Serie: Wahljahr 2024

Fachkräftemangel: Die Konzepte der Parteien

Redaktion Die Wirtschaft
16.01.2024

Im Superwahljahr 2024 präsentieren wir in einer neuen Serie die Positionen der Parteien zu den dringendsten Herausforderungen der Wirtschaft. Diesmal geht es um den Fachkräftemangel.

Ob Bau, Gastronomie, Handel, Handwerk und Gewerbe: Praktisch alle Branche erleben die Auswirkungen des Fachkräftemangels. Daran ändert auch die derzeitige konjunkturelle Lage, mit leicht ansteigenden Arbeitslosenzahlen und teils rückläufigen Auftragseingängen nichts. Das Problem ist gekommen, um zu bleiben. Im Zuge der Wahlauseinandersetzungen sollte das Thema wieder ins Zentrum der politischen Debatte rücken, geht es doch um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Österreich. Doch wie sehen die Rezepte der politischen Parteien aus? Wir haben nachgefragt.   

Christian Stocker
© ÖVP

ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker: „Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist es aus Sicht der Volkspartei notwendig, Arbeit attraktiv zu machen, Leistung zu belohnen und mehr Menschen in Vollzeitbeschäftigung zu bringen. Die Fachkräfte von morgen sind die Lehrlinge von heute. Gerade die österreichische Lehre ist ein internationales Erfolgsmodell, und um diese aufzuwerten, hat die Bundesregierung umfassende Maßnahmen auf den Weg gebracht – wie zum Beispiel den Erlass der Meisterprüfungsgebühren. Auch die Optimierung der Rot-Weiß-Rot-Karte und die Begünstigung von Überstunden sind klare Antworten auf die Entwicklungen am Arbeitsmarkt.“

Christoph Matznetter
© SPÖ Photo-Simonis

Christoph Matznetter, Wirtschaftssprecher: „Das Problem des Fachkräftemangels muss aktiv vom Staat angegangen werden. Zentral dafür ist die berufliche Weiterbildung bzw. Umschulung. Es braucht rasch die Umsetzung des „Qualifizierungsgelds“ bzw. eine „zweite Ausbildungschance für alle“. Jede*r sollte nach einer gewissen Zeit im Beruf das Recht haben, sich eine neue Qualifizierung anzueignen oder Qualifizierungen zu erweitern – und während dieser Lernzeit die Existenz abgesichert bekommen. Darüber hinaus müssen die Kinderbildungsplätze ausgebaut werden, damit alle Frauen einer Vollzeitarbeit nachgehen können.“

Markus Koza
© Karo Pernegger

Markus Koza, Arbeitssprecher der Grünen: „Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben wir bereits wirkungsvolle Maßnahmen umgesetzt: Mit dem Bildungsbonus ermöglichen wir Arbeitslosen auch längere Ausbildungen. Über zusätzliches Geld für Integrationsmaßnahmen bilden wir künftig verstärkt geflüchtete Menschen aus. Über den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen soll es v.a. für Frauen leichter werden, auch Vollzeit arbeiten zu können. Aber auch die Betriebe sind gefordert, bessere Arbeits- und Einkommensbedingungen zu schaffen, Lehrlinge auszubilden und faire Arbeitszeitmodelle anzubieten.“

Gerald Loacker
© NEOS, Michael Venier

Gerald Loacker, stellvertretender Klubobmann und Sprecher für Wirtschaft, Arbeit und Soziales: „Österreich hat einen Rekord an offenen Stellen, weil wir uns ein ineffizientes Pensions- und Arbeitsmarktsystem leisten, während wir die dritthöchste Abgabenquote der EU haben und ausländische Arbeitskräfte mit zu langen Verfahren vergraulen. Mit Frühpensionen, falsch eingesetzter Bildungskarenz, und geblockter Altersteilzeit kaufen wir Arbeitskräfte aus dem Arbeitsmarkt hinaus, viel zu oft lohnt es sich nicht, von Teilzeit auf Vollzeit aufstocken. Zudem fehlen ein degressives Arbeitslosengeld, eine umfassende Pensionsreform und eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten, um die Lage zu verbessern.“

Info

Die Anfrage erging an alle derzeit im österreichischen Parlament vertretenen Parteien. Von der FPÖ haben wir leider keine Antwort erhalten.

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