Auf den Nachhaltigkeitszug aufspringen

Intralogistik
25.05.2022

 
Die Intralogistik befindet sich durch mehrere Megatrends im Wandel. Ein Überblick von Oskar Zettl, Managing Director Toyota Material Handling Austria.
Zettl

Welche Trends prägen die Logistik aktuell innerhalb von Unternehmen?

Neue Technologien, eine Urbanisierung der Transportprozesse und vor allem Nachhaltigkeit prägen aktuell die Logistik. Aufgrund der immer größeren Komplexität durch Digitalisierung ist ein starker Trend hin zu Komplettlösungsanbietern spürbar. Speziell das Stoppen der Erderwärmung ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Daher wird jedes verantwortungsbewusste Unternehmen letztendlich auf den Nachhaltigkeitszug aufspringen müssen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Nachhaltigkeit wird einerseits durch den Einfluss der Konsumenten und deren Wunsch nach nachhaltigen Lieferketten gepusht und andererseits macht das Inkrafttreten des neuen Lieferkettengesetzes Unternehmen für Menschenrechts-verstöße ihrer Lieferanten strafbar. Mit dem Trend zur Nachhaltigkeit gehen jedoch gleich weitere Herausforderungen wie zum Beispiel Nachhaltigkeit bei Transportmittel, Transportwege, Verpackung und transparente Prozesse um problem- und lückenlos die Herkunft jeder einzelnen Komponente nachweisen zu können einher. Wir sind uns der Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft schon lange bewusst. Deshalb arbeiten wir seit nunmehr zehn Jahren mit EcoVadis, einer unabhängigen Lieferanten-Bewertungsplattform für Nachhaltigkeit. Unser Ziel ist – trotz globaler Vernetzung - mehr Transparenz in Beschaffungsprozesse zu bringen. Das jährliche Rating der Plattform gibt dabei Aufschluss über die kontinuierliche Leistungsverbesserung der Lieferketten, denn sie sind der stärkste Hebel für die Wirkung von Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit zieht mit der Urbanisierung der Transportprozesse einen weiteren Trend nach sich. Um die städtische Logistik nachhaltig machen zu können, dienen Logistik-Hubs als zusätzliche Verteilzentren. Microfulfillment-Lösungen ermöglichen den Warenumschlag selbst auf engstem Raum. Eine absolute Novität in unserem Lösungsportfolio ist das automatische Picksystem von Autostore, das wir als Systemintegrator in Kundenprozesse einbinden. Dabei bewegen sich sogenannte Pickroboter auf Schienen, die an der Decke eines Aluminium-Kubus angebracht sind, der modular und passgenau an vorhandene Platzverhältnisse angepasst werden kann.

Pandemiebedingt und vor dem Background des Kriegsszenarios mitten in Europa spielt auch das Thema Sicherheit eine zentrale Rolle. Ein gut aufgestelltes Supply Chain Risk Management und Transparenz sind hier starke Impulsgeber für Erfolg. Mehr Transparenz erfordert den Einsatz innovativer Technologien, wodurch Optimierungspotenziale leichter erkannt werden können und ein reibungsloser Ablauf oder sogar der Fortbestand der Lieferkette gesichert werden kann.

Wie stark hält die Digitalisierung in dem Bereich Einzug?

Die Material Handling Branche ist stark gefordert, denn die rasante Entwicklung der Digitalisierung und des E-Commerce ziehen immer neue globale Trends nach sich und treiben so die Automatisierung in der Intralogistik voran. Standardisierter Material- und Informationsfluss bei größtmöglicher Flexibilität und leichter Skalierbarkeit sind Voraussetzung um alle nicht wertschöpfenden Prozesse zu automatisieren. Eine daraus resultierende Kostensenkung in Produktion und Transport erhöht die Wettbewerbsfähigkeit. Um die logistischen Anforderungen der unterschiedlichen Branchen optimal abzudecken und Automatisierungslösungen heute schon für morgen entwickeln zu können, ist rasches Handeln gefragt und ein umfassendes Know-How erforderlich. Daher erweitert Toyota Industries Corporation kontinuierlich das Firmen-Portfolio mit den unterschiedlichsten Automationsspez-ialisten um die rasch wachsenden Anforderungen der Branche umfassend zu erfüllen und Intralogistik 4.0 aus einer Hand anbieten zu können. Durch den jüngsten Zukauf von viastore wuchs die Toyota-Familie erneut und komplettiert das Angebotsportfolio im Bereich integrierte Materialflusslösungen. Mit Toyota Material Handling, Bastian Solutions, Vanderlande und viastore ist Toyota nicht nur der weltgrößte Hersteller von Flurförderzeugen, sondern auch einer der weltgrößten Anbieter für hochmoderne Intralogistik-Systeme. Das macht Toyota zum optimalen Partner für Automatisierung der gesamten Wertschöpfungskette – von Konzeption über Engineering, Fertigung, Inbetriebnahme bis hin zum After-Sales-Service.

Wodurch wird diese Entwicklung angetrieben?

Einer der bedeutendsten Megatrends unserer Zeit ist zweifelsohne die Digitalisierung. Sie verändert nicht nur die Art unseres Konsumverhaltens, sondern auch die Art wie wir leben, wie wir arbeiten, wie wir produzieren, wie wir lagern und transportieren. Dieser Trend führt gerade in der Logistik zu immer innovativeren Lösungen und Produkten, die in der Lage sind die Auslastung bei gleichzeitig sinkenden Kosten zu steigern. Dabei spielen Vernetzung ebenso wie Automatisierung eine Schlüsselrolle. Dem Kaufverhalten des Konsumenten entsprechend, müssen Waren sich schnell von A nach B bewegen, genau gemessen und Prozesse kontinuierlich verbessert werden, um einen maximalen Output und in Folge einen gesunden Ertrag zu erzielen. Die Digitalisierung des Lagers ist daher die logische Konsequenz um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Das erfordert Transparenz, die durch das problemlose Zusammenspiel von Hard- und Software erzielt werden muss.

Werden in Lagern in ein paar Jahren noch Menschen arbeiten müssen, oder kann schon bald alles von intelligenten System erledigt werden?

Robotik kann, soll und wird den Menschen in der Intralogistik nicht ersetzen. Sie soll dem Menschen unter anderem repetitive und dem Bewegungsapparat nicht zuträgliche Arbeiten abnehmen und ihm ermöglichen, stattdessen abwechslungsreiche, wertschöpfende und erfüllende Arbeiten auszuführen. Vielmehr wird sich das Berufsbild des Lager- und Produktionsmitarbeiters stark wandeln. Es wird ein starker Bedarf an Spezialisten entstehen, der mit Technologien wie KI, loT und Big Data umgehen kann.