Realistisch bis optimistisch
Vor wenigen Wochen haben sich elf Energieversorgungsunternehmen zum Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) zusammengeschlossen. Das erklärte Ziel: eine kosteneffiziente, flächendeckende, offene und interoperable Versorgung mit Elektromobilität aus Erneuerbarer Energie in Österreich. Wie man das erreichen will, hat uns Jürgen Halasz, Vorstandsvorsitzender des BEÖ im Interview erklärt.


Die E-Mobilität hat sich bislang sehr schwer getan, breite Massen zu begeistern. Hohe Preise, niedrige Reichweiten und fehlende Infrastruktur haben die Entwicklung gehemmt. Wie will der BEÖ für bessere Rahmenbedingungen sorgen?
Der Bundesverband Elektromobilität Österreich wird an den Prozessen zur Umsetzung von Gesetzen und anderen Rahmenbedingungen aktiv mitwirken. Das betrifft insbesondere die Incentivierung der Anschaffung von e-Fahrzeugen. Hier wünschen wir uns zum Beispiel stärkere Anreizsysteme im Zuge der Steuerreform. Darüber hinaus wollen wir als BEÖ Mindeststandards definieren und die nötigen Rahmenbedingungen für die Herstellung einer Interoperabilität der Ladestationen schaffen – in Österreich und international. Besonders wichtig sind dabei intelligente, backend-fähige Ladestationen, die eine Remote-Steuerung zulassen. Und besonders wichtig ist uns natürlich die Vernetzung aller Player am e-Mobilitätsmarkt.
Die E-Mobilität wäre vor allem im urbanen Raum eine attraktive Alternative. Allerdings sind zum Beispiel in Wien extrem viele Autofahrer Ampelparker. E-Tankstellen auf öffentlichem Raum hat die Wiener Regierung bislang nicht zugelassen. Wie sieht Ihr Lösungsansatz aus?
Gerade im urbanen Raum ist der öffentliche Verkehr sehr gut ausgebaut. Der Fokus sollte in Städten auf intermodalen Pendlerwegeketten liegen, also auf der Vernetzung von Individualverkehr mit öffentlichem Verkehr. Ermöglicht wird das zum Beispiel durch Ladestationen an Verkehrsknotenpunkten. Die Rolle des BEÖ ist es hier, Rahmenbedingungen zu empfehlen und Mindeststandards zu schaffen, wie etwa Ladestationen auf gewerblichen Flächen, vor Einkaufszentren, an Verkehrsknotenpunkten sowie Ladestationen im verdichteten Wohnbau. Als Bundesverband werden wir auch bei der Etablierung von modernen Verkehrskonzepten mitwirken, etwa durch Verkehrsberuhigung, e-Carsharing, e-Citybikes, e-Taxis, e-Zustelldienste etc.
Arbeitet der Verband auch mit öffentlichen Verkehrsträgern zusammen?
Ja. Einzelne Mitglieder des BEÖ arbeiten bereits mit öffentlichen Verkehrsträgern zusammen. Etwa im Projekt eMorail. Das ist ein e-Carsharing-System der ÖBB. Ein gutes Beispiel ist auch das BEÖ-Mitglied Linz AG, das sogar selbst den öffentlichen Verkehr in Linz betreibt. Weitere Projekte sind erwünscht und in Planung.
Ihre Prognose beziehungsweise Ihr Wunsch: Wie viele E-Autos werden in Österreich in fünf Jahren auf der Straße sein?
Wenn es gelingt, die notwendigen Standards und Rahmenbedingungen zu schaffen und alle Player im E-Mobilitätsmarkt miteinander kooperieren, schließen wir uns als BEÖ den Berechnungen des Umweltbundesamts von e- und Plugin-Hybridfahrzeugen für das Jahr 2020 an: 150.000 sind realistisch – 200.000 sind optimistisch.