Krypto-Betrug

Betrug mit Bitcoin & Co

Betrug
08.06.2022

Sie versprechen hohe Gewinne, die am Anfang auch tatsächlich eintreten. Am Ende ist meist aber das Geld weg. Während die Anleger glauben, dass sie in Kryptowährungen investieren, spekulieren sie in Wahrheit mit hochriskanten Produkten auf die Entwicklung von Bitcoin und Co.
Krypto-Währung-Finanzbetrug

„Weltbanken und Regierungen in Angst“, schreibt mir Shen Wei. „Was von den großen Banken und Regierungen der Welt befürchtet wurde, ist eingetreten. China hat einen beispiellosen Schritt in Richtung Kryptowährungen und Blockchain-Technologie gemacht und bringt eine offizielle Coin auf den Markt“, erklärt der Absender. Ein Klick genügt und ich bin dabei.
Für Aufmerksamkeit und Vertrauen sollen auch Prominente und deren angebliche Investmenterfolge sorgen. Die deutsche Sängerin und Songcontest-Siegerin Lena Meyer-Landrut hat’s angeblich getan, der deutsche Politiker Friedrich Merz ebenso und auch Richard Lugner wurden von Betrügern in täuschend echt gemachten Presseberichten Investitionen in Kryptwährungen angedichtet. Sehr zum Ärger des Baulöwen, der durch die Fakenews völlig unschuldig in Misskredit geraten ist. Was die Betrüger vermitteln ist, dass all diese Prominenten "eine spezielle Kapital-Gesetzeslücke“ entdeckt und „bereits Millionen Euro von zu Hause aus“ verdient hätten. So wie Robert Kleinschmidt aus Freiburg, der den Bitcoin Trader seit etwas mehr als zwei Wochen benutzt. „Ich habe durch meine Investition von € 250 bereits € 5.802 verdient. Das ist weit mehr, als das, was ich auf der Arbeit mache“, steht unter dem Foto eines lachenden Männergesichtes, welches allem Anschein nach in einem Bier-Lokal aufgenommen wurde.

Fake-News und gefälschte Videos
Mit solchen Fake-News, gefälschten Video-Interviews und täuschend echt nachgemachten Medienseiten von Welt.de über die Kronen Zeitung bis zur Zeit Online, wo der lachende Pirmin Reuter-Hertrampf aus Angermünde mit exakt der gleichen Investition wie Robert Kleinschmidt den exakt gleichen Gewinn eingefahren hat, gehen Sie auf die Jagd. Auf die Jagd nach potenziellen Investoren, die sehr schnell zum Opfer werden. Zum Opfer einer Form des „Internetbetruges“, der von den Kriminalisten des Bundeskriminalamtes mittlerweile unter dem Begriff „Cyber Trading Fraud“ zusammengefasst wird. Wobei „Betrug“ ein mitunter zu harscher Ausdruck ist. Denn nicht alles, was auf den Internet-Tradingplattformen passiert, ist ein Betrug im Sinne des Strafgesetzbuches.
Hubert H.* hat es tatsächlich getan. Der Unternehmer aus Oberösterreich hat einen kleinen Geldbetrag investiert und anfangs auch tatsächlich einen Gewinn erzielt, scheinbar zumindest. Eine „gewinnbringende“ Investition, die sehr schnell ins Minus drehte, was dazu führte, dass Hubert H. immer wieder von seinem „persönlichen Investitionsberater“ per Telefon kontaktiert wurde. Mal offerierte er ihm die einmalige Chance, das ganze Geld auf einen Schlag zurückzuholen, dann wieder drängte er ihn, noch mehr Geld zu investieren. Am Ende blieb Hubert H. auf einem Verlust von mehreren tausend Euro sitzen. Er hat zwar die Kriminalpolizei verständigt, doch die Chance, dass er jemals wieder etwas von seinem Geld sieht, tendiert gegen null.

Kein Bitcoin, sondern eine Wette
So wie Hubert H. erging und ergeht es zahlreichen Österreicher*innen, die angelockt von den sagenhaften Kursanstiegen, mit denen manche Kryptowährungen die Finanzwelt in Atem halten, mit dabei sein wollen. Dabei sein wollen bei etwas Neuem, etwas – aus ihrer Sicht – Einzigartigem. Was den wenigsten bewusst ist, sie investieren nicht in eine Kryptowährung, sondern in sogenannte CFDs (Contracts for Difference oder Differenzkontrakte). Dabei handelt es sich um derivative Produkte, mit deren Hilfe man auf steigende und fallende Kurse einer speziellen Kryptowährung spekulieren kann. Salopp formuliert ist das Ganze nichts anderes als eine Wette.
Ein hochriskantes Spiel, dass bei der Mehrzahl der Anleger zu Verlusten führt. Manche Plattformen vermerken deshalb in einem Disclaimer, dass an die 80 % der Anleger ihr eingesetztes Kapital verlieren und dass es sich beim angebotenen Produkt um ein hochspekulatives handelt. Was sie auch müssen – zumindest in Österreich. Hierzulande hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) in der sogenannten Produktinterventionsverordnung festgelegt, dass Anbieter auf ihrer Website und in ihrer Werbung eine Warnmeldung schalten müssen, in der sie angeben, wie viel Prozent der Privatkundenkonten beim CFD-Handel mit diesem Anbieter Geld verlieren können. Meist sind das um die 80 %, heißt es in einer Studie der Arbeiterkammer. Außerdem enthält die FMA-Verordnung bei CFDs für Kleinanleger Hebelbeschränkungen und ein Verbot einer Nachschusspflicht – die aber nicht immer eingehalten wird, wie das Beispiel von Hubert H. zeigt. Was die Risikoangaben auf den Trading-Plattformen betrifft, stellten die AK-Experten in ihrer Untersuchung von 15 Handelsplattformen fest, dass sich nur auf zehn Plattformen tatsächliche konkrete Hinweise fanden. Die Bandbreite der Verluste lag dabei zwischen 67 Prozent und 83,45 Prozent. Auf gut deutsch: Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Anleger*innen verliert Geld, so wie Hubert H., dem das hohe Risiko seines Geschäfts allerdings nicht bewusst war.

Verborgene Disclaimer
Wie auch? Um die Disclaimer, mit denen sich die Trading-Plattformen rechtlich absichern, zu finden, muss man sehr häufig lange suchen. Im Kleingedruckten steht dann eine Menge an rechtlichen Hinweisen, die dazu dienen, die komplette Verantwortung an den „Investor“ zu delegieren. Wie dringlich das Problem mittlerweile geworden ist, weiß man auch bei der FMA. „90 % aller im Jahr 2021 veröffentlichten Investorenwarnungen betrafen betrügerisch tätige Handelsplattformen, auf denen Dienstleistungen im Zusammenhang mit Differenzkontrakten, binären Optionen oder Krypto-Assets angeboten wurden“, heißt es in einer Mitteilung der Finanzmarktaufsicht. Die Aufsicht warnt eindringlich vor betrügerisch tätigen Trading-Plattformen. Via Telefon oder Internet werden die Anleger*innen mit hohen Gewinnversprechen geködert, um in komplexe und hochspekulative Finanzinstrumente zu investieren. Nach anfänglichen Erfolgen bleiben am Ende nur noch herbe Verluste und die Anbieter sind nicht mehr erreichbar. FMA-Sprecherin Annemarie Bauer: „Diese Formen des Betrugs haben zuletzt deutlich zugenommen. Auffällig ist das mittlerweile mehr als die Hälfte der Investorenwarnungen im Zusammenhang mit Krypto-Assets getätigt werden. Wer sich unsicher ist, ob er es mit einer seriösen Plattform zu tun hat sollte auf alle Fälle die FMA-Verbraucherinformation unter 01-249 59-34 44 kontaktieren“, meint Bauer. Und fügt dann hinzu: „Noch bevor er oder sie Geld investiert.“