Managertalk: Margarete Schramböck, NextiraOne Austria GmbH

01.08.2005

Von Dagmar Haier
d. [email protected]
Foto Robert Polster

Mit welchem Ereignis wurde Ihnen klar: Ich werde Managerin?

Es gibt kein einzelnes Schlüsselereignis. Ich bin in die Rolle hineingewachsen mit steigender Verantwortung für immer umfangreichere Aufgaben, was nicht immer auch mit steigender Mitarbeiterzahl einherging. Es ist eher eine Grundeinstellung zum Thema Verantwortung und Entscheidungen treffen, die mich auf natürlichem Wege dorthin geführt hat, wo ich heute bin.

Was würden Sie tun, wenn es diesen Job nicht gäbe?

Ich sage immer: Gebt mir eine Klopapierfabrik auf einer grünen Wiese aufzubauen, und ich mach' das für euch. Dabei kommt es immer und einzig und allein darauf an, mit den richtigen Leuten im eigenen Team zu arbeiten.

Wie definieren Sie Nachhaltigkeit?

Sie steht für langfristige Verantwortung und kontinuierliche Weiterentwicklung eines Unternehmens hin zum Erfolg. Ich halte nichts vom kurzfristigen Quartalsdenken der Großkonzerne, da ich glaube, dass dies nicht zum Optimum für das Unternehmen und die Mitarbeiter führt. Quartalsdenken dient nur dazu, seine eigene Position kurzfristig abzusichern, aber nicht langfristig Wert für das Unternehmen zu schaffen.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mit Nachhilfestunden, die ich als Schülerin gegeben habe.

Wie bereiten Sie sich auf wichtige Konferenzen/Verhandlungen vor?

Wichtige Verhandlungen gehören so gut vorbereitet wie das was man am liebsten tut, z. B. ein Abendessen für den Partner oder eine Reise, auf die man sich schon lange freut. Nur mit dieser Einstellung wird für mich die Vorbereitung zur Freude und so richtig gut. Der Vortrag oder die Verhandlung selbst ist dann nur mehr Endprodukt und eigentlich nicht mehr so wichtig. Ich bereite mich auch gerne gemeinsam mit jemandem vor, da im Gespräch oft die besten Ideen entstehen.

Wer hält für Sie Ordnung im Terminkalender?

Meine gute Seele und die beste Assistentin, die man sich wünschen kann; wie bei vielen Managern ist sie Herrin über meine Termine. Auf diesem Wege ein Danke an Monika Fuhrmann.

Was sehen Sie von Ihrem Schreibtisch aus bzw. wenn Sie aus Ihrem Bürofenster hinausschauen?

Vom Schreibtisch aus eine Zimmerlinde, die größer und größer wird und auf ein Bild meines lieben Freundes und Malers Leo Stopfer. Es heißt "Die Erde hat eine Haut" und strahlt sehr viel Ruhe und grüne Gelassenheit aus.
Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich rechts den Leopoldberg und die satten grünen Wälder bis zu seiner Spitze.

Wem gehört die Zukunft?

Den Kindern.

Wie managen Sie Ihren privaten Haushalt?

Ich bin vor kurzen in eine neue Wohnung gezogen, im Grünen und mit Blick auf alte Laubbäume. Da mir das solche Freude dort bereitet, manage ich meinen Haushalt zur Zeit selbst ohne fremde Unterstützung.

Was müsste aus Ihrer Sicht in Österreich anders laufen?

Eine wirkliche Veränderung in der Unterstützung berufstätiger Mütter. Alles was bisher gemacht wurde, schadet eher einem problemlosen und ganz natürlichen Wiedereinstieg von Frauen. Es ist keine individuelle Aufgabe der Familien dafür zu sorgen, dass es qualitativ hochwertige ganztägige Betreuung für Kinder gibt, sondern eine politische, dieses Problem endlich zu lösen. Leider sehe ich bisher keine Ansätze dazu, den bereits erprobten Modellen anderer Länder zu folgen. In Frankreich oder Schweden ist es ganz selbstverständlich, dass Frauen wieder einsteigen, und die Unternehmen profitieren sogar davon.

Bei welcher Gelegenheit ertappen Sie sich bei Selbstgesprächen?

Ich bin eine große Selbstgesprächführerin - besonders wenn, ich mich über etwas freue oder ärgere. Ich führe übrigens auch gerne Gespräche mit meinen Pflanzen, meist morgens.

Ehrlich: Wo treffen Sie mehr bzw. wichtigere Entscheidungen, beim Verhandeln im Konferenzraum oder beim Geschäftsessen?

Abseits von Meetings und Geschäftsessen. Wichtige Entscheidungen über Änderungen in der Organisation z. B. über neue Geschäftsfelder oder strategische Ausrichtungen müssen reifen. Irgendwann weiß man dann absolut, was zu tun ist, und das kann beim Blick in den Garten oder beim Warten im Kaffeehaus bei einem Kundentermin ebenso passieren.
(7-8/05)