The Long Road

Fallbeispiel: Wie die Paysafecard.com Wertkarten AG EU-Förderungen anzapfte – und was sie damit vor hat.
Von Harald Hornacek h.hornacek@wirtschaftsverlag.at
Fotos Robert Polster
Paysafecard ist ein relativ junges Unternehmen, das eine Prepaid-Karte zum Bezahlen im Internet entwickelt hat. Erhältlich in Nominalen von 10, 25, 50 oder 100 Euro, können bis zu zehn Paysafecards pro Transaktion kombiniert werden. Vorteil der Paysafecard, deren Kartenguthaben durch die Bankpartner BAWAG-P.S.K. (sie ist auch Herausgeberin der Karte) und Commerzbank AG (deutsche Herausgeberin) gesichert sind: Es ist eine anonyme Zahlungsmöglichkeit, für die keine personenbezogenen Daten notwendig sind. „Paysafecard ist Bargeld für das Internet“, erklärt Michael Müller, Vorstandssprecher der Paysafecard.com Wertkarten AG. Udo Müller, International Business Development, ergänzt: „Prepaid-Karten sind den Kunden aus der Telefonie bekannt, daher ist dieser Geschäftszweig auch stark im Wachsen begriffen.“
Die Anwendung erfolgt denkbar einfach: Wertkarte oder PIN-Code kaufen, im Web-Shop „paysafecard“ als Zahloption wählen, PIN-Code auf der Karte freirubbeln, 16-stelligen Code eingeben, und die Bezahlung ist getätigt. Gekauft werden kann die Karte an Kiosken, Tankstellen oder bei MediaMarkt & Co., insgesamt gibt es in Österreich und Deutschland mehr als 10.000 Verkaufsstellen.
Die Geschäftsidee bedeutet auch, dass physische prepaid Karten durch elektronische Ausdrucke abgelöst werden. Die wesentlichen Merkmale der Karte werden an der Verkaufsstelle direkt vor dem Kunden ausgedruckt. Bereits 95 Prozent aller Paysafecards in Deutschland werden auf Basis des elektronischen POS-PINs verkauft. Die Paysafecard kann auch online erworben werden. Bisher aktzeptieren mehr als 2000 Web-Shops – Onlinedienste, Wettservices, Musikdownloads oder Versandhändler (Amazon allerdings noch nicht) die Paysafecard als Zahlungsmittel. Jetzt möchten Michael und Udo Müller vor allem den ost- und südeuropäischen Markt in Angriff nehmen: „Wir wollen lokale Webshops in der Slowakei akquirieren, und uns in Slowenien, Griechenland und Spanien stärker engagieren“, sagt Michael Müller. Grund dafür: In Südeuropa gibt es keine so hohe Kreditkartendurchdringung wie im Westen, daher sei der Markt für Prepaid-Karten sehr attraktiv. Die Auslieferung von Karten in die neuen Zielmärkte hat bereits begonnen. Insgesamt sollen bis 2010 neun neue Länder erschlossen werden.
Dazu braucht es aber Geld – und ein Teil davon, wenn auch bei weitem der kleinere, kommt über EU-Förderungen.
Experten gefragt
Sabine Seidl ist akkreditierte Exportberaterin und als Konsulent für die Unternehmensberatung Heller Consult im Bereich Förderungen tätig. Für Paysafecard konnte sie eine EU-Förderung vermitteln: Mit dem Programm eTEN unterstützt die EU den Auf- und Ausbau elektronischer Dienste (E-Dienste) mit transeuropäischer Dimension. „Ziel des Programms ist es, die Einführung dieser Dienste zu beschleunigen und so zur Stärkung des europäischen Gesellschaftsmodells beizutragen, das durch die Einbeziehung aller und sozialen Zusammenhalt geprägt ist“, erklärt Seidl. Dazu werden Dienste gefördert, in deren Mittelpunkt der Mensch steht und die für alle zugänglich sind. Soweit möglich, wird die regional oder sozial bedingte digitale Kluft bekämpft und die Lebensqualität verbessert, indem insbesondere Dienste von öffentlichem Interesse effizienter gestaltet und einfacher zugänglich gemacht werden.
Idee der EU-Förderung: Durch die Erleichterung des Informationszugangs und durch neue Lern- und Kommunikationsweisen werden die Bürger zur Beteiligung an der Informationsgesellschaft ermutigt. Damit ist eTEN ein Kernbestandteil der Initiative eEurope zur Schaffung einer „Informationsgesellschaft für alle“, die allen Bürgern, Unternehmen und Behörden die umfassende Nutzung der Vorteile der Informationsgesellschaft ermöglichen soll.
Durchgeführt wird das Programm eTEN von der Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten, die im eTEN-Verwaltungsausschuss vertreten sind. Die finanzielle Unterstützung im Rahmen von eTEN erfolgt in Form von Zuschüssen oder Beschaffungsmaßnahmen. Jährlich wird ein eTEN-Arbeitsprogramm veröffentlicht, in dem die Ziele, Prioritäten und Maßnahmen für das jeweilige Jahr, die Verwendung der Haushaltsmittel und die Auswahl der zu unterstützenden Arbeiten festgelegt werden.
In seinem Mittelpunkt stehen der Auf- und Ausbau elektronischer Dienste von öffentlichem Interesse, deren stärkere transeuropäische Ausrichtung und die Verbesserung ihrer Ausstrahlung. Um dies zu erreichen wird im Jahr 2005 besonders auf das Realisierungspotenzial der Projekte geachtet werden.
Projekt Paysafecard
Als „Einführungsprojekt“ wurde die Etablierung eines funktionierenden „Prototyps“in weiteren europäischen Märkten beantragt, hierbei werden höchstens 10 Prozent der förderbaren Gesamtinvestitionskosten gefördert. Im Falle von Paysafecard ist ein Zuschuss in Höhe von mehreren 100.000 Euro zu erwarten. Stichwort Geldfluss: Dieser wird bei Projektzusage im Fördervertrag mit den Projektkonsortium verhandelt und festgelegt. Es besteht die Chance bzw. Möglichkeit einer Anzahlung.
Übrigens: In Österreich konnte Paysafecard auf eine WAFF-Förderung zugreifen, die ebenfalls von Heller Consult vermittelt wurde und in deren Rahmen die Anstellung von Mitarbeitern gefördert wurde.
(12/05)