Erfolgsfaktor: Personal

Leadership
05.04.2021

 
Nicht nur auf die Produkte, auf die Mitarbeiter kommt es an, meint Andreas Schwerla, der nach 28 Jahren bei McDonald’s die Seite gewechselt hat, um als Franchisepartner durchzustarten.
Seine Mitarbeiter sind für Andreas Schwerla der Schlüssel zum Erfolg.

Eigentlich war ich bei meinem Berufsstart ja so etwas wie das schwarze Schaf in der Familie“, erzählt Andreas Schwerla. Und eigentlich war der Job, den er im Mai 1985 nach der mittleren Reife bei McDonald’s in München antrat, auch nur als Ferienjob gedacht. Ein Ferienjob, der den Weg zum ersten eigenen Auto ebnen sollte. Dass daraus eine fast 28 Jahre währende Karriere beim größten Systemgastronomie- Unternehmen der Welt werden würde, hätte er sich damals wohl selbst nicht gedacht. Denn ursprünglich wollte er eine Ausbildung zum Kameramann beim Film machen. Eine Ausbildung, die dann aber ob der Tätigkeit bei McDonald’s ad acta gelegt wurde. Kein Wunder, nach sechs Monaten war Schwerla Restaurantleiter-Assistent, drei Jahre später – im zarten Alter von 22 Jahren – Restaurantleiter des damals größten McDonald’s der Welt, am Stachus in München. In den Folgejahren erklomm er eine Sprosse der Karriereleiter nach der anderen. Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung übersiedelte der gebürtige Bayer nach Berlin, wo er sich ab 1997 als Abteilungsleiter Operations und dann als Marktdirektor Region Ost seine Sporen verdiente. Sporen, die ihn letztlich bis ganz an die Spitze führen sollten. Ab 2003 war Schwerla Vorstand Operations in der deutschen McDonald’s-Zentrale und ab 2005 dann COO und stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Viel weiter nach oben wäre es wohl nicht mehr gegangen, denn mit rund 1.500 Filialen ist Deutschland – gleichauf mit Frankreich – der größte Markt für McDonald’s in Europa. „Ich hätte nach Asien oder in die USA gehen müssen“, erzählt Schwerla. Wollte er aber nicht und wechselte nach Österreich, nicht zuletzt der Liebe wegen.

Hierzulande war er nicht nur ab 2008 fünf Jahre als Managing Director für McDonald’s Austria tätig, sondern bekleidete auch die Funktion des Vice President West Region Europe, die zehn Länder umfasst. Irgendwann kam dann nach fast 28 Jahren als Angestellter der Wunsch, es als Selbstständiger zu probieren: „Ich wollte in Österreich bleiben, weil ich mich in dieses Land verliebt habe.“ Gedacht, getan – seit April 2013 ist Schwerla selbstständiger Franchise-Partner von McDonald’s Österreich. Gestartet hat er mit zwei Restaurants in St. Pölten und Krems, mittlerweile sind es zehn in Niederösterreich und Wien, weitere vier im Burgenland werden heuer dazukommen. So wie beim Ausbau seiner ersten zehn Standorte, in die ein zweistelliger Millionenbetrag floss, will Schwerla auch im Burgenland kräftig investieren.

PERSONALSTAND VERDOPPELT

Investieren will er in modernes Design und Technologie – und am wichtigsten: in Personal. Dies ist für Schwerla, der bis 2020 in den bestehenden zehn Filialen den Personalstand verdoppelt hat, ein Muss: „Es ist meine absolute Überzeugung, dass ein gut motiviertes und top ausgebildetes Team den Geschäftserfolg wesentlich beeinflusst.“ Eine Überzeugung, die sich in einem deutlichen Umsatzwachstum und Gästezuwachs niedergeschlagen hat. Das Risiko der umfangreichen Investitionen hat sich gelohnt. Schwerlas Restaurants gehören zu den erfolgreichsten in Österreich. Mittlerweile arbeiten 600 Mitarbeiter im Unternehmen, und mehr als 100 konnten in den letzten Jahren intern Karriere machen. „Für mich sind meine Mitarbeiter das wichtigste Gut, wir sind eine große Familie.“ Eine Überzeugung, die auch während der Pandemie nicht über Bord geworfen wurde. „Wir hatten 2020 einen deutlichen Umsatzrückgang, trotzdem habe ich alle Mitarbeiter halten können. Die staatlichen Hilfen haben dazu beigetragen, dass wir mit dem Einbruch leben konnten. Zum Jubeln gibt es allerdings keinen Anlass.“

„Für mich sind meine Mitarbeiter das wichtigste Gut, wir sind eine große Familie.“ Andreas Schwerla, McDonald’s-Franchisepartner

Natürlich hat das Unternehmen auch die Möglichkeit von Kurzarbeit in Anspruch genommen, doch um den Angestellten Einkommenseinbußen zu ersparen, hat sich Schwerla dazu entschlossen, das Kurzarbeitsgeld so weit aufzustocken, dass seine Mitarbeiterinnen stets auf 100 % des ursprünglichen Gehalts kamen. Unumwunden gibt er zu, dass es auch bei ihm immer wieder „Tage und Nächte gab, an denen ich unruhig war“, trotzdem ist sein Optimismus ungebrochen. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass er sofort nach Ausbruch der Krise mit den finanzierenden Banken gesprochen hat, um Kreditlinien zu verlängern. „Unsere hohe Liquidität und die Tatsache, dass wir das Geld immer wieder reinvestieren, hat uns bei den Bankgesprächen sehr geholfen“, meint der Unternehmer.

RAUS AUS DER SACKGASSE

Langsam sei es allerdings an der Zeit, dass sich Österreich, aber eigentlich die gesamte Welt aus der „Sackgasse, in der wir uns im Moment befinden“, rausbewegt: „Ich hoffe, dass wir zum April hin wieder komplett und zu normalen Öffnungszeiten öffnen können.“ Aus seiner Sicht könnte die Gastronomie problemlos öffnen, wenn die Sicherheit gewährleistet sei. „Entsprechende Sicherheitskonzepte sind ja schon lange ausgearbeitet“, meint der Unternehmer, der sich auch vorstellen kann, dass sich die Menschen flächendeckend in Österreich alle 48 Stunden testen lassen und das Ergebnis dann vorzeigen. Teststandorte könnten auch auf Parkplätzen von McDonald’s oder anderen Firmen sein. Einfach wird es allerdings nicht, „denn die Regierung steckt in der Bredouille, dass sie, egal was sie tut, immer von irgendeiner Seite kritisiert wird. Aber es kann so nicht weitergehen, die Menschen haben keine Geduld mehr. Komplettes Öffnen mit klaren Konzepten ist für mich sicherer als Einschränkungen mit geheimen Partys.“

Noch einmal zurück zum Erfolgsgeheimnis des Unternehmers – seinen Mitarbeitern. Dazu findet sich in einer Unternehmensbroschüre folgender Leitsatz von Andreas Schwerla: „Egal, welche individuelle Vorgeschichte jemand mitbringt, und unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder körperlicher Konstitution: Jeder soll die Chance haben, seinen Weg zu gehen und weit zu kommen.“ Zyniker – und deren gibt es in Österreich ja nicht gerade wenige – würden da sofort einwenden: „Papier ist geduldig“. Im Fall von Schwerlas Unternehmen müssten sie allerdings verstummen. Denn in seinen Restaurants lebt der Unternehmer vor, dass es ihm ernst ist. So arbeiten bei ihm nicht nur Menschen aus 40 Nationen, sondern auch rund 50 Mitarbeiter mit Beeinträchtigung, die in allen Bereichen und Hierarchien eingesetzt werden. Im Betrieb gibt es etwa einen speziellen Crew-Trainer für die Einschulung und das Training von gehörlosen Mitarbeitern. Auch ein Teilschichtführer mit Behinderung, der an allen Stationen ausgebildet ist und das Restaurant-Management unterstützt, zeigt, dass die Inklusion von Behinderten ernst genommen wird. Schwerla selbst sagt: „Sie machen einen tollen Job und sind extrem loyal.“ „Ich habe ein tolles erfolgreiches Team, das mit viel Eigenständigkeit und Ehrgeiz versucht, das beste zu sein. Das macht mir jeden Tag Freude und erfüllt mich mit Stolz“, schließt Schwerla unser Gespräch.

Autor/in: 
HARALD FERCHER