Konjunktur 2019 solide, aber weniger dynamisch
Das Jahr 2018 war von schwierigen Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten geprägt. Die aktuellen Konjunkturaussichten sind jedoch nicht so pessimistisch wie es die Reaktion der Märkte vermuten lässt.

„Ein ausgeprägter Wachstumseinbruch oder gar eine Wirtschaftskrise sind nicht erkennbar. Eine Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China stellt das größte Risiko für die Konjunktur dar“, erklärt Ingo Jungwirth, Economist bei der BAWAG P.S.K.
2019: Das Konjunkturhoch ist überschritten
2018 stellte sich an den Finanzmärten als das schwierigste Jahr für Anleger seit zehn Jahren heraus. Der Großteil der Veranlagungsklassen verzeichnete Kursverluste, ausgelöst durch eine negative Dynamik in der zweiten Jahreshälfte 2018. Lediglich sichere Häfen wie hochqualitative Staatsanleihen (z.B. Österreich und Deutschland) und Immobilien lieferten Wertzuwächse.
Wirft man einen Blick auf die aktuellen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen, so signalisieren US-Frühindikatoren für 2019 zwar eine leicht schwächere Dynamik als im Hochkonjunkturjahr 2018, ein ausgeprägter Wachstumseinbruch ist jedoch nicht zu erkennen. Der Konjunkturzyklus in den USA hat sein Hoch überschritten, wodurch 2019 mit niedrigerem Wachstum zu rechnen ist. Die Konjunktursituation bleibt dennoch mit einem Wachstum von ca. 2,0% solide. In der Eurozone deuten Prognosen für das Gesamtjahr 2019 auf einen Zuwachs des BIP um ca. 1,5% und auf das Sinken der Arbeitslosigkeit auf unter 8,0% hin.
Konjunkturmotor trotzt Warnsignalen
Neben einer Vielzahl an politischen Risiken trübte insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2018 die Sorge um einen globalen Wirtschaftsabschwung die Stimmung an den Finanzmärkten; zwar liefern die US-Zinskurve, Volatilitätsindizes und US-Frühindikatoren Warnsignale – diese seien jedoch mit Vorsicht zu genießen, da diese üblicherweise einen Vorlauf von zumindest zwölf Monaten haben. Was bedeutet das für die aktuelle Situation? Eine Analyse der Kapazitätsauslastungen in der Industrie zeigt, dass 2018 das zweite Jahr der globalen Hochkonjunktur war. In der Vergangenheit dauerten solche Hochkonjunkturphasen üblicherweise vier Jahre, bevor ein Wirtschaftsabschwung folgte. „Ein abrupter Wachstumseinbruch 2019 wäre historisch gesehen ungewöhnlich, zumal das Wirtschaftswachstum seit der letzten Weltfinanzkrise in 2008/09 für Jahre unterdurchschnittlich ausfiel“, erklärt Jungwirth. Kam es in der Vergangenheit zu einem globalen Wirtschaftsabschwung, so ging dieser in 24 von 29 Fällen seit 1970 von den USA aus. Mit einer Verzögerung von durchschnittlich zwei bis drei Quartalen folgte üblicherweise ein Abschwung in Europa. „Aktuell gibt es keine Anzeichen für eine Rezession in den USA“, so Jungwirth.
Politische Faktoren als größte Risiken für Konjunktur
Als größtes Risiko für die Konjunktur charakterisiert Jungwirth eine Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China. Ein harter BREXIT oder die Sorge um die italienischen Staatsfinanzen ist als Ausgangspunkt für eine globale Wachstumsschwäche eher unwahrscheinlich. In Bezug auf Zinsprognosen werden von der Fed in den USA zwei Zinsanhebungen im Jahr 2019 erwartet, in Europa rechnet man frühestens Ende 2019 mit einem Ende der Nullzinspolitik der EZB.