10.000 IT-Fachkräfte zu wenig

UBIT
31.01.2018

 
Im Rahmen der Präsentation des IKT Statusreport #3 vom Fachverband UBIT zeigen sich Chancen, aber vor allem akuter Handlungsbedarf für Österreich. Woran es hapert und welche Lösungsansätze es gibt.
DI Martin Zandonella (UBIT Berufsgruppensprecher IT), Mag. Alfred Harl  (Fachverbandsobmann UBIT), Univ. Prof. Dr. Gerald Steinhardt (Vorsitzender Informatik Austria), Univ. Prof. Dr. Norbert Wohlgemuth, (Kärntner Institut für Höhere Studien, kurz: KIHS)
DI Martin Zandonella (UBIT Berufsgruppensprecher IT), Mag. Alfred Harl (Fachverbandsobmann UBIT), Univ. Prof. Dr. Gerald Steinhardt (Vorsitzender Informatik Austria), Univ. Prof. Dr. Norbert Wohlgemuth, (Kärntner Institut für Höhere Studien, kurz: KIHS)

„Der Weg zur Digi Nation ist nicht nur weit, sondern auch hart. Wir müssen Geschwindigkeit aufnehmen, wenn wir im globalen Wettbewerb mithalten bzw. an die Spitze kommen wollen“, sagt Alfred Harl, Obmann des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) und erläutert: „Hochqualifizierte Fachkräfte im Informations- und Kommunikationstechnologiesektor (IKT) sind das Rückgrat der Digitalisierung. Allein jetzt fehlen mehr als 5.000 Fachkräfte für wichtige IT-Jobs in Österreich. Bis 2020 wird laut EU-Kommission europaweit sogar mit einer Lücke von rund einer Million IT-Arbeitskräften gerechnet“. Tatsächlich weist der jährlich präsentierte IKT-Statusreport #3 wenig positive Tendenzen in der Entwicklung der Ausbildung qualifizierter IT-Fachkräfte in Österreich aus. Der Report screent die unterschiedlichen Ausbildungsstätten und gibt einen Überblick zu den Ausbildungsplätzen der Informatikstudienrichtungen an heimischen Universitäten und Fachhochschulen. Die Ergebnisse zeigen auch den Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften und den ITFachkräftemangel der österreichischen Wirtschaft auf.

Fachverband UBIT fordert IT-Offensive und Masterplan für Digi NATION

Der Fachverband UBIT will auch 2018 ein Bündel an Maßnahmen zur Stärkung der Digitalisierung in Österreich umsetzen und sich zum Sparringpartner der Digitalisierungsstrategie der Regierung entwickeln. „Es braucht eine ambitionierte Innovations-, Standort- und Bildungspolitik sowie eine IT-Offensive bei der Ausbildung an heimischen Universitäten und Fachhochschulen“, hält Alfred Harl, Obmann des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT), fest und bekräftigt: „Wir wollen Österreich zur Digi Nation machen, dazu sind qualifizierte IT-Fachkräfte das Um und Auf. Der Fachverband UBIT fordert deshalb, dass Österreich einen Masterplan hierfür entwickelt, um an die Spitze der digitalen Nationen aufzusteigen und global wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Der IKT-Statusreport und die Bekanntmachung in der Öffentlichkeit sind dabei wichtige Schritte, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.

Steigende Nachfrage nach InformatikerInnen und IT-Fachkräften

„Die Branche sucht dringend nach qualifizierten Fachkräften aus diesem Feld. Laut AMS sind die offenen Stellen im IT-Bereich von 2015 bis 2017 um das Doppelte gestiegen”, bekräftigt Martin Zandonella, Berufsgruppensprecher der IT des Fachverbands UBIT. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen, da dem AMS viele Stellen gar nicht gemeldet werden. Der Gesamtwirtschaft fehlen damit über 10.000 qualifizierte IT-Fachkräfte, Tendenz steigend. Dem gegenüber stehen die Kosten der Bildungseinrichtungen für die Ausbildung von Masterstudierenden in Österreich, die sich durchschnittlich im Jahr 2014 auf 13.812 Euro pro StudentIn beliefen. „Im gesamtwirtschaftlichen Konnex sind die Kosten für die Ausbildung eines Studierenden nur ein Bruchteil jener Kosten des Wertschöpfungsverlustes, die aus einem leerstehenden Arbeitsplatz entstehen, denn diese betragen 160.000 Euro jährlich. Dabei ist die verlorene Innovationskraft der Unternehmen aus nicht-realisierten Chancen der Digitalisierung nicht angesetzt“, führt Martin Zandonella weiter aus.

Qualität in der IKT-Ausbildung ist King

„Um zur Digi Nation zu werden, braucht es qualitativ hochwertig ausgebildete IT-Fachkräfte, nur das ermöglicht den Weg an die Spitze,“ sagt Fachverbandsobmann Alfred Harl und meint weiter: „Hinderlich erscheinen dabei die Aufnahmeverfahren, die als Zugangsbeschränkungen mancher Universitäten empfunden werden.“ Univ. Prof. Dr. Gerald Steinhardt, Dekan der Informatik an der TU Wien, sagt dazu: „Qualität geht in der Ausbildung vor. Die beschränkten Ressourcen ermöglichen nur eine limitierte Anzahl von Studierenden mit diesem Qualitätsniveau auszubilden. Um mehr Studierende auszubilden, muss die Regierung die Ressourcen erhöhen. An der Qualitätsorientierung darf nicht gerüttelt werden!“ Tatsächlich bewerben sich seit Einführung von Aufnahmeverfahren weniger Studierende. „Der Berufsstand der IT ist heute gefragter denn je und gut ausgebildete InformatikerInnen und IT-Fachkräfte sind essentiell wichtig für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Österreich“, warnt Alfred Harl.

IKT Statusreport #3 zeigt beunruhigende Entwicklungen

Die Ergebnisse des IKT-Statusreports #3 - erstellt vom Kärntner Institut für Höhere Studien (KIHS) - zeigen auf, wie es um Informatikstudien in Österreich steht: Seit nur noch gesicherte und finanzierte Studienplätze zur Verfügung gestellt werden können, ist die Zahl der StudienanfängerInnen um 19,6% auf 1.791 gefallen – an der TU Wien um 27,5% und der Universität Wien um 57,7%. Davor ist die Anzahl der AnfängerInnen im Bachelorstudium Informatik zwischen 2013 mit 1.840 und 2015 mit 2.228 AnfängerInnen gestiegen. An der Uni Wien wurden 370 Studienplätze angeboten. Von 439 angemeldeten TeilnehmerInnen sind 309 zur Aufnahmeprüfung erschienen und wurden zugelassen. An der TU Wien werden 581 Studienplätze vergeben. Zur Prüfung waren 1.055 TeilnehmerInnen gemeldet, erschienen sind 649 Personen. In Innsbruck gibt es 166 Studienplätze für Informatik. 147 Studierende wurden zugelassen, zur Prüfung angemeldet waren 188 TeilnehmerInnen. An erwähnten drei Universitäten wurden 1.037 Studierende inskribiert. Von 1.682 angemeldeten TeilnehmerInnen sind 1.105 zur Zulassungsprüfung angetreten. Unter den 1.037 österreichweit zugelassenen Studierenden der Informatik befinden sich nur 222 Frauen – das sind etwa 21%. DropOut-Quoten zu hoch Sehr beunruhigend sind vor allem auch die DropOut-Quoten im Studienzweig Informatik an den Universitäten mit 53,6% bei Bachelor- und 53,3% bei Masterstudien 2015/16. Seit dem Studienjahr 2013/14 sind die AbbrecherInnen beim Bachelor- um 10,1% und beim Masterstudium um 7,7% gestiegen – gesamt lag der Anstieg bei 5,2% (Bachelor) und 30,2% (Master). Die DropOut-Quoten an den Fachhochschulen lagen bei 44,1% im Bachelor- (WS 2013/14) und 12,1% im Masterstudium (WS 2014/15). „Wir brauchen mehr junge Leute, die als hochqualifizierte IT-Fachkräfte arbeiten wollen“, meint Martin Zandonella, IT-Sprecher im Fachverband UBIT. Verbesserte Studienbedingungen können die DropOut-Quote zwar senken, insgesamt sind dennoch mehr Studienplätze notwendig, um dem InformatikerInnenSchwund entgegenzuwirken.

Technische Studiengänge erklären die hohen DropOut-Quoten sehr oft mit Job-Outs - also StudentInnen, die ohne Universitäts-Abschluss, direkt in den Arbeitsmarkt einsteigen. Durch die Reduzierung der StudentInnen-Zahl sinkt auch automatisch die Zahl der potentiellen Job-Outs. „Am Weg zur Digi Nation sind mehr Studierende nötig – alle Kraft in die IKT-Branche“, so Harl.

Anzahl der Studierenden nur bei erhöhtem Budget steigerbar

„Wir können bei steigender Anzahl von Studierenden die hohe Qualität der Ausbildung nur mit steigenden Budgets aufrecht erhalten“, wiederholt Univ. Prof. Dr. Gerald Steinhardt und kritisiert in seiner Rolle als Vorsitzender der Informatik Austria: „Die Regierung muss mehr finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen, dann macht eine Steigerung der Studienplätze Sinn. Das wird auch einen positiven Schwung für die Gewinnung von Lehr- und Forschungspersonal bringen.“ Eine Stärkung der Informatikforschung und Informatikausbildung ist eine zentrale Voraussetzung, um Österreich zu einem InformatikHotspot auszubauen. „Dabei ist es wichtig, dass bereits in den Schulen mit dem Ausbau des Informatik-Unterrichts im Sinne eines verpflichtenden Schulfaches von der Volksschule bis zur Matura begonnen wird. Darüber hinaus wäre für Universitäten ein Studierendenleitsystem bei der Bewerbung um einen Studienplatz ideal, um die vorhandenen Ausbildungskapazitäten optimal auszunützen“, ergänzt Steinhardt. Konkrete Forderungen an die Bundesregierung „Um die Herausforderungen der digitalen Transformation zu bewältigen, braucht es eine Stärkung der Informatik in Österreich, denn diese ist Voraussetzung sowohl für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Österreich, als auch für die Erhöhung der Attraktivität Österreichs für Unternehmen, Startups, kreative und brillante Köpfe“, sind sich Fachverband UBIT, Informatik Austria und KIHS einig. Darüber hinaus muss mehr Transparenz und ein Monitoring bezüglich der offenen Stellen im IT-Bereich eingeführt werden. „Wir brauchen für die Zukunft natürlich praxisorientierte FachhochschulabsolventInnen; darüber hinaus benötigen wir AbsolventInnen mit einer fundierten wissenschaftlichen und forschungsorientierten Ausbildung, die als VisionärInnen und IdeengeberInnen die Branche mit Innovationen weiter bringen. Österreich braucht eine ambitionierte IKT-, Standort- und Bildungspolitik sowie Umsetzungsstärke und einen Masterplan zur Digi Nation. Wir müssen jetzt handeln!“, fasst Alfred Harl zusammen.

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