Vertrauen in Wirtschaftswachstum geht weltweit zurück

Wirtschaftswachstum
30.01.2012

Das Vertrauen der CEOs in die Entwicklung der Weltwirtschaft sinkt. Lediglich 40 Prozent der weltweit Befragten sind „sehr zuversichtlich“, im Jahr 2012 ein Wachstum verbuchen zu können (Vergangenes Jahr gaben dies noch 48 Prozent an). Nur 15 Prozent glauben fest an eine Erholung der Wirtschaft. 48 Prozent hingegen erwarten einen Rückgang des Wirtschaftswachstums. Zu diesem Ergebnis kommt die „15th Annual Global CEO Survey“ von PwC.
Laut Bank Austria soll es nächstes Jahr wirtschaftlich bergauf gehen.

Die Nachwirkungen der Rezession sind für CEOs eine große Herausforderung. Die Erholung der Weltwirtschaft verläuft schleppender und lässt den nach 2008 aufgekommenen Optimismus wieder weichen. Wirtschaftliche Unsicherheiten, wie die anhaltende Schuldenkrise in der Europäischen Union, haben das Vertrauen weltweit geschwächt.

Deshalb arbeiten CEOs daran, ihre Geschäftsmodelle bestmöglich vor künftigen Störungen zu schützen. Anstatt sich auf Wirtschaftsaufschwünge zu verlassen, vertrauen sie auf die Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens und wollen sich im Wettbewerb an die Spitze kämpfen, um so den Markt zu übertreffen.

Finanz- und Staatsschuldenkrise: Größte Skepsis bei CEOs in Westeuropa
Am stärksten ist die Zuversicht der CEOs in Westeuropa zurückgegangen. Vertrauten 2011 noch 40 Prozent auf ein Wirtschaftswachstum, so sind dies 2012 nur mehr 25 Prozent. Über die Finanz- und Staatsschuldenkrise sind 75 Prozent der CEOs besorgt; sie bewirkt große Unsicherheiten auf dem Kapitalmarkt. Zudem zeigen sich CEOs skeptisch hinsichtlich Regierungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Finanzkrise. Für 70 Prozent der Befragten hat das Sicherstellen der Stabilität auf dem Finanzsektor durch Regulierungen höchste Priorität.


Ähnlich skeptisch sind auch CEOs auf anderen Märkten: In Asien sank das Vertrauen von 54 auf 42 Prozent. Den stärksten Rückgang mussten in dieser Region China (2012: 51 Prozent, 2011:  72 Prozent) und Indien (2012: 55 Prozent, 2011: 88 Prozent) verbuchen. Auch in den USA reduzierte sich der Anteil der optimistischen CEOs von 45 Prozent auf 41 Prozent. In Afrika hingegen erwarten 57 Prozent (2011: 50 Prozent) der Befragten ein Wirtschaftswachstum.

Die größten Sorgen der CEOs
80 Prozent der befragten CEOs bereitet die Unsicherheit des Wirtschaftswachstums die größten Bedenken. Mögliche Maßnahmen seitens der Regierungen zum Ausgleich des Steuerdefizits und zum Entgegensteuern der Schuldenkrise sind für 66 Prozent Anlass zur Sorge. Für 64 Prozent ist die Instabilität der Finanzmärkte eine entscheidende Herausforderung. Zudem könnten nach Einschätzung der CEOs die Volatilität der Wechselkurse (58 Prozent) sowie Regulationen (56 Prozent) zukünftig Probleme bereiten.


CEOs für ihre Unternehmen zuversichtlich 

Trotz der negativen Aussichten auf die wirtschaftliche Entwicklung bleibt das Vertrauen der CEOs relativ hoch – aus drei Gründen: (1) Durch die lange Dauer des Rückgangs des Wirtschaftswachstums geben immer mehr CEOs an, effizientes Managen gelernt und Verbesserungen bei ihren Geschäftsmodellen vorgenommen zu haben. Aus diesem Grund verfügen sie für 2012 etwa über stärkere Bilanzen, optimierte Kostenstrukturen sowie ein größeres Bewusstsein gegenüber globalen Risiken. Nach wie vor erwarten daher 45Prozent ein Wachstum im eigenen Unternehmen. (2) Zudem steigen Investments in und von Schwellenländern und schaffen ein großes Marktpotenzial: 60Prozent der CEOs in entwickelten Volkswirtschaften wie der Eurozone oder den USA glauben an die Bedeutung der Emerging Markets; 68Prozent der CEOs in Schwellenländern denken ähnlich. (3) Vertrauen schafft auch das Potenzial grenzüberschreitender wirtschaftlicher Beziehungen. Diese bringen nach wie vor neue Möglichkeiten mit sich. 45Prozent der CEOs sind auch heute der Meinung, dass der freie internationale Handel zunehmen wird.

Wachstumsmotor Emerging Markets
Um trotz der negativen Erwartungen an die globale Wirtschaft weiterhin Gewinne zu erzielen und zu erhöhen, setzen CEOs in den nächsten 12 Monaten auf strategisches Wachstum in bestehenden Märkten und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Rund zwei Drittel der Befragten verfolgen mindestens eine dieser Strategien. Die Emerging Markets sind dabei für CEOs ein wichtiger Wachstumsmotor. Insgesamt 59Prozent halten die wachsenden Märkte der Schwellenländer für die Zukunft ihres Unternehmens wichtiger als jene entwickelter Volkswirtschaften. Fast die Hälfte der CEOs aus den entwickelten Nationen gab an, dass Emerging Markets die wichtigsten Zukunftsmärkte sind. Spitzenreiter unter den Wachstumszielen sind die BRIC-Staaten, gefolgt von den USA und Deutschland.

Devise lautet: Neue Geschäftsstrategie und Kostensenkung
Kundennachfragen und wirtschaftliche Bedingungen veranlassen 70 Prozent der CEOs zur Planung von Änderungen in ihrer Strategie in den nächsten 12 Monaten. Auch wenn Kostensenkungen etwas an Bedeutung verloren haben, bleibt es für CEOs das Kernthema. Gegenüber 84 Prozent im Vorjahr berichteten heuer 76 Prozent, dass sie in den letzten 12 Monaten Kosten gesenkt haben. Zudem gaben 66 Prozent der CEOs an in den kommenden 12 Monaten Kosten reduzieren zu wollen. 

Talent Challenge
Trotz der schleppenden Konjunktur verstärken Unternehmen ihre Suche nach neuen Mitarbeitern. Für eine Bedrohung für das Wachstum nannten 53 Prozent der CEOs einen möglichen Mangel an Talenten. Die Suche nach den besten Köpfen bleibt selbst in Krisenzeiten das entscheidende Thema für CEOs – und zugleich eine große Herausforderung: Lediglich 30 Prozent gaben an, "sehr zuversichtlich" zu sein, die besten Talente für ihr Unternehmen zu finden. Genau deren Know-how und Engagement soll wesentlich zur Umstellung der Strategien und zum Bewältigen der Krisensituation beitragen. 43 Prozent der CEOs glauben jedoch, dass es für sie schwieriger wurde, geeignete Angestellte einzustellen. Das Recruiting und die Bindung von top-talentierten Arbeitskräften für das Middle-Management sind daher entscheidende Herausforderungen für 2012.


Studie "15th Annual Global CEO Survey": http://www.pwc.com/gx/en/ceo-survey/index.jhtml?WT.ac=vt-ceosurvey