Nachhaltig urlauben

09.12.2014

Mit dem E-Auto auf Geschäftsreise? Geht das? die WIRTSCHAFT stieg mit Hotelleriemanagerin Martina Maly-Gärtner zum Praxistest in einen Tesla S.

Text: Gerhard Brunnbauer

Mit dem E-Mobil ins Hotel: Das war bis vor kurzem nahezu undenkbar. Doch dann kam Tesla und servierte plötzlich mit dem Model S ein Auto, mit dem man dank ordentlicher Reichweite locker auch sein Wunschhotel erreichen kann. Nur wie geht die Hotellerie mit der Materie um, und wie ist das Thema Nachhaltigkeit dort verankert? Wir haben die Hotelberaterin Martina Maly-Gärtner in ein Tesla Model S gesetzt und bei einer Spritztour befragt.

Frau Maly-Gärtner, wie sind Ihre Fahreindrücke vom Tesla Model S?
Ich bin wirklich beeindruckt von der Wertigkeit und der Performance dieses Autos. Der Tesla bietet eine unglaubliche Beschleunigung – und das bereits vom Stand weg. Das Bedienkonzept des Fahrzeugs mit dem überdimensionalen Touchscreen ist zwar anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, aber absolut einfach zu handhaben und innovativ.

Akkus, Ladezyklen, Geräuschlosigkeit – lässt der Tesla noch Platz für Emotionen?
Aufgrund der Gesamtperformance des Autos ist definitiv noch Platz für Emotionen – das Auto macht Spaß, bietet ein tolles Design, und an die Geräuschlosigkeit könnte ich mich sehr rasch gewöhnen. Was die Reichweite betrifft, ist Tesla ohnehin führend. Nichtsdestotrotz bilden die Ladezeiten der Batterie natürlich noch eine gewisse Kehrseite. Ich bin aber wiederum überzeugt, dass sich dies mit einem entsprechenden Netz an Schnellladestationen mittelfristig signifikant verändern wird. Und nicht nur im urbanen Bereich sind Reichweiten um die 400 Kilometer auch jetzt bereits eine absolute Alternative zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren.

Wäre der Tesla ein Hotel, welches wäre er und warum?
Ich würde es in die Kategorie Luxus-Boutique-Hotel einordnen. Sehr gutes und ansprechendes Design, individuell, sportlich und dynamisch.

Die E-Mobilität umfasst mittlerweile ein großes Spektrum, scheitert aber oft an alten Problemen wie der eingeschränkten Reichweite oder an ganz Banalem wie den hohen Kosten. Welche Autos sehen Sie in zehn bis 15 Jahren auf unseren Straßen?
Kaiser Wilhelm II. hat einmal gesagt, dass das Auto nur eine Modeerscheinung ist und das Pferd nie ersetzen wird. Die Entwicklung ist dann doch anders verlaufen, wie wir jetzt wissen. So ähnlich verhält es sich für mich auch mit dem Thema E-Mobilität. Wenn wir das heutige Angebot von E-Bikes, E-Scootern sowie E-Autos betrachten und dies mit dem Status von vor zehn Jahren vergleichen, so hat es bereits massive Fortschritte gegeben. Visionäre Konzepte wie Tesla tragen dazu bei, dass diese Technologie viel schneller Verbreitung findet. Auch die derzeit noch vorhandenen Kaufhürden wie Preis, Ladehäufigkeit und Reichweite werden sich stetig verbessern. Die klassischen Automobilkonzerne springen nun spät, aber doch auch auf den E-Zug auf, was meiner Meinung nach eine noch raschere Verbreitung der Technologie bewirken wird.

Wo ist E-Mobilität im Tourismusbereich ein Thema?
E-Mobilität ist im Tourismus schon angekommen, allerdings zum Teil auch noch in den Kinderschuhen. Zum einen gibt es schon erste Hotelkonzepte wie Alpine Pearls mit 28 Destinationen in Italien, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Österreich oder auch das Projekt Transdanube, bei denen die nachhaltige Mobilität im Vordergrund steht. Auch bei Nachhaltigkeitszertifizierungen wie beispielsweise Green Globe sollten 20 Prozent der bestellten Waren eines Hotels mit kraftstoffsparenden Fahrzeugen transportiert und die Gäste mit Hybrid- beziehungsweise Elektrofahrzeugen vom Flughafen abgeholt werden. Hier müssen in Zukunft auch Lieferanten umdenken. E-Bikes sind in Hotels schon relativ oft verfügbar.

Wie hoch schätzen Sie die Wichtigkeit des Themas „Nachhaltigkeit in der Hotellerie“ für den E-Mobilitätskunden ein?
Wenn ich mich für nachhaltige Mobilität entschieden habe, möchte ich auch in einem nachhaltig betriebenen Hotel übernachten. Eine Gästeumfrage, die wir vor drei Jahren mit der Modul Universität Wien gemacht haben, hat ergeben, dass das Thema Nachhaltigkeit für den Hotelgast schon damals unter den Top Ten der Auswahlkriterien lag.

Wo liegt die Herausforderung in der Implementierung nachhal­tiger Konzepte im Tourismus?
Nachhaltigkeit muss glaubhaft für den Kunden sein und darf nicht als Greenwashing wahrgenommen werden. Auch die Mitarbeiter müssen es leben. Betriebswirtschaftlich kann ich durch bestimmte Maßnahmen unbestritten meine Kosten reduzieren, vor allem beim Umgang mit Ressourcen. Aber in anderen Bereichen kann es sicher zu erhöhten Kosten kommen – beispielsweise wenn nur regionale Produkte oder Bioprodukte angeboten werden, nur mit regionalen Lieferanten gearbeitet wird oder auch bei der Ausstattung eines Hauses nur regionale Materialien verwendet werden – im Gegensatz zu günstig produzierter Ware im Ausland. Einsparungen überwiegen hier aber in den meisten Fällen.

Es gibt Hotels, die reizvolle Autos in ein attraktives Angebot miteinbeziehen. Ein Thema für Sie? Und wenn ja, käme der Tesla dabei infrage?
Wir können es unseren Kunden nur empfehlen. Das kann neben dem ökologischen Aspekt natürlich auch einen Mehrwert im Bereich Marketing und Werbung erzeugen. Ich wurde während meiner Testfahrt mit dem Model S ein paar Mal auf den Wagen angesprochen, und Neues ausprobieren möchte natürlich jeder gern.

Wien ist Staustadt Nummer eins. Nützen Sie die Öffis?
Ich fahre eigentlich gern mit den Öffis. Speziell bei Terminen in der Innenstadt brauche ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weniger Zeit, als wenn ich mit dem Auto fahren würde. Auch eine Zugfahrt nach München ist stressfreier als mit dem Auto. Mit der Familie verreise ich lieber mit dem Auto, das hat aber damit zu tun, dass wir immer den halben Hausrat mit im Gepäck haben. Dafür würde sich der Tesla Model S ja sehr gut eignen.