“, erklärt ARA Vorstand Harald Hauke anlässlich der Präsentation des aktuellen Circular Economy Barometer, einer von GfK* durchgeführten regelmäßigen Erhebung im Auftrag der Altstoff Recycling Austria AG (ARA).

Laut aktueller Umfrage planen bzw. nutzen zwei Drittel der Unternehmen (65%) die Kreislaufwirtschaft (2020: 67%). Deutliche Unterschiede zeigen sich dabei zwischen großen und kleinen Unternehmen: Während neun von zehn (90%) größere Unternehmen (> 50 Mitarbeiter:innen) zirkulär wirtschaften oder mit Kreislaufwirtschaft planen, sind es bei den kleinen Unternehmen lediglich etwas mehr als die Hälfte (54%). „Im Mittelpunkt der Aktivitäten und Planungen stehen vor allem die Abfallreduktion, eine forcierte Wiederverwendung sowie das Recycling. Größere Unternehmen richten ihren Fokus überdurchschnittlich häufig auf Nachhaltigkeitskommunikation, Digitalisierung und nachhaltiges Design“, erläutert Ursula Swoboda, Commercial Director GfK Austria.

Investitionen in Kreislaufwirtschaft: Klare politische Vorgaben gefordert

Als Folge der Pandemie hat sich der Anteil der Unternehmen, die in Circular Economy investieren, von 69 auf 56% verringert – bei vier von zehn (43%) kleinen Unternehmen, im Gegensatz zu den größeren Unternehmen ab 50 Mitarbeiter:innen, wo die Investitionen von 77% auf 85% (im Vergleich zum Vorjahr) gewachsen sind. Die generelle Investitionsneigung in Circular Economy für die nächsten drei Jahre verzeichnet einen Anstieg: von 33% im Vorjahr auf nunmehr 42% (und damit sogar über Vorkrisenniveau), bei größeren Unternehmen von 64% auf 75%.
„Die mit der Pandemie verbundene Planungsunsicherheit hat ihre Spuren in der österreichischen Wirtschaft hinterlassen. Für eine durchgängige Circular Economy braucht es nun Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft, um Transformationswillen und Umsetzung weiter zu stärken“, sagt Hauke. Die größten Hindernisse sieht er vor allem in Bürokratie und fehlender Rechtssicherheit: „Während große Unternehmen immer stärker als Zugpferde der Kreislaufwirtschaft fungieren, werden fehlende Investitions-, Planungs- und Rechtssicherheit vor allem von KMU als größtes Hindernis gesehen. Das bedeutet eine große Herausforderung für das KMU-Land Österreich.“

Nachhaltige Positionierung als wesentlicher Wettbewerbsvorteil

Trotz Pandemie sehen die Unternehmen beim Thema Kreislaufwirtschaft künftig eher Chancen statt Risiken. Mit zunehmender Größe der Betriebe werden die Chancen zudem deutlich größer einge-schätzt. Acht von zehn (80%) Unternehmen geben an, dass eine breite Bewusstseinsbildung bei Konsument:innen bezüglich der Erreichung der Klimaziele notwendig ist. Erst danach folgen Faktoren wie der Ersatz von Primärrohstoffen durch Recyclingmaterial oder die Unterstützung bei der Entwicklung recyclingfähiger Verpackungen. Auch auf ReUSE wird ein stärkerer Fokus gelegt (73%). Die Positionierung als Wettbewerbsvorteil wird vor allem von größeren Unternehmen im Bereich Aufbau und Intensivierung der Nachhaltigkeitskommunikation genutzt.
„Österreich hat in Sachen Kreislaufwirtschaft eine Vorreiterrolle, aber es gibt noch viel zu tun. Die ARA unterstützt Unternehmen bei ihren Transformationsprozessen – von Circular Design über die Digitalisierung der Stoffströme bis hin zur Nachhaltigkeitskommunikation. Denn uns geht es nicht nur um die Erreichung von Sammel- und Recyclingquoten, sondern um die Etablierung eines tragfähigen und nachhaltigen Zukunftsmodells für alle Unternehmen in Österreich“, betont Hauke.

*Studie im Auftrag der ARA, durchgeführt von GfK im August und September 2021: „Wie Circular-Economy-fit ist Österreichs Wirtschaft“ Telefoninterviews 23.08 – 10.09.2021; n= 150