Management

Sieben Tipps für bessere Entscheidungen

Klaus und Nikola Doll
06.05.2025

Warum Intuition und Emotion bei Entscheidungen eine größere Rolle spielen, als vielen bewusst ist – und wie man dennoch zu besseren strategischen Beschlüssen kommt.

Strategische Entscheidungen treffen Führungskräfte sowie Selbstständige und Unternehmer*innen oft nicht so rational, wie sie glauben. Das kann ihren beruflichen Erfolg und im Extremfall sogar die Existenz ihres Unternehmens gefährden.
Menschen entscheiden und handeln häufig nicht rational, sondern primär emotional. Diese wissenschaftliche Erkenntnis wird heute vielfach genutzt – etwa, um das Kaufverhalten von Kunden oder das Wahlverhalten von Menschen zu beeinflussen.

Generell gilt: Irrationales Verhalten ist weiter verbreitet, als oft angenommen. Denn einen Großteil unserer täglichen Entscheidungen treffen wir reflexartig – auf Basis von Erfahrungen aus der Vergangenheit. Unbewusst haben wir dazu emotionale Bilder gespeichert, die unser Gehirn in aller Stille und mit hoher Geschwindigkeit für Entscheidungsprozesse nutzt.
Dass wir so funktionieren, ist ein Resultat der Evolution. Alle Säugetiere mussten, um zu überleben, schnell entscheiden und reagieren können. Lebewesen, bei denen der Informationsverarbeitungs- und Entscheidungsprozess zu lange dauerte, wurden nicht selten von Fressfeinden überwältigt. Deshalb hat die Evolution unser Gehirn auf Geschwindigkeit getrimmt. Unser Handeln wird im Alltag in hohem Maß von Gefühlen und Impulsen geleitet.

Bauchentscheidungen – ein zweischneidiges Schwert

Das damit verbundene schnelle und oft unbewusste Entscheiden ist Fluch und Segen zugleich. Ohne es könnten wir unseren Alltag kaum meistern – wir würden ewig über Fragen wie „Putze ich mir jetzt die Zähne?“, „Was ziehe ich an?“ oder „Trinke ich Kaffee oder Tee?“ nachdenken.
Auch im Wirtschaftsleben sind Bauchentscheidungen häufig nicht die schlechtesten. Sie basieren auf Erfahrungen, die etwa ein Gespür für Marktentwicklungen ermöglichen. Doch manchmal täuscht uns das Bauchgefühl – insbesondere bei Paradigmenwechseln oder unliebsamen Entscheidungen. Dann glauben wir oft noch an unsere Einschätzung, selbst wenn objektive Beobachtende bereits kognitive Verzerrungen erkennen, denen wir unterliegen.
Selbst scheinbar logisches Denken ist oft durch sogenannte Heuristiken geprägt – also gedankliche Vereinfachungen, die helfen, komplexe Fragestellungen zu bewältigen. Umso wichtiger ist es, etwa bei der Strategieentwicklung, nicht der Versuchung zu erliegen, schwierige Fragen durch emotional zugänglichere zu ersetzen.

Sieben Tipps für bessere strategische Entscheidungen:

1. Optionen entwickeln

Gute strategische Entscheidungen erfordern Alternativen. Wer keine Wahlmöglichkeit hat, kann nicht entscheiden. Die Entwicklung von Optionen verlangt Kreativität und analytisches Denken. Im Team entstehen meist mehr zukunftsweisende Optionen als im stillen Kämmerchen – zumal Organisationen selten nur ein Ziel verfolgen, sondern mehrere, sich gegenseitig beeinflussende.

2. Mit Querdenkenden diskutieren

Sprechen Sie mit Personen, die aufgrund ihrer Biografie oder Funktion eine andere Perspektive auf die Situation, den Markt oder technologische Entwicklungen haben. Ziel ist es nicht, Optionen zu verwerfen, sondern zugrunde liegende Annahmen und Schlussfolgerungen zu hinterfragen. Auch externe Dritte mit branchenfremdem Blick helfen, subjektive Erklärungen aufzudecken und vorschnelle Beurteilungen zu vermeiden.

3. Expertise einbinden – aber nicht delegieren

Expertinnen wollen oft nicht entscheiden – sie denken in Szenarien und Eventualitäten. Zwingen Sie sie nicht zu Entscheidungen, nutzen Sie aber ihre Fachkenntnis, um eigene Annahmen kritisch zu hinterfragen. Besonders erfolgreiche Managerinnen der Vergangenheit tappen oft in die „Vermessenheitsfalle“.

4. Entscheidungen in Ruhe treffen

Vermeiden Sie strategische Entscheidungen im Stress oder im Affekt. Emotionale Erregung mindert die kognitive Leistungsfähigkeit. Wichtige Entscheidungen sollten mindestens eine Nacht überschlafen werden.

5. Bauchgefühl prüfen

Fragen Sie sich: Welche Motive, Hoffnungen oder Glaubenssätze verleiten mich zu dieser Entscheidung? Sind diese in einem veränderten Umfeld noch relevant? Zu viel Ego und blindes Vertrauen in Erfahrung kann teuer werden – viele Unternehmen mussten das bereits schmerzlich erfahren.

6. Objektive Entscheidungsbasis schaffen

Stellen Sie Optionen vergleichbar gegenüber – anhand eines Kriterienkatalogs, der aus Ihren Zielen abgeleitet ist:

  • Was spricht für oder gegen die Option?
  • Auf welchen Annahmen basiert der erwartete Erfolg?
  • Welche Investitionen an Zeit und Geld sind erforderlich?
  • Welche Chancen und Risiken bestehen?

Auch wenn Annahmen bleiben: So entsteht eine objektivierte Entscheidungsbasis.

7. Fehlentscheidungen eingestehen

Halten Sie nicht an falschen Entscheidungen fest, nur weil bereits Zeit und Geld investiert wurden. Strategische Entscheidungen beruhen auf Annahmen – und diese können sich als falsch erweisen. Mut gehört dazu, einen Kurswechsel vorzunehmen.

Entscheidungen gehören zur Führungsrolle

Selbst optimal getroffene strategische Entscheidungen können sich als (teilweise) falsch erweisen – insbesondere in einer Welt mit raschem Wandel und geringer Planbarkeit. Ereignisse wie die Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg oder geopolitische Umbrüche machen so manche Grundlagen obsolet. Das entbindet Führungskräfte jedoch nicht von der Pflicht zu entscheiden. Wer führt, muss Entscheidungen treffen – und damit verbundene Risiken eingehen. Umso wichtiger ist es, Risiken zu erkennen, Entscheidungen als Wette auf die Zukunft zu verstehen und den Mut zu haben, bei Bedarf den Kurs neu zu justieren. Der schlechteste Weg, den man als Führungskraft einschlagen kann, ist Nicht-Entscheidung. Wer nicht entscheidet, überlässt die Gestaltung der Zukunft dem Zufall – oder anderen.

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