Finanzberater Herbert Batliner beweist Kunstsinn

Herbert Batliner, durchaus weltweit bekannter Wirtschaftstreuhänder, gilt als Kunstmäzen. Jetzt brachte Batliner einen neuen Bildband heraus und eröffnete in Salzburg eine Ausstellung. Von Marta S. Halpert
Herbert Batliner rangiert auf Platz 1 der Titelhelden. Doch hier handelt es sich nicht um ein Medien-Ranking, sondern um etwas viel Exklusiveres: In Elisabeth Horvaths Buch „Orden und Titel in Österreich“ wird im Kapitel „Titelhelden“ penibel aufgezählt, wer hierzulande die meisten Orden eingeheimst hat – und da führt der einflussreiche Anwalt und Vermögensberater aus Liechtenstein die Hitliste unangefochten an. Bereits 1978 erhielt der heute 77-jährige studierte Jurist und Wirtschaftswissenschafter das Große Silberne Verdienstkreuz um die Republik Österreich. 1999 wurde Batliner das Große Goldene Ehrenzeichen mit Stern für die Verdienste um die Republik Österreich verliehen – übergeben durch den damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil, einen langjährigen engen Freund Batliners.
Seine Affinität zu Österreich erklärt der international stark vernetzte Vermögensberater aus Liechtenstein so: „Meine Mutter stammt aus Österreich, ich habe hier studiert und zweimal promoviert. Meine engsten Freunde leben in Österreich und sind Österreicher. Das war für mich immer sehr wichtig.“
Vielleicht erklärt das auch, warum der leidenschaftliche Kunstsammler aus Vaduz sein opulent gestaltetes Buch mit dem Titel „Verborgene Meisterwerke“ (Bilder, Zeichnungen, Plastiken, Keramiken) gerade dem Wiener Christian Brandstätter Verlag anvertraute. Außerdem zeigt das Salzburger Museum der Moderne noch bis Anfang Juli ausgewählte Werke aus der Batliner-Sammlung.
Sammlerblick
„Ich kaufe mit dem Auge, ich suche die Werke nicht mit Hilfe eines kunsthistorischen Baedeker aus“, versichert Batliner, der auf diese Weise – und mit Hilfe kundiger Galeristen – in den letzten 45 Jahren eine beeindruckende Sammlung verschiedenster Kunstrichtungen erworben hat. Diese reicht von den französischen Impressionisten, Schwerpunkt auf Claude Monet, bis zu den deutschen und österreichischen Expressionisten, wie Ernst Ludwig Kirchner und Oskar Kokoschka, und der Klassischen Moderne. Die Bauhaus-Künstler sind ebenso vertreten wie die Moderne in Russland.
Wie kam der konservative Anwalt, dem oft auch unkonventionelle politische und finanztechnische Ratschläge nachgesagt werden, zur Kunst? „Durch Zufall über Alberto Giacometti. Ich erinnere mich gut an meinen ersten Kauf. Es war in Paris nach einem Kliententermin, da schlenderte ich über die Faubourg Saint-Honoré und sah in einer Vitrine diese Diego-Büste von Giacometti. Ich verhandelte ziemlich lange mit dem Galeriebesitzer, weil er auf mein Angebot – es war um ein Drittel niedriger als sein Preis – nicht eingehen wollte. Schließlich akzeptierte er aber meinen Vorschlag.“
Der Vater von vier erwachsenen Kindern besitzt diese Büste heute noch. „Ich sammle nicht, um Dinge zu besitzen. Ich lebe mit meinen Bildern, sowohl im Büro wie zu Hause. Die Kunstwerke meiner Sammlung fordern mich heraus, sie verstören mich und trösten; sie bereichern mich emotional und geistig in einem viel höheren Masse als ihre finanziell darstellbare Wertsteigerung es je vermöchte“. Obwohl die jetzt dokumentierte Sammlung der R. & H. Batliner Art Foundation noch nicht abgeschlossen ist, hat der kundige Jurist schon Vorkehrungen für die Einheit der Sammlung getroffen. „Wir haben uns innerhalb der Familie geeinigt. Die Sammlung ist in eine Stiftung eingebracht; sie wird über meinen Tod hinaus Bestand haben und darf unter keinen Umständen getrennt werden.“
Dürfen dann die beiden Töchter und Söhne auch Bilder für die Sammlung erstehen?
„Für die R. & H. Batliner Art Foundation kaufen meine Frau und ich, unsere Kinder erwerben Kunst im Rahmen ihrer Möglichkeiten nur für ihren privaten Bereich. Sie haben aber die Möglichkeit, maximal für zwei Jahre Bilder für ihre Wohnungen auszuleihen. Dann müssen die Bilder wieder zurück in die Stiftung.“
Vertrag mit Husslein
Der Vertrag über die Leihgaben an das Museum der Moderne in Salzburg wurde noch mit Ex-Direktorin Agnes Husslein fixiert. „Wenn die Chemie stimmt, bleibt der Vertrag mit dem neuen Direktor Toni Stooss aufrecht. Wenn nicht, werden wir uns trennen“, so einfach sieht das der Liechtensteiner. Als Sponsor, zum Beispiel der Salzburger Festspiele bezeichnet er sich nicht: „Ich bin eher Mäzen. Ich mache ja keine Werbung mit meiner Donation.“ Aber für eine stärkere Förderung des Mäzenatentums tritt er dezidiert ein: „In Amerika basiert das gesamte gesellschaftliche und kulturelle Leben auf Mäzenatentum. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch in Österreich ausgebaut werden könnte. Vorausgesetzt man gewährt steuerliche Privilegien wie in den USA, wo Investitionen in die Kunst steuerlich absetzbar sind – und zwar vom errechneten Steuerbetrag.“
Wer Herbert Batliner in seinem Büro besucht, weiß meist nicht, dass eine unerwartete Prüfung auf ihn wartet. Der erfahrene Vermögensverwalter und Treuhänder beobachtet das Verhalten seiner Gäste im Kontext seiner eigenen Leidenschaft für die Kunst. „Viele Leute nehmen das Bild, unter dem sie sitzen, nicht einmal wahr. Das Gespräch wird sofort auf das Geschäftliche gelenkt, und dann geht der Besucher wieder an den Werken von Jawlensky, Feininger und Nolde desinteressiert vorbei. Das hat nichts mit Diskretion zu tun, sondern beruht auf bodenloser Ahnungslosigkeit. Das erschüttert mich manchmal geradezu.“
Auch der Gedankenaustausch mit anderen Sammlern oder Kunsthistorikern, aber vor allem mit Künstlern, bedeutet für ihn Lebensqualität. „Mit Max Weiler früher oder jetzt mit Georg Baselitz oder Arnulf Rainer zu sprechen, bedeutet mir mehr als so manche Geschäftssitzung“.
Die Kanzlei Batliner & Gasser in Vaduz beschäftigt 75 Mitarbeiter, davon sind 10 Juristen. Die „First Advisory Group“ an gleicher Adresse bietet unter dem Motto „All Around Finance – For Your Benefit“ diverse Formen der Vermögensverwaltung an. In Österreich hat sich Batliner mit der Gründung seines „Europainstituts“ in Salzburg viele Freunde gemacht und pflegt seine Kontakte bis hin die höchsten ÖVP-Kreise. Und wie viel Zeit bleibt dem Treuhänder – der auch sehr enge Kontakte zur deutschen CDU unterhält – neben den Kunsteinkäufen noch für die berufliche Beratertätigkeit? Batliner zur „wirtschaft“:“Ich widme ca. 20 Prozent meiner Zeit der R. & H. Batliner Art Foundation und der aktiven Beschäftigung mit Kunst.“
(5/06)