Hoch hinaus

Industriellenvereinigung
02.11.2011

Angsteinflößende Attraktionen sind das Geschäft von Walter Pondorfer. Präzision ist die Grundkonstante im Geschäft des Erfinders des größten Kettenkarussells der Welt.

Manche lassen die Träume der Kindheit auch als Erwachsene nicht los. Der Tiroler Walter Pondorfer ist so einer. Schon als Jugendlicher faszinierten ihn die spektakulärsten Vergnügungs­attraktionen im Wiener Prater und auf den Volksfesten. Nicht nur zwecks der Mutprobe, sondern vor allem wegen der technischen Leistung, die dahintersteckt. So war es kein Zufall, dass er vor 16 Jahren bei einer Attraktion eines australischen Schaustellers in einem kanadischen Vergnügungspark länger stehen blieb, mit dem Betreiber ins Gespräch kam und sich wenig später in die Bungee-Technologie einführen ließ.

Einige Monate danach betrieb Pondorfer seine eigene Kugel, die durch Bungee-Seile maximal zwei Insassen am Schwarzl-Teich in der Nähe von Graz in luftige Höhen schoss. Pondorfer hatte die Idee seines nunmehrigen australischen Kollegen perfektioniert und war mit seiner neugegründeten Firma Funtime in den Markt der Schausteller, Themen- und Lunaparks eingestiegen. Mittlerweile exportiert er seine Geräte in alle Welt. Dem Tüftler aus Tirol ging es stets darum, neue Wege zu erschließen. „Mir wäre fad, immer das Gleiche zu machen", grinst Pondorfer, während er auf seine bisher aufsehenerregendste Erfindung zeigt: das mit 117 Metern Höhe größte Kettenkarussell, welches er seit vergangenem Jahr im Wiener Prater betreibt.


Präzision als Versicherung

Präzises Arbeiten ist für Pondorfer in erster Linie der Garant für die größtmögliche Sicherheit. Beim Riesenkarussell hat man sich etwa Anleihen beim Fahrstuhlbau genommen. Auch ansonsten ist jede Bewegung des 210 Tonnen schweren Kolosses von Inspektoren ganz exakt ausgelotet worden. Insgesamt wurden hunderte einzeln geprüfte Eisen- und Stahlkomponenten mit rund 90.000 Schrauben und Verbindungsmittel zusammengebracht. Die präzise Verarbeitung der Materialien bis hin zur kleinsten Schweißnaht ist grundlegend wichtig – all das läuft bei Pondorfers Ziviltechniker Walter Gößweiner zusammen. Hier gibt es kein Teil, das nicht geprüft ist, versichert der Sachverständige.

Gößweiner arbeitet mit dem urigen Attraktionserfinder Pondorfer schon seit Jahren erfolgreich zusammen. Beim Entwerfen neuer und immer höherer Attraktionen nehmen die beiden mittlerweile Anleihen aus der Flugzeugtechnik. Der ausführende Ingenieur muss in der Konzeption nach einer exakten Berechnung der Grenzwerte trachten, die letztendlich ausschlaggebend für die Umsetzbarkeit ihrer Ideen ist. „Ein Ingenieur muss genau eruieren, wie hoch die Belastungen bei welcher Bewegung sind. Ansonsten müssen wir das gesamte Gerät doppelt so stark bauen, und dann wiegt es statt einer Tonne zwei Tonnen, und das Ganze verliert an Attraktivität", erklärt Pondorfer die Herausforderungen, welche letztlich auch den Reiz seiner Unternehmungen ausmachen.


Eine Weltneuheit im Köcher

Präzision fängt bei dem Tiroler mit dem vertrauensvollen menschlichen Umgang an. „Ich arbeite, wo es geht, mit Partnern zusammen, die ich schon lange kenne. Meine Mitarbeiter sind im Normalfall zu neunzig Prozent Alteingesessene, zu denen ich volles Vertrauen habe", fährt Pondorfer fort und schweift dabei sichtlich mit seinen Gedanken ab.
Woran denkt er? Eine Idee für eine neue Attraktion? Der Erfinder lacht. Er sagt, er habe da schon etwas im Kopf. Das würde etwas ganz Großartiges werden. Eine Weltneuheit, von der er aber derzeit noch nichts verraten will. Das Riesenkarussell im Prater hat es übrigens als weltweit größtes seiner Art ins Buch der Rekorde geschafft. Man darf also auf den nächsten Coup gespannt sein.