DM-Geschäftsführer Martin Engelmann

Redaktion Die Wirtschaft
31.01.2012

DM-Geschäftsführer Martin Engelmann glaubt an die individuellen Fähigkeiten des Menschen – egal ob Mitarbeiter, Kunde oder Lieferant. Und daran, dass sich diese soziale Unternehmens­philosophie in die Welt exportieren lässt.

Auf die Rolle des Glaubens im Unternehmertum angesprochen, stellt es Martin Engelmann zunächst sprichwörtlich die Haare auf. Eine zu enge Verwendung der Begrifflichkeit liegt dem Mann mit dem kurzgeschorenen Haupt, der seit drei Jahren die Drogeriekette DM Österreich leitet, nicht. Glaube klinge zu sehr nach Hoffnung, sagt er. Und hoffen ist keine Kategorie im harten Geschäftsleben – zumindest nicht, wenn man eine selbstbewusste Firmenphilosophie vertritt. Woran Engelmann aber glaubt, sind die Fähigkeiten der Menschen in seinem Umfeld und an die Selbstverantwortung des Einzelnen.

Mensch im Fokus
1. Wirtschaftsgemeinschaft
2. Konsumentenbedürfnisse
3. Entwicklungsmöglichkeiten
4. Vorbild für das Umfeld

Doch worin liegt eigentlich die persönliche Wirtschaftsethik des 50-jährigen DM-Chefs? „Aus der im Römischen Recht festgelegten Sorgfalt des Kaufmanns, der in der griechischen Antike stammenden Fähigkeit zur Selbstreflexion sowie aus den Zehn Geboten des Christentums“, fasst Engelmann die Wurzeln seiner abendländische Wirtschaftsethik zusammen und liefert also doch noch einen Verweis auf den eingangs abgelehnten Glaubensbegriff.

Hunderte Seiten starke CSR-Kataloge sucht man in der Zentrale von DM Österreich in Salzburg vergebens. „Nur wer seine Wertehaltung nach innen lebt, kann auch nach außen wirksam sein – da kann man noch so schöne Kampagnen und Broschüren gestalten“, meint Engelmann. Das war auch die Strategie bei der erfolgreichen Expansion nach Südosteuropa, wo DM Österreich mittlerweile in neun Ländern 910 Filialen führt. Seiner sozialen-anthroposophischen Unternehmensphilosophie ist Engelmann mit DM also auch in der Expansion treu geblieben. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, lautet ein Grundsatz von Personalern, die der Denke des vergangenen Jahrhunderts verhaftet sind, den Engelmann für sein Unternehmen mühelos in „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“ umdrehen kann. Lehrlinge bekommen etwa schon kurz nach Lehrabschluss die Möglichkeit, sich als Filialleiter zu beweisen.

Prämiensysteme sieht er als Misstrauensbeweis gegenüber den Mitarbeitern und werden daher vermieden. Außerdem können die Mitarbeiter eine Vielzahl von Weiterbildungsangeboten wahrnehmen, die auch gern mal über das rein Berufliche hinausgehen. So schenkte man vergangenes Jahr der 5.600 Mitarbeiter starken Belegschaft einen freien Tag, der für soziale Freiwilligenarbeit verwendet werden konnte. Mehr als 1.000 nutzten dieses Angebot und vertraten ihr Unternehmen so auch vorbildlich nach außen. In dieser Tradition steht auch der Umgang mit den Kunden. Der totale Verzicht von Lockangeboten ist dabei gelebte Praxis. „Anstatt etwas verkaufen zu wollen, was der Kunde eigentlich gar nicht braucht, wollen wir vor- und mitdenken und dadurch Bedürfnisse bewusst machen“, beschreibt Engelmann die Strategie, die sich etwa in der gezielten Forcierung von Bio- und Naturprodukten oder in der Zusammenarbeit mit Verbraucherinteressengruppen bei der Produkteinführung widerspiegelt.

Der Leitsatz „Wer zahlt, schafft an“ führt bei Engelmann zu Stirnrunzeln. Schon auf Führungsebene wird das Konzept der „Dialogischen Führung“ gelebt. Sprich, es gibt hierarchisch kaum Anweisungen, sondern stattdessen Empfehlungen und gemeinschaftlich erarbeitete Vereinbarungen. Dasselbe gilt für den offenen Umgang mit Lieferanten, die laut Firmenphilosophie berechtigte Interessen besitzen mitzubestimmen, wie das Unternehmen handeln soll. „Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Bevormundung hemmt sein Reifen“, lautet der anthroposophische Leitsatz des Freiherrn von Stein, den DM seit 35 Jahren durch die Geschäftswelt trägt. Durchaus erfolgreich, wie die aktuellen Geschäftszahlen zeigen, wonach DM Österreich inklusive seiner Töchter in Südosteuropa 1,7 Milliarden Euro umsetzte. Doch was bedeutet der unternehmensphilosophische Grundsatz konkret? „Es ist eigentlich ganz banal“, meint Engelmann und beginnt aus dem Alltag zu plaudern, wobei er vier Punkte findet, die diesen Grundsatz manifestieren.

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