Keine Angst vor der Rezession

Wirtschaftsstandort
18.10.2022

 
Nach der kräftigen Expansion im 1. Halbjahr 2022 befindet sich die österreichische Volkswirtschaft nun in einer Abschwungphase. Welche Wege herausführen analysiert Hans Harrer, Vorstand des Senats der Wirtschaft Österreich.
Wirtschaft Österreich

Die Inflation hat bereits die 10% Marke überschritten und eine Stabilisierung der Preise ist auch für 2023 kaum absehbar. Somit steuert Österreichs Wirtschaft auf eine Stagflation, möglicherweise sogar auf die heftigste Rezession seit der Nachkriegszeit zu.

Die Europäische Zentralbank wird nicht daran vorbeikommen, die Zinsen weiter anzuheben, allein um den Euro wieder zu stärken und so die Inflationsdynamik aufgrund der Importpreise zu brechen. Die bevorstehende schwierige Zeit ist jedoch als Chance zu sehen, Chance dass sich das globale Lieferkettenproblem wieder normalisiert, dass sich der Fachkräftemangel wieder einpendelt und natürlich auch, dass die Teuerung wieder an Dynamik verliert. Chance auch für die Energiewende und die Bekämpfung der Klimakrise!

Für Unternehmer ist es eine Aufforderung, ja eine Gelegenheit die Resilienz des eigenen Betriebs auf den Prüfstand zu stellen. Dabei spielen Netzwerke, wie der Senat der Wirtschaft, eine große Rolle. Hier werden sie mit erfolgreichen Wegbereitern und innovativen ja oft disruptiven Geschäftsmodellen konfrontiert, die für die strategische Ausrichtung und zukunftsweisenden Positionierung des eigenen Unternehmens als Impuls dienen können - voneinander und miteinander lernen und den Mut entwickeln neue Wege zu gehen.

Zugleich ist der Staat gefordert, diesen mutigen KMUs, der tragenden Säule unserer Gesellschaft, das zukunftsorientierte Wirtschaften wieder zu erleichtern, oder überhaupt zu ermöglichen. Dafür setzt sich der Senat der Wirtschaft als unabhängige verantwortungsbewusste Unternehmerplattform auch politisch ein. Es muss der österreichische und europäische Wirtschaftsstandort endlich wieder gestärkt werden. Für Österreich heißt das unter anderem: weitere Senkung der Steuerlast und Lohnnebenkosten, Modernisierung des Finanzplatzes, Entdiskriminierung von Eigenkapital gegenüber Fremdkapital, drastischer Bürokratieabbau und Maßnahmen zur besseren Verfügbarkeit von Fachkräften. Nicht zuletzt bedarf es auch endlich einer umfassenden Modernisierung des Gesellschaftsrechts.

Nur durch einen starken modernen Wirtschaftsstandort können wir gemeinsam ein neues enkeltaugliches Fundament für einen nachhaltigen und klimaeffizienten Sozialstaat schaffen.