Wiener eröffnen größtes Einkaufszentrum Osteuropas

Expansion
03.12.2021

 
Im November hat das größte Shoppingcenter Osteuropas in Kiew aufgesperrt. Hinter dem Großprojekt steht ein österreichisches Unternehmen. Wir haben nachgefragt.
Respublika

Zuerst ein virtueller Fallschirmsprung in den Alpen, anschließend auf einer Wasserrutsche durch eine exotische Dschungellandschaft, dann gemütlich durch den Park sowie entlang der Geschäfte flanieren und abschließend exquisite Asia-Spezialitäten genießen. Was auf den ersten Blick wie ein Urlaub an verschiedenen Orten klingt, ist in Wahrheit ein Tag im Shopping- und Entertainmentcenter „Respublika Park“ in Kiew. Dieses ist Vorreiter in der Entwicklung vom reinen Shoppingcenter hin zum Entertainment-Hub, der alle Bedürfnisse abenteuerhungriger Konsumenten unter einem Dach erfüllt. „Dieser Trend ist für uns eine große Chance. Wir sehen uns weniger als bloßer Dienstleister, sondern vielmehr als Inspirator und Impulsgeber für Freizeiterlebnisse. Wir möchten neue Maßstäbe in der Branche setzen und zeigen, dass eine Renaissance der Shopping-Mall möglich ist“, erläutert Vassili Tolstunov, Managing Director der Trafin Consulting und Entwicklungs GmbH, die Teil der international agierenden T&F-Firmengruppe ist.

Die Transformation des Shopping-Centers

Mit dem „Respublika Park“, der sich auf rund 300.000 m2 erstreckt, setzt Trafin hauptsächlich auf drei Faktoren, die durch neue Technologien angetrieben werden: Hoher Kundenservice, hoher Entertainmentfaktor und hoher Convenience-Wert. Tolstunov erläutert: „Den Konsumenten von morgen sind das Community-Feeling und die zwischenmenschliche Interaktion wichtig. Im Respublika Park stehen hybride Konzepte mit einem Mix aus Retail, Gastro, Entertainment, Bildung und Gesundheit im Fokus.“ Ein Beispiel dafür ist der mehr als 11. 000 m2 große Virtual-Reality-Themenpark „Neopolis“, der neben interaktiven Trampolins und virtuellen Klettergärten etwa einen multisensualen, virtuellen Escape Room bietet. Zu den internationalen Anker-Mietern zählen unter anderem die Inditex-Gruppe (Zara, Massimo Dutti, etc.), Nike, New Yorker, Calzedonia, McDonald’s, H&M und Swarovski. Zudem entstehen aktuell bzw. bis 2035 rund um das Center am Stadtrand von Kiew auf einer Fläche von knapp 110 Hektar 14.000 moderne Wohneinheiten sowie Gewerbeflächen, der sogenannte „Residential Complex“. Im Endausbau wird die „City within the City“ mit ihren 1,6 Millionen m2 Gebäudefläche das größte Stadtprojekt darstellen, das jemals in der Ukraine verwirklicht wurde. „Insgesamt wird das Projekt 5.000 Arbeitsplätze schaffen und 20 Millionen Besucher pro Jahr anziehen“, ist sich Tolstunov sicher. Auch Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, gratulierte zur Eröffnung und sagte: „Der Respublika Park ist nicht nur ein wichtiger Baustein für die Weiterentwicklung Kiews, sondern setzt eine europäische Benchmark.“

Österreich als Brücke zwischen Ost und West

Mit dem Großprojekt „Respublika Park“ demonstriert das Unternehmen auch Vertrauen in die Ukraine als Wirtschaftsstandort. Das Land rückte erstmals 2018 in den Fokus der T&F-Firmenruppe, als diese als Teil der österreichischen Wirtschaftsdelegation im Zuge des Staatsbesuchs von Bundespräsident Alexander van der Bellen das Land besuchte. „Die Ukraine entwickelt sich als Wirtschaftsregion sehr gut und bietet westlichen Unternehmen enormes Potential. Dieses wird auch von österreichischen Firmen zunehmend erkannt, was teils an der geographischen Nähe liegen dürfte. Zudem spielt die traditionelle Brückenfunktion Österreichs zwischen Ost und West eine große Rolle“, so Tolstunov. Grundsätzlich sei die österreichische Außenwirtschaft sehr bemüht, Firmen in die Region zu bringen und diese vor Ort zu unterstützen.

Vassili Tolstunov, Geschäftsführer der Trafin Consulting- und Entwicklungs GmbH, im Interview

Vassili Tolstunov

Welche weiteren Projekte sind geplant? Wo?

Wir halten gleichermaßen im Osten wie im Westen Ausschau. Neben weiteren Investitionen in der Ukraine sind bereits etliche Projekte in anderen Ländern – darunter etwa Großbritannien oder auch Österreich ­­– in Planung und Umsetzung. Die Trafin möchte primär in drei verschiedenen Bereichen tätig sein: Wohnbau, Hotellerie und Retail. Dabei ist uns klar, dass am Wohnbau-Markt in Österreich bereits viele große Playern präsent sind und das Umfeld daher nicht einfach ist. Im Retail-Sektor suchen wir laufend nach Objekten. Klassische Modelle sind dabei weniger unser Stil – wir möchten dort investieren, wo wir unsere Ideen und Konzepte umsetzen können. Die Hotellerie ist aktuell Pandemie-bedingt sicherlich ein herausfordernder Sektor. Wir sind aber überzeugt, ein Konzept gefunden zu haben, das es so bis dato noch nicht gibt. Österreich bietet touristisch sehr viele Möglichkeiten und Einheimische wie Touristen schätzen das Land gleichermaßen – das hat die Coronakrise einmal mehr offengelegt. Individualisierung, hohe Qualität ohne die klassische Sternevergabe und sehr gute Lagen abseits von großen Touristenhochburgen sollen die Grundpfeiler für unsere Vorhaben in der Hotellerie bilden.

Was braucht es heute, um ein Center zum Anziehungspunkt zu machen?

Aufgrund der steigenden Konkurrenz durch den Online-Handel genügt das simple Einkaufen dem Kunden nicht mehr. Die Annahme, dass Einkaufen „das Erlebnis“ ist, ist veraltet. Shopping muss zu einem gesamtheitlichen Erlebnis für die gesamte Familie werden und sowohl Einkaufen, Gastronomie und Unterhaltung bieten. Wir verstehen uns also nicht nur als Shopping-, sondern vor allem als Entertainmentcenter. Den Konsumenten von morgen ist die soziale Komponente und die zwischenmenschliche Interaktion wichtig. Im Respublika Park stehen hybride Konzepte mit einem Mix aus Retail, Gastro, Entertainment, Bildung und Gesundheit im Fokus. Ein Beispiel dafür ist der mehr als 11.000 Quadratmeter große Virtual-Reality-Themenpark „Neopolis“, der neben interaktiven Trampolins und virtuellen Klettergärten, etwa einen multisensualen, virtuellen Escape Room bietet. Die ersten Ergebnisse zur Frequenz im Respublika Park sind sehr erfreulich. Wir sind für das Eröffnungswochenende von 20.000 Besuchern ausgegangen. Die Zahlen zeigen uns aber, dass unsere Erwartungen übertroffen wurden und wir in den ersten drei Tagen über 240.000 Besucher hatten.

Gibt es Unterschiede in den Kundenbedürfnissen in verschiedenen Ländern?

Die primären Bedürfnisse sind ähnlich, jedoch sind Unterschiede von Land zu Land bemerkbar bzw. unterschiedlich ausgeprägt. Die Unterschiede können kulturell bedingt sein (z.B. Dubai VS USA), aber beispielsweise auch witterungsbedingt, wenn man zum Beispiel Moskau und Wien vergleicht.

Welche Projekte verfolgt Trafin gerade in Österreich?

Wir fokussieren primär auf drei Bereiche: Retail, Hotellerie/Beherbergung und Wohnbau. Unter anderem steht etwa der Ankauf eines bekannten Einkaufszentrums in Westösterreich kurz bevor. Da es allerdings weder ein Closing noch ein Signing des Deals gibt, kann ich aktuell keine Details verraten. Allerdings sind wir für den heimischen Markt ständig auf der Suche nach neuen, spannenden Projekten, in denen wir unsere Konzepte zusammen mit Partnern, die unsere Visionen teilen, verwirklichen können.