Klare Worte zum Thema

Energieeffizienz

Meinung
23.03.2022

Robert Pfarrwaller ist CEO des Elektrogroßhandels Rexel Austria. Er betont, wie wichtig jetzt die Senkung des Verbrauchs ist. Und wie dringend wir dafür ausreichend Fachkräfte bräuchten.
Energieeffizienzlabel

Wir müssen CO2 einsparen. Dafür muss Strom, der jetzt noch aus fossilen Energiequellen gewonnen wird, aus erneuerbaren kommen. Ohne gigantische Investitionen wird das nicht klappen. Doch genauso wichtig ist die Senkung des Verbrauchs. Große Hebel liegen beim Verkehr sowie im Bereich der Industrie. Aber vor allem im Gebäude-Sektor liegt ein enormes Potenzial. Einerseits in Dämmung und Fenstertausch, aber genauso viel Potenzial schlummert im Energiemanagement. Wir müssen feststellen können, wo wir Energie verbrauchen. Durch den Einsatz von energieeffizienten Technologien und Digitalisierung können wir dann den Verbrauch senken. Gelingen kann das vor allem durch eine stärkere Automatisierung in Gebäuden. Nur durch die zusätzliche automatisierte Steuerung von Elementen wie Photovoltaik und E-Mobilität lässt sich das volle Potenzial ausschöpfen.

Wie hoch das Einsparungs-Potenzial ist
Durch die Automatisierung von Gebäuden – Stichwort Smart Building – kann laut Studien eine 30-prozentige CO2-Reduktion erreicht werden. Besonders viel Energie wird in den Bereichen Beleuchtung, Heizung, Kühlung sowie durch Stand-by-Funktionen bei elektrischen Geräten verbraucht.  Um diesen Verbrauch zu reduzieren, müsste sich das Verhalten der Menschen verändern. Angewohnheiten zu ändern ist aber schwierig. Leichter geht es mittels Automatisierung und Digitalisierung.

Wie viel Luft bei der Effizienz von Geräten nach oben ist
Letztes Jahr wurden die Energieeffizienz-Labels von Haushaltsgeräten umgestellt, weil mittlerweile fast alle Geräte im A-Bereich waren. Nun ist das nicht mehr so einfach. Am Anfang waren deshalb nur wenige Geräte in der neuen höchsten Klasse. Doch langsam kommen mehr Produkte auf den Markt, die diesen Level erreichen. Man darf also die Innovationskraft der Industrie nicht unterschätzen. Niemand will ein Produkt auf den Markt bringen, das eine Stromschleuder ist. Diese Entwicklung wird sich bestimmt fortsetzen.

Welche Rolle Effizienz als Kaufargument spielt
Bei Neubauten und Neuanschaffungen ist das Bewusstsein bereits recht stark ausgeprägt. Doch Faktum ist: 80 % des Marktes fokussieren auf Renovierung. Um dort für Effizienz zu sorgen, braucht es Anreizsysteme, die CO2-Reduktionen entsprechend belohnen. Auf diese Weise kann der Staat einen echten Investitionsimpuls auslösen. Wir sollten generell weniger mit Strafen operieren, sondern auf Förderungen setzen. Auch Steuermodelle, bei denen man CO2-relevante Investitionen abschreiben kann, wären sinnvoll. In jedem Fall wird sich das Thema jetzt aufgrund der steigenden Strompreise massiv beschleunigen. Der Strompreis befindet sich aktuell auf einem Höchststand der letzten Jahre. Das führt zu einem zusätzlichen Anreiz.

Robert Pfarrwaller REXEL-Austria
Robert Pfarrwaller, CEO des Elektrogroßhandels Rexel Austria.

Wer auf der Bremse steht
Bewusst bremst sicher niemand. Doch die Schwierigkeit liegt darin, das Thema in den Köpfen zu verankern. Woran es derzeit noch scheitert, ist das strukturierte Wissen um das Potenzial und die Umsetzung. Die Industrie muss dieses Wissen an die Politik herantragen. Und die Politik ist gefordert, sich damit auseinanderzusetzen. Aktuell wird stark auf Dämmung und den Tausch von Fenstern, Gas- und Öl-Kesseln fokussiert. Das ist alles richtig, aber die Zukunft ist das vernetzte Gebäude, das u. a. PV und Elektromobilität managen kann. Das ist nicht leicht ganzheitlich vermittelbar. In Deutschland gibt es schon ein Gebäude-Energieeffizienzgesetz. Das haben wir noch nicht, ist aber bereits in Arbeit. Wir müssten die Sanierungsrate von 0,8 % vervielfachen, um unsere CO2-Ziele bis 2030 zu erreichen.

Woran es wirklich hapert  
Es gibt bei allen Bemühungen einen wesentlichen Wermutstropfen. Wir wollen 11 Terrawatt Photovoltaik schaffen, Elektromobilität forcieren, Gebäude sanieren und vernetzen, Öl-Kessel tauschen, Gas-Kessel tauschen und möglichst viele Geräte reparieren, anstatt sie zu ersetzen. Dafür gibt es aktuell nicht genug Fachkräfte – es fehlen jetzt schon tausende Handwerker. Wer soll also die Energiewende umsetzen? Es ist wesentlich, dass viel mehr Menschen entsprechende Berufe wählen. Ebenfalls sind neue Berufsbilder gefordert, wie der bereits im Ausrollen befindliche Elektropraktiker. An dieser Stelle brennt wirklich der Hut.