Einbruch? Sicher nicht!
Einbruch, Brand, Sabotage. Jedes Unternehmen hat andere Sicherheitsansprüche. Zum Glück kosten auch maßgeschneiderte Schutzkonzepte heute nicht mehr die Welt. Ein Überblick.


Freitagnachmittag. Eine Drogerie in der Wiener Innenstadt. Geschäftiges Treiben. Die einzige Verkäuferin präsentiert einer Kundin Eyeliner und Wimperntusche. Eine weitere Dame wartet schon, schaut nervös auf ihre Armbanduhr. Etwas abseits stehen zwei Männer vor einem Parfum-Regal. Einer der beiden nimmt einen Flakon und steckt ihn rasch in die Tasche des anderen. Das gleiche Spiel wiederholen sie dreimal. Die Diebe verlassen das Geschäft, ohne dass der Diebstahl bemerkt wird.
Nach der monatelangen Corona-Zwangspause tummelt es sich im stationären Einzelhandel nun wieder. Gerade in den ersten Tagen nach der Öffnung im Mai strömten viele Kunden mit leuchtenden Augen und voller Vorfreude in die Geschäfte. Zusätzlich angelockt von günstigen Preisen und Aktionsangeboten. Aber mit der Kundenfrequenz steigt auch die Zahl der Ladendiebstähle. Hochsaison für Langfinger ist deshalb auch der Dezember, wenn wir unsere Weihnachtseinkäufe tätigen. Dann sind nämlich nicht nur besonders viele Menschen in den Geschäften anzutreffen, sondern es lässt sich auch die gestohlene Ware gut unter dicken Winterjacken verstecken.
Der volkswirtschaftliche Schaden von Ladendiebstahl ist beträchtlich. Laut Schätzungen der Wirtschaftskammer Österreich lässt sich dieser mit 0,55 Prozent des Bruttoumsatzes im Einzelhandel beziffern. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: 430 Millionen Euro verlor Österreichs Wirtschaft durch Diebstahl im letzten „regulären“ Geschäftsjahr 2019, also im Jahr vor Ausbruch der Pandemie. „Im Handel wird nach wie vor gestohlen, was nicht nietund nagelfest ist“, sagt Frank Horst vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI. Er veröffentlicht einmal jährlich eine Studie zu Inventurdifferenzen im deutschen Handel, an der über 20.000 Verkaufsstellen teilnehmen.
„Generell gilt: Was sich gut verkauft, wird auch oft geklaut“, heißt es in der Studie. So verwundert es nicht, dass sich während der Pandemie Desinfektionsmittel und Hygienepapier zu wahren Diebstahl-Rennern entwickelten. Im Modehandel führen Markenbekleidung, Jeans und Turnschuhe das Ranking. Besonders gefragtes Diebesgut in den Elektro-Geschäften sind Konsolenspiele und Smartphones. In Supermärkten sind Spirituosen und in Drogerien die eingangs erwähnten Parfums besonders beliebt. Auch die Daten und Einschätzungen einiger Betriebe aus Österreich fanden Eingang in die EHI-Studie. Schlüsselergebnisse lassen sich deshalb auf Österreich übertragen. Damit Diebstahl erst gar nicht passieren kann, investieren viele Unternehmer in die elektronische Warensicherung. Bei Textilien funktionieren diese Lösungen schon recht gut. Je kleiner die Produkte, desto schwieriger wird es aber, derartige Systeme in die Waren zu integrieren.
GEFAHR IST NICHT GLEICH GEFAHR
Diebstahl mag im stationären Einzelhandel eine wichtige Rolle spielen, in anders ausgerichteten Unternehmen ist er kein großes Thema. Etwa im Gewerbe oder im Dienstleistungssektor. Selbst die Folgen eines nächtlichen Einbruchs, bei dem ein paar Scheine aus der Handkassa, ein Laptop und ein Drucker entwendet werden, sind hier überschaubar. Zerstört aber ein Brand einen teuren Rohstoff und muss die Arbeit in Folge mehrere Wochen lang eingestellt werden, dann droht enormer Schaden. Derlei Risiken jenseits des klassischen Einbruchs gibt es eine ganze Reihe – vom Schädlingsbefall verderblicher Güter bis zur Sabotage durch einen Konkurrenzbetrieb.
„Der erste Schritt ist eine detaillierte Gefahrenanalyse.“ Andreas Teischl, VSÖ
RISIKEN DEFINIEREN UND PRIORISIEREN
Deshalb gilt es, so der Rat von Experten, für jedes Unternehmen – egal welcher Größe oder Branche – eine passgenaue Sicherheitslösung zu entwickeln. „Der erste Schritt ist eine detaillierte Gefahrenanalyse durch ein professionelles Sicherheitsunternehmen. Dabei werden alle möglichen Risiken erfasst und priorisiert. Diese Analyse ist Basis für ein wirkungsvolles Schutzkonzept“, sagt Andreas Teischl, Generalsekretär des Verbandes der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ).
Darauf aufbauend, erarbeiten Fachleute ein Maßnahmenpaket, das den Betrieb entsprechend seinen Erfordernissen und Schwachstellen schützt. Dazu gehören etwa eine Alarmanlage und Videoüberwachung, aber auch Bewegungsmelder, ein Notrufsystem oder bauliche Veränderungen, die ein Eindringen unerwünschter Gäste erschweren. „Einige Unternehmen, vor allem kleinere, schrecken noch davor zurück, weil sie denken, dass die Anschaffung dieser Kontrollsysteme mit hohen Kosten verbunden ist“, sagt Andreas Teischl. Aber das stimme heute nicht mehr. Es gebe mittlerweile eine Reihe von Lösungen, die exakt für KMU-Bedürfnisse entwickelt wurden und keiner großen Investitionen bedürfen.
DIE SCHLÜSSELFRAGE KLÄREN
So gibt es zum Beispiel modular aufgebaute Systeme wie elektronische Schließanlagen, die sich besonders gut bei kleinen Einheiten einsetzen lassen. Mechanische Schlüssel werden deshalb zunehmend von der Bildfläche verschwinden und durch Transponder, Smartcards und digitale Schließzylinder ersetzt werden. Interessant für KMU sind außerdem Offline-Zutrittssysteme, die man unkompliziert zu einer Funk-Programmierung ausbauen kann. Bei Mobile-Access-Lösungen fungiert wiederum das Smartphone als digitaler Schlüssel. Und für den Brandschutz können wartungsfreie Feuerlöscher für KMU attraktiv sein. Sie werden aus verdichtetem Kunststoff gefertigt, sind leichter und korrosionsresistenter als Löschgeräte aus Stahl – und deshalb besonders langlebig. Bei der Videoüberwachung haben sich IP-basierte Systeme durchgesetzt, die mit niedrigeren Betriebskosten als analoge Geräte verbunden sind. Im Einzelhandel punkten zur Abschreckung von Ladendieben Kombinationen aus Videokamera- und Audiosystem. Weil Audiosignale durch die kamerainterne Analyse gewisser Geräusche ausgelöst werden, verkürzt sich die Reaktionszeit bei Einbruchsversuchen. Und das kann entscheidend sein, um den Täter auf frischer Tat zu schnappen und dingfest zu machen.
HIGHTECH FÜR HOHE ANSPRÜCHE
Als große Entlastung betrachten viele Betriebe sogenannte integrierte Sicherheitslösungen. Dabei gilt es, technische Systeme mit personellen und organisatorischen Maßnahmen, etwa einem Alarmmanagement, zu kombinieren. Qualifizierte Fachkräfte übernehmen die technische Installation, man bekommt sozusagen alles aus einer Hand. Der Kunde bezahlt dann eine Monatspauschale. Natürlich gibt es auch Hightech-Systeme, deren Anschaffung mit hohen Kosten verbunden ist. Aber diese Systeme müssen dann auch besonders hohe Sicherheitsansprüche erfüllen und kommen zum Beispiel bei Juweliergeschäften oder Banken zum Einsatz.
Autor/in: STEFAN GRAMPELHUBER
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