Unternehmen blicken trotz Corona-Krise optimistisch in die Zukunft

Corona
03.11.2020

 
Lediglich 34 Prozent der Manager denken, dass Unsicherheit und Volatilität in den kommenden fünf Jahren weiter zunehmen werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung PwC , für die 157 Entscheider befragt wurden. Warum sich diese Einschätzung bitter rächen könnte - ein Überblick.

Unternehmenslenker im deutschsprachigen Raum beurteilen die aktuelle Geschäftslage und ihre Zukunftsaussichten trotz Corona-Krise überraschend optimistisch. Sie haben hohes Vertrauen in die eigenen Stärken und sind davon überzeugt, bei der Steuerung ihres Unternehmens überwiegend selbstbestimmt und nur wenig von externen Faktoren abhängig zu sein. Den Volatilitätsschock in Folge der Corona-Krise sehen sie eher als historische Ausnahme und weniger als Ausdruck immer unsicherer und volatiler werdender Märkte. Ihren Strategieprozess passen sie in der Folge nur marginal an und verlieren dadurch möglicherweise wertvolle Zeit, um sich für künftige Krisen zu rüsten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von PwC in Kooperation mit Kantar und der Technischen Universität Darmstadt, für die 157 Entscheider, darunter 29 aus Österreich, aus Vorstand, Strategie und M&A in der DACH-Region befragt wurden.

Großer Optimismus trotz volatiler Märkte

„Österreichische Manager sehen der Geschäftsentwicklung in den kommenden fünf Jahren, ähnlich wie Befragte in den Nachbarländern Deutschland und Schweiz, relativ optimistisch entgegen. Trotz der erheblichen Marktturbulenzen der vergangenen Monate lässt sich eine starke Zuversicht beobachten. So gehen die Befragten davon aus, dass die negativen Auswirkungen der Pandemie gemessen an einem Fünf-Jahres-Horizont relativ gering und damit eher eine temporäre Ausnahmeerscheinung sind“, so Gerald Eibisberger, Partner und Leiter des Bereichs Deals bei PwC Österreich.

Auch die künftige Marktattraktivität und die Wachstumschancen in ihrem Geschäftsumfeld bewerten befragte Manager mit Zuversicht. Der große Optimismus der Entscheider zeigt sich auch daran, dass sie sich als überwiegend selbstbestimmt sehen: Sie gehen tendenziell davon aus, dass sie ihr Unternehmen in den kommenden fünf Jahren frei steuern können und nicht allzu stark von externen Faktoren und Einflüssen abhängen. Markt-Experte Gerald Eibisberger warnt jedoch vor zu großer Zuversicht: „Aktuell könnten die langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise durch den Rettungsschirm aus Unterstützungsmaßnahmen, wie z.B. Kurzarbeitsgeldern, Abgabenstundungen und Garantien für Kredite oder Zuschüsse, noch etwas verzerrt und damit abgemildert wahrgenommen werden. Auf Unternehmensseite besteht derzeit die akute Gefahr, die Chancen zur Selbstreflektion und zur Vorbereitung des Business auf künftige Unsicherheiten zu versäumen.“

Wirtschaftsabschwung gilt als größte Bedrohung

Denn Risiken gibt es natürlich zahlreiche, das sehen die Befragten auch so. Nach den größten Bedrohungen für die Positionierung im Wettbewerb befragt, nennen die Studienteilnehmer vor allem einen Wirtschaftsabschwung (80 Prozent), Umweltrisiken und Pandemien (61 Prozent), den sich verstärkenden Wettbewerb (60 Prozent) und regulatorische Risiken (55 Prozent). Finanzierungsrisiken sieht nur jeder Vierte als Bedrohung. Doch die Studie zeigt auch, dass Unternehmen dennoch Anpassungen an ihrem strategischen Kurs vornehmen: So stellen Verantwortliche ihre Strategie daher aktuell in leicht verkürzten Zeitabständen auf den Prüfstand. Je pessimistischer die Befragten die Marktattraktivität und die Zukunftsaussichten einschätzen, desto eher verkürzen sie den Zeithorizont für die Überprüfung ihrer Strategie.

Kundenpräferenzen als ausschlaggebender Faktor

91 Prozent der befragten Manager sehen in den Veränderungen der Verbraucherpräferenzen den wichtigsten Anlass, die Unternehmensstrategie anzupassen. Drei Viertel führen die Veränderungen im Wettbewerbsumfeld an. Gefragt nach den strategischen Maßnahmen, auf die sich die Entscheider aktuell fokussieren, nennen die Befragten die Optimierung der Effizienz, die Fokussierung auf das Kerngeschäft und die Entwicklung neuer Technologien. Die Neuausrichtung des Portfolios gilt als weitaus weniger wichtig.

Österreichische Unternehmen setzten auf organische Maßnahmen

Österreichische Entscheidungsträger ergreifen ähnlich wie deutsche und schweizer Manager in erster Linie organische Maßnahmen, um ihr Geschäft zu stabilisieren und zu optimieren: Als wichtige Strategien der kommenden fünf Jahre nennen rund zwei Drittel der österreichischen Teilnehmer Wachstumsprogramme (69 Prozent) und Restrukturierungen (66 Prozent). Insbesondere Wachstums-Maßnahmen haben im Ländervergleich zu Deutschland (75 Prozent) und der Schweiz (83 Prozent) hierzulande weniger Stellenwert. Große Priorität haben in Österreich dafür strategische Maßnahmen im Bereich Forschung und Entwicklung (72 Prozent) – und damit deutlich mehr Gewicht als für deutsche (60 Prozent) und Schweizer Teilnehmer (62 Prozent). Anorganische Maßnahmen wie Transaktionen zur Anpassung des Unternehmensportfolios stehen in allen drei Ländern deutlich seltener auf der Agenda: Nur 14 Prozent aller Befragten ziehen Carve-outs als mögliche Maßnahme in Erwägung, bei österreichischen Managern sind sie sogar nur für rund 4 Prozent eine Option.

„Österreichische Entscheider fokussieren sich aktuell auf ihr Kerngeschäft sowie die Produkt- und Innovationspipeline. Nur ein geringer Anteil zieht Transaktionen in Betracht, um diese Ziele zu erreichen“, beobachtet Gerald Eibisberger. „Anorganische Entwicklungsmaßnahmen wie Akquisitionen oder Veräußerungen werden aber mittelfristig an Bedeutung gewinnen. Denn im Vergleich mit organischen Maßnahmen bieten Transaktionen zahlreiche Vorteile in Bezug auf Geschwindigkeit und Wirkung“, so das Experten-Fazit.