Arbeitskräftemangel

Personalnot als Nagelprobe für Österreichs Wirtschaft

54 Prozent der österreichischen Unternehmen sind von Personalknappheit betroffen, 23 Prozent sogar sehr, das geht aus der Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 im Frühjahr 2025 hervor. Die Auswirkungen sind deutlich spürbar. Die drei häufigsten Folgen sind steigende Kosten, um bestehende Mitarbeiter zu halten, hohe Zusatzbelastungen für Mitarbeiter und Umsatzeinbußen. Dennoch stehen viele Betriebe bei Nachbesetzungen auf der Bremse – vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen.

Der Arbeitskräftemangel ist bei 54 Prozent der heimischen Unternehmen unverändert groß und wird in Verbindung mit der Suche nach geeignetem Personal als die größte Herausforderung 2025 gesehen. Insbesondere in der Gastronomie/Beherbergung (85 Prozent), der Bauwirtschaft (65 Prozent) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (60 Prozent) ist die Lage schwierig. Neben den gestiegenen Kosten für bestehende Mitarbeiter*innen sowie hohe Zusatzbelastungen für die Teams zählen die steigende Unzufriedenheit auf Mitarbeiter*innen- und Kund*innenebene, der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und kleinere Produktsortimente aufgrund fehlender personeller Ressourcen zu den häufigsten Auswirkungen der Beschäftigungskrise.


„Viele Unternehmen sind gezwungen, an allen Ecken und Enden zu kürzen. […] Nach mehreren Rezensionsjahren braucht es gezielte Wirtschaftsimpulse, um den Spielraum der Betriebe wieder zu vergrößern.“ Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG


Finanzielles Dilemma: 70 Prozent besetzen nicht vollständig nach

Wie knapp das Geld im Moment vielerorts bemessen ist, zeigt sich auch daran, dass sieben von zehn Unternehmen offene Stellen nicht vollständig nachbesetzen. Das bedeutet, dass in diesen Betrieben entweder überhaupt keine Nachbesetzungen (30 Prozent) erfolgen oder nur „absolut notwendige Stellen“ (39 Prozent) nachbesetzt werden. Besonders häufig ist dies im Bereich Grundstücks-/Wohnungswesen, in der Bauwirtschaft, in der Produktion und im Handel der Fall. Im Gegensatz dazu werden sämtliche Stellen am ehesten im Bereich wirtschaftlicher Dienstleistungen wie etwa im Finanz- und Versicherungsbereich oder im Bereich „Information und Kommunikation“ vollständig nachbesetzt.

„Die Wahrung der wirtschaftlichen Stabilität wurde für viele Unternehmen zuletzt zum echten Kraftakt. Daher stehen viele bei Nachbesetzungen auf der Bremse, obwohl neues Personal gerade jetzt frischen Wind bringen könnte“ Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG

Mehr Personal gibt es nur selten

In Anbetracht einer unsicheren Auftragslage und teils sinkender Umsätze möchten viele Unternehmen zusätzliche monetäre Aufwände vermeiden. Dazu haben sie in den vergangenen Jahren massiv an der Kostenschraube gedreht und sich einem rigorosen Kostenmanagement unterworfen. Die Folgen belasten auch das Recruiting massiv. Obwohl der Personalmangel offensichtlich ist, haben lediglich 18 Prozent der Unternehmen geplant, ihre Mitarbeiterzahl im laufenden Jahr zu erhöhen – am ehesten ist das im Bereich „Information und Kommunikation“ und im Gesundheits- und Sozialwesen der Fall. Sollte der Personalstand tatsächlich erhöht werden, so geschieht dies vorwiegend in den Bereichen Service/Produktion, im Vertrieb und in der IT.

Fachspezifische und digitale Weiterbildung im Fokus

Abseits des Arbeitskräftemangels haben 20 Prozent der Unternehmen ihr Weiterbildungsangebot innerhalb der vergangenen fünf Jahre ausgebaut – am häufigsten ist das in den Bereichen „Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ und „Information und Kommunikation“ der Fall. Weitere 45 Prozent haben ein entsprechendes Angebot zumindest nicht gekürzt. Im Fokus stehen vordergründig neben einer adäquaten fachspezifischen Fortbildung (82 Prozent), die Aneignung digitaler Fähigkeiten (40 Prozent) sowie die Persönlichkeitsentwicklung (22 Prozent).

Zur Umfrage: Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben im März 2025 rund 1.100 Unternehmen teilgenommen.

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