Positive Gesprächsführung

Wie man mit Worten eine positive Wirkung erzielt

Mitarbeiterführung
29.03.2024

Worte spiegeln unsere Gedanken wider. Sie beeinflussen zudem das Denken und Empfinden anderer Menschen. Deshalb sollten wir unsere Worte gezielt wählen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Ein Gastbeitrag von Sabine Prohaska.
Sabine Prohaska
Sabine Prohaska

Was haben die Comicfigur Bob der Baumeister und der ehemalige US-Präsident Barack Obama gemeinsam? Beide wissen um die motivierende Kraft der Worte. So kennt fast jedes Kind Bobs Ausruf „Yo, wir schaffen das“. Und wir Erwachsene? Wir kennen fast alle noch Obamas ehemaligen Wahlslogan „Yes, we can“. Obama versetzte damit Millionen US-Bürger in eine Aufbruchstimmung und motivierte sie, ihn als Präsidenten zu wählen. Und die Comicfigur Bob? Sie vermittelt mit der Aussage „Wir schaffen das“ Kindern die Zuversicht, auch schwierige Aufgaben gelassen anzugehen. Doch leider strahlt nicht jeder Mensch eine solche motivierende Zuversicht aus. Immer wieder begegnen wir Schwarzsehern, also „Negativdenkern“, die nur die Probleme sehen und uns mit ihren Worten „runterziehen“. Ganz anders ticken die „Möglichkeitsdenker“. Sie denken in schwierigen Situationen: „Irgendwie schaffe ich das schon.“

Ein Negativ- oder ein Möglichkeitsdenker?

Gehören Sie zu den Negativ- oder den Möglichkeitsdenkern? Angenommen, Sie haben etwas falsch gemacht. Denken Sie dann: „Verflucht, jetzt habe ich wieder versagt. Ich bekomme nichts auf die Reihe“? Oder denken Sie: „Mist, das ging daneben. Doch beim nächsten Mal mache ich es besser“? Diese beiden Denkweisen führen zu vollkommen unterschiedlichen Arten, mit Schwierigkeiten umzugehen. Ein Negativdenker sieht in einem Fehler eine Bestätigung seines Unvermögens. Ein Möglichkeitsdenker hingegen hakt den Fehlversuch als Lernerfahrung ab und zieht daraus den Schluss: Beim nächsten Mal mache ich die Sache anders.

Oft erkennt man Negativdenker erst auf den zweiten Blick. Denn eigentlich klingen ihre Aussagen positiv. Doch leider sind sie gespickt mit den Worten „nicht“ und „kein“. Deshalb erzeugen ihre Aussagen oft die gegenteilige, als die beabsichtige Wirkung. Denn das menschliche Gehirn kann diese Worte nicht verarbeiten. Stellen Sie sich mal kein saftiges Steak vor. Vermutlich taucht gerade das Bild eines saftigen Steaks vor Ihrem geistigen Auge auf. Oder denken Sie nicht an einen cremigen Kaffee. Vermutlich können Sie ihn förmlich riechen. 

Die sprachliche Verpackung ist wichtig für die Wirkung von Aussagen. Das belegen wissenschaftliche Studien. So hängt etwa die Wirksamkeit eines im Rahmen einer Schmerztherapie genutzten Medikaments stark davon ab, mit welchen Worten es dem Patienten verabreicht wird. Sagt der Arzt „Versuchen wir einmal dieses Medikament – vielleicht hilft es“, dann ist Wirkung niedrig. Sagt er hingegen „Mit diesem Medikament haben schon viele Patienten positive Erfahrungen gemacht“, dann betonen viele Patienten: Es wirkt!

Sie haben die Wahl der Worte

Sie können also mit Ihren Worten die Zuversicht und Motivation von Menschen positiv beeinflussen – und infolgedessen die Erfolgsaussicht. Ersetzen Sie beim Sprechen die negativen Formulierungen doch einfach durch positive. Es wirkt ganz anders, wenn ein Verkäufer statt „Unser Geschäft ist nicht vor 10 Uhr geöffnet“ zu einem Kunden sagt: „Wir sind ab 10 Uhr für Sie da.“ Ebenso verhält es sich in Mitarbeitergesprächen. Einige Tipps, welche Worte Energiespender oder -killer sind.

„Aber…“ – raubt Energie

Sehr oft sagen Menschen „Mir geht es gut, aber…“. Oder im Beruf: „Das würde ich gerne machen, aber…“ In fast jedem Team gibt es zumindest einen „Aber-Kollegen/in“. Sagen Sie zu ihm beispielsweise: „Wir haben doch einen tollen Job – so sicher und mit so vielen Gestaltungsmöglichkeiten.“ Dann erwidert er/sie: „Ja, aber wer weiß, wie es in zwei, drei Jahren ist.“  Oder Sie sagen: „Ich glaube, wir schaffen das.“ Dann erwidert er/sie: „Ja, aber hast Du auch bedacht, dass …“ Ständig klagt er über etwas. Permanent sieht er/sie Probleme am Horizont. Die ganze Welt hat sich scheinbar gegen ihn/sie verschworen, zumindest aus seiner/ihrer Sicht. Wenn Sie die Tendenz zum „Aber-Menschen“ haben, versuchen Sie in nächster Zeit doch mal, Ihre Sätze ohne das Wörtchen „aber“ zu formulieren. Denn der „Aber-Nebensatz“ löscht das Positive, das Sie zuvor sagten, sozusagen aus.

„Noch…“ – schafft Energie

Oft treffen wir absolute Aussagen wie „Ich kann das nicht.“ Oder: „Ich weiß das nicht.“ Fügen Sie in solche Sätze einfach das Wort „noch“ ein. Die Sätze „Ich kann das noch nicht“ und „Ich weiß das noch nicht“ klingen und wirken viel positiver. Das Wort „noch“ impliziert, dass Sie etwas können oder wissen werden. Es braucht nur noch etwas Zeit. Das steigert unsere Zuversicht und Motivation, etwas zu tun oder auszuprobieren.

„Müssen…“ – macht uns klein

„Ich muss heute früh von der Arbeit weg, weil ich noch die Kinder zur Oma bringen muss. Danach muss ich in die Reinigung und einkaufen, weil …“ Das Wort „müssen“ ist ein ganz heimtückischer Vertreter der Gattung demotivierende Worte. Denn permanent etwas tun zu müssen, erzeugt Druck. Zudem ruft das Wort „müssen“ oft eine Trotzreaktion hervor: Ich muss gar nichts, außer sterben.

Sagen Sie stattdessen „Ich will…“, „Ich möchte…“ oder „Ich werde…“. Dann fühlen Sie sich weniger fremdgesteuert. Dasselbe gilt, wenn Sie Menschen anleiten – zum Beispiel als Führungskraft. Es macht einen Unterschied, ob Sie zu Ihrem Team sagen „Wir müssen mit den Veränderungen leben“ oder „Wir werden aus den Veränderungen das Beste machen“. Bei der ersten Aussage ist das Team ein fremdbestimmtes Objekt, bei der zweiten ein handelndes Subjekt. Also geht es selbstbewusster und motivierter ans Werk.

Die Autorin

Sabine Prohaska
Sabine Prohaska

Sabine Prohaska ist Inhaberin des Beratungsunternehmens Seminar Consult Prohaska in Wien, das unter anderem (Online-)Trainer und Coaches ausbildet und Unternehmen beim Entwickeln einer neuen Lernkultur und Kultur der Zusammenarbeit in ihrer Organisation unterstützt.